Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
Vom Netzwerk:
wenig grantig. Wir haben gerade etwas erfahren, mit dem wir ... nicht gerechnet hatten.« Sie lächelte schwach. »Die Curcio-Suite wird Ihnen gefallen. Der Blick am Morgen ist unübertroffen, aber ich fürchte, Sie werden sich das Bett mit Maxi teilen müssen.« Sie blickte auf den Hund hinunter, der zu ihren Füßen hechelte und zu ihr aufschaute. »Er liebt die neue Matratze, mit der wir gerade das Bett ausgestattet haben.«
    Tess tauchte wieder auf, der Schlüssel baumelte in ihrer Hand. »Da wären wir.«
    Sebastian nahm den Schlüssel entgegen und griff mit der anderen Hand nach seiner Brieftasche. »Brauchen Sie eine Kreditkarte?«
    »Das erledigen wir morgen früh«, erwiderte Tess. »Gehen Sie den Flur hinunter«, sie zeigte mit dem Finger, »es ist die letzte Tür rechts.« Sie machte Anstalten, zum Sofa zurückzukehren.
    »Haben Sie schon etwas gegessen?«, fragte Libby.
    »Um die Wahrheit zu sagen, ich bin am Verhungern.«
    Libby wandte sich an Tess, die sich gerade wieder auf das Sofa fallen lassen wollte. »Liebes, warum machst du ihm nicht
einen Teller von diesen wunderbaren Makkaroni di Zita warm, die du heute gemacht hast? Er kann in seinem Zimmer essen.«
    Tess funkelte Libby an. »Klar«, antwortete sie trocken. »Warum habe ich nicht selbst daran gedacht?«
    »Aber keine Fleischklößchen oder so«, sagte Sebastian. »Ich bin Vegetarier.«
    »Keine Fleischklößchen«, grummelte Tess und begann das Wohnzimmer Richtung Küche zu durchqueren.
    »Wir bringen es Ihnen in Ihr Zimmer, damit Sie sich ordentlich ausruhen können«, sagte Libby mit einem beruhigenden Lächeln. »Und morgen früh können wir einander dann etwas besser kennenlernen.«
    »Wie Sie wollen«, murmelte Sebastian und griff nach seiner Reisetasche.

7
    Als ein Werbespot von McDonald’s die sinnlose Reality-Show unterbrach, die er guckte, nahm Chuck Niesen sich einen Moment Zeit, den überquellenden Aschenbecher auf dem Couchtisch nach vielversprechenden Resten zu durchforschen. Mit dem Fingernagel durchwühlte er den Haufen heruntergebrannter, bräunlicher Kippen. Nichts.
    Er fischte trotzdem eine heraus, entzündete sein Feuerzeug und nahm einen tiefen Zug, obwohl die Nikotinzufuhr kaum reichte, das Verlangen so lange zurückzudrängen, wie es dauern würde, zum Laden an der Ecke zu gehen und sich ein neues Päckchen zu holen. Es war besser, wenn er das sofort in Angriff nahm, denn es wurde bald dunkel und in einer Stunde würden die Straßen nicht mehr sicher sein.
    Er erinnerte sich, wie schön es früher gewesen war, als er sich immer ganze Stangen von dem verdammten Zeug geleistet hatte ... aber schließlich wollte er sich das Rauchen eigentlich abgewöhnen und die Stangen waren so teuer geworden. Da er kein Arbeitslosengeld mehr bekam und seine Rente noch nicht durch war, würde er sich wohl mit einem einzigen Päckchen Merits begnügen müssen.
    Ich sollte einfach ein für alle Mal aufhören, und das Geld sparen.
    Dann sagte er sich, dass es schwer genug gewesen war, clean zu werden, und dass er das durchhielt – immer nur für einen Tag zurzeit, klar –, war doch schon eine großartige Leistung, fand er. Also zum Teufel mit dem Rauchen.
    Er klopfte auf die Brusttasche seines Hemdes, und als er das schmale Bündel zerknitterter Dollarnoten fühlte, warf er die Arme nach vorn, beugte sich vor und stand vom Sofa auf.
    »Hank?«, rief er dem Mann in der Küche zu. »Ich geh mal schnell runter zum Laden. Brauchst du irgendwas?«
    »Danke nein«, antwortete Hank, der gerade die Geschirrspülmaschine ausräumte. »He, gehst du um sieben oder um acht zum Treffen?«
    »Wahrscheinlich um acht, ich will vorher noch den Artikel durchlesen, den du mir gegeben hast«, erwiderte Chuck. »Ich bin in ’ner Viertelstunde zurück.«
    Er polterte die Treppe des im Craftsman-Stil erbauten alten Hauses hinunter, öffnete die Maschendraht-Pforte, wandte sich nach rechts und schlenderte den unebenen Bürgersteig entlang.
    Es war schwülwarm in Mid City an diesem Abend, obwohl sie bereits Ende September hatten. Die ganze Woche über war es so heiß gewesen wie Mitte Juli, aber das machte ihm nichts aus, denn er wusste, die ersten Herbstwochen in Los Angeles kamen einem immer so vor, als wäre Sommer, allerdings mit ziemlichem Katzenjammer. Die Bewohner des Viertels waren erschöpft von der Hitze, und da die meisten zu arm waren, um sich eine Klimaanlage leisten zu können, standen alle Fenster offen, die Türen waren weit aufgerissen.

Weitere Kostenlose Bücher