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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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nichts!«
    »Kitty, ich muss Schluss machen. Frohe Weihnachten übrigens.«
    »Was für eine Art Mann habe ich da großgezogen?«, kreischte sie.
    Sebastian beendete den Anruf. Als er ins Haus zurückkehrte, versuchte er das Echo ihrer Stimme aus seinem Kopf zu verbannen, aber Kittys Worte hatten ihn aus dem Gleichgewicht gebracht. Er wusste, dass sie recht hatte: Er besaß immer noch einen Namen, er hatte seine Gaben und sein Charisma. Vermutlich könnte er tatsächlich seine Religionsgemeinschaft wieder auf Vordermann bringen und sich auf Projekte konzentrieren, die ihm am Herzen lagen ... aber diesmal würde er es nur auf seine Weise tun, selbst wenn er Kitty damit noch mehr gegen sich aufbrachte als sowieso schon.
    Aber erst einmal musste er gründlich darüber nachdenken und es mit Reed durchsprechen.
    Sie hatte die Fähigkeit, die Dinge klar und nüchtern einzuschätzen.
    Lächelnd stieg Sebastian die Stufen zur Eingangstür empor. Als er sie aufschob, drangen Lachsalven an sein Ohr.
    Er beschleunigte seine Schritte, um herauszufinden, was er verpasst hatte.

49
    »Ich glaube, dieser Küste könnte ich nie überdrüssig werden«, sagte Reed und schaute über den nächtlichen Strand. Der Mond ergoss eine silbrige Bahn über die Bucht und ließ den Sand schimmern, während die zerzausten schwarzen Umrisse der Monterey-Kiefern windgepeitscht wirkten, obwohl die Nacht ruhig war. »Es ist, als würde ich jedes Mal ein neues Postkartenmotiv sehen, wenn ich den Kopf drehe. Oh, schau mal dort!« Sie wies auf ein Haus, das oben auf einem Felsvorsprung stand, die Fenster gelb vor dem kobaltblauen Nachthimmel. »Stell dir mal vor, wie es sein muss, von da oben den Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zu betrachten.«
    »Es hat etwas Magisches.« Sebastian legte den Arm um Reeds Schultern und zog sie an sich. »Weißt du, wenn Tess irgendwann allein sein wird – und ich hasse es, das auszusprechen –, könnte ich vielleicht für eine Weile herkommen, um ihr zu helfen. Ich habe sogar schon daran gedacht, für Ramon zu arbeiten, denn ich weiß, dass er Hilfe gebrauchen könnte, und ich könnte viel von dem alten Mann lernen.«
    Mit ernster Miene schaute Reed ihn an. »Wie viel Zeit hat Libby noch, was meinst du?«
    Sebastian zuckte die Achseln. »Schwer zu sagen. Bei Krebs weiß man nie. Sie lebt schon viel länger damit, als irgendjemand für möglich gehalten hätte.«
    »Ich kenne den wahren Grund dafür, dass du hierherziehen willst. Du willst, dass Tess jeden Tag für dich kocht«, lachte
Reed. »Das Essen war unglaublich gut. Ich kann kaum glauben, wie viel du gespachtelt hast!«
    »Stimmt, ich habe zu viel gegessen, aber der Spaziergang hilft – da, pass auf!« Sebastian wies auf eine große Wasserlache im Sand und sie umgingen sie. »Aber ich weiß nicht, was ich tun soll, Reed, ich bin hin und her gerissen. Jedes Mal, wenn ich denke, dass ich einer Entscheidung näher gekommen bin, ändere ich meine Meinung wieder.«
    »Hat es etwas mit Kittys Anruf vorhin zu tun?«
    »Teilweise.«
    »Hatte sie noch mehr schlechte Nachrichten?«
    Sebastian verlangsamte seine Schritte. »Ich traue ihr einfach nicht mehr. Überhaupt nicht. Aber was mich schier zerreißt, ist das: Ich möchte etwas Sinnvolles tun, aber dafür bräuchte ich ihre Hilfe.«
    »Und was möchtest du tun?«
    »Damals, als Kitty und ich mit unserer Religion anfingen, ging es nicht so sehr um Geld oder Ruhm, sondern darum, Menschen zu helfen, mit ihrer Trauer fertigzuwerden. Ich war noch sehr jung, aber ich wusste, ich konnte etwas bewirken. Aber dann hat Kitty alles aufgebläht, es ging nur noch um Penthouses und Aston Martins und Vanity-Fair -Interviews, und dann verzerrte sich irgendwie alles, es kamen der Mord an Luke, Armageddon-Sekten und Leute, die mein Boot rammen.« Er hielt inne. »Und nachdem ich dich kennengelernt habe, und Tess und Libby und Ramon und Chuck und sogar Mateo, bin ich überzeugt, dass nur eins zählt: Liebe und dass man anderen Menschen helfen kann.«
    »Also, wenn dir alle Möglichkeiten offen stünden, was würdest du machen wollen?«
    »Ich nehme an, ich würde Egoismus, Vorurteile und Gier bekämpfen wollen, das, was die Menschen unglücklich macht, und ihnen helfen, sich geliebt und sicher zu fühlen.«
    »Klingt, als würdest du dich zur Miss Universum bewerben«, witzelte Reed.
    »Ich weiß, es klingt blöd, aber es gibt so viel Elend auf der Welt, das niemand sieht – besonders in Amerika nicht. Reed, hast du schon mal die

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