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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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sich bei den Händen und ihre Gesichter waren verkniffen vor Stress. Der Arzt hatte ihnen gerade schlechte Nachrichten überbracht: Libbys Brustkrebs hatte Metastasen gebildet.
    »Herr im Himmel«, flüsterte Sebastian.
    Maxi hob den Kopf und seine Hundemarke klingelte leise.
    Sebastian blinzelte die Vision fort und ging ins Bad, um unter die Dusche zu gehen.

    Er fand die Damen am Kamin sitzend, in denselben Positionen, die sie am gestrigen Abend eingenommen hatten. »Haben Sie Kaffee?«, fragte er.
    Tess wies mit der Hand, ohne von ihrem Roman aufzublicken. »In der Küche ist eine frische Kanne. Bedienen Sie sich. Nehmen Sie sich ruhig von den Muffins.«
    Sebastian verschwand und kehrte mit einem dampfenden Kaffeebecher in der einen und einem Blaubeer-Muffin in der anderen Hand zurück. Er hielt nach der Sitzgelegenheit Ausschau, die am weitesten von den Frauen entfernt war, entdeckte einen Ohrensessel beim Fenster und setzte sich.
    Maxi folgte ihm, blieb vor Sebastian stehen und fing an, in Erwartung von Krümeln den Fußboden zu studieren.
    »Gut geschlafen?«, fragte Libby.
    Sebastian schüttelte den Kopf. »Äh ... nee«, erwiderte er und biss herzhaft in den Muffin. Er war köstlich und Sebastian schob sich mehr von dem lockeren, süßen Gebäck in den Mund.
    Tess legte ihr Buch hin und schaute zu ihm hinüber. »Plagt Sie das Gewissen?«, fragte sie honigsüß.
    »Tess«, sagte Libby warnend.
    »Also, wer hätte je gedacht«, fuhr Tess mit ihrer melodischen Stimme fort, »dass wir einmal den erstaunlichen Sebastian Black hier sitzen haben würden, in unserer bescheidenen Hütte.« Sie nahm einen zierlichen Schluck aus ihrem riesigen Kaffeebecher, ohne den wissbegierigen Blick von Sebastians Gesicht zu wenden.
    Sebastian wartete, bis er den Bissen heruntergeschluckt hatte, bevor er antwortete. »Hören Sie, ich weiß, dass manchen Leuten nicht gefällt, was ich mache. Ich habs verstanden, okay?«
    »Glauben Sie tatsächlich an das, für das Sie eintreten?«, fragte Tess rundheraus.
    Er zog in Erwägung, ihr wahrheitsgemäß zu antworten, überlegte es sich dann aber anders. »Ich will im Augenblick nicht näher darauf eingehen – eigentlich will ich nur frühstücken und mich dann auf den Weg machen.«
    »Wo wollen Sie denn hin?«, erkundigte sich Libby.
    »Sausalito«, murmelte er, den Mund voller Krümel.
    »Haben Sie dort einen Auftritt? «, wollte Tess wissen und nahm noch einen Schluck Kaffee.
    Er schüttelte den Kopf. »Ein Freund von mir wohnt dort.«
    »Ist dieser Freund ebenfalls genetisch überlegen?«, fragte Tess.
    »Tess«, sagte Libby warnend. »Ist es nicht ein bisschen früh für so etwas?«
    »Da hast du natürlich recht, meine Liebe.« Tess lächelte. »Aber da zeigt sich meine Unwissenheit. Möglicherweise« – sie starrte Sebastian an – »könnte er uns ja aufklären über ... wie
heißt noch mal diese Sache, die Sie sich da ausgedacht haben? Die Holocaust-Umbruchsperiode ?«
    » Holozän« , berichtigte Sebastian. »Und alle diese Informationen finden Sie im Internet. Wenn Sie wirklich daran interessiert sind, können Sie sich also selbst aufklären .«
    »Oho!« Tess grinste breit. »Unser Gast hat also Rückgrat, genau wie andere Menschen auch!«
    Er verdrehte die Augen und schob sich den Rest des Muffins in den Mund. »Ich muss los«, murmelte er und schüttete den restlichen Kaffee hinunter.
    »Wir sind nicht einverstanden mit Ihrem Dogma«, erklärte Libby sanft, »denn wenn Sie und Ihre Anhänger tatsächlich die nächste Spezies Mensch sind, behaupten Sie damit eine genetische Überlegenheit – und damit wären alte Leute und ›unerwünschte Elemente‹ wie wir genetisch minderwertig. «
    »Das ist mehr als ein wenig Quasi-Nazi-Ideologie«, fügte Tess hinzu.
    Sebastian schluckte sein Frühstück runter und spürte, wie er ärgerlich wurde. »Wie gesagt, ich muss los.« Er stand auf und ging quer durch den Raum zu Tess. » Herzlichen Dank, dass Sie jemandem wie mir erlaubt haben, hier zu übernachten.« Er fischte seine Brieftasche aus der Hosentasche, nahm seine Platin-American-Express-Karte heraus und hielt sie ihr hin.
    »Und das wars?« Tess nahm ihm die harte Plastikkarte ab. »Sie wollen uns nicht erleuchten?«
    »Hören Sie«, setzte er an, »ich brauche mal Urlaub von alldem, genau wie jeder andere auch. Meine Arbeit ist das Letzte, worüber ich im Moment reden will. Aber eins werde ich Ihnen doch sagen: Einige der Dinge, die Sie über Evo-Love gehört haben,

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