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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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kräftigen jungen Männer kennen, die Ramon helfen könnten.«
    Sebastian lachte. »Ich glaube, dass könnte ich schaffen.« Er hievte sich aus dem bequemen Ohrensessel. »Wo ist er?«
    »Draußen bei seinem Laster, und der steht neben unserem Auto«, erwiderte Tess. »Und bitte, tun Sie sich dabei nicht weh.«
    Sebastian trottete vor das Haus, wo ein älterer Mexikaner mit Schnurrbart, gebügelten Hosen, einem langärmeligen Hemd
und Golferhut neben einem alten braunen Toyota-Pick-up stand. »Sie könnten Hilfe gebrauchen?«, rief er.
    Die Miene des Mannes hellte sich auf. Als Sebastian bei ihm angelangt war, streckte er die Hand aus. » Gracias , junger Mann. Ich bin Ramon.«
    »Ich bin Sebastian.« Er nahm Ramons Hand. Sie war warm, trocken und von Schwielen überzogen. »Ist das die Rolle? Wo muss sie hin?«
    Ramon wies auf den Teil des Dachs über den Schlafzimmern des Landgasthofs. »Der schwarze Teil da, wo die Pappdeckung abgenützt ist, wo gar kein Grau mehr zu sehen ist? Dieser Teil ist sehr schlecht. Ich könnte es mit Plastik abdecken, aber der Sturm heute würde es abreißen.«
    Sebastian machte mühelos die baufällige Stelle aus, wo das Dach schuppig und abgeschilfert wirkte. »Also, wie wollen Sie es reparieren?«
    »Normalerweise reiße ich das Ganze ab und decke das Dach neu, denn ein so großer Flicken macht nur mehr Probleme.«
    »Warum lassen sie das Dach denn nicht einfach neu decken?«
    Ramon lachte. »Ich erzähle den Damen seit Jahren, dass sie ein neues Dach brauchen, aber sie haben das Geld nicht. Und die Dachbalken sind mittlerweile so verrottet, dass das Dach einstürzt, wenn die Termiten darin aufhören Händchen zu halten. Aber ...«, er kratzte sich hinter dem Ohr, »... heute ist ein großer neuer Flicken das Einzige, was geht. Wir nageln die Bahnen fest, parallel zur Traufe, und schmieren die Ränder oben und unten gut mit Teer ein. In ein paar Stunden können wir fertig sein.« Ramon klopfte ihm auf die Schulter.
    Sebastian lachte nervös. »He, äh, ich kann Ihnen helfen, die Rolle aus dem Laster zu hieven, aber ich kann Ihnen nicht helfen, sie zu befestigen. Sorry, Mann, aber ich habe andere Dinge zu tun.«
    Ramon blickte überrascht drein. Dann nickte er. »Okay. Wenn Sie mir helfen können, die Rolle abzuladen, danke ich Ihnen.«
    »Ist es denn nicht gefährlich, wenn Sie da oben aufs Dach klettern? Nichts für ungut, aber Sie sind doch schon älter.«
    »Ich bin vorsichtig«, sagte Ramon und spähte zum Dachfirst hoch. »Wenn ich die Pappe in zwei Meter fünfzig breite Bahnen schneide, sollte das die undichten Stellen abdecken.« Er schlenderte gemütlich zu seinem Laster und Sebastian folgte ihm. »Legen wir die Rolle auf den Boden, dann kann ich abschneiden, was ich brauche.«
    Sebastian half dem alten Mann die unerwartet schwere Rolle von der Ladefläche des Toyota zu hieven, und dann beschwichtigte er sein Gewissen, indem er ihm half, die Bahnen auszumessen, zu markieren und abzuschneiden.
    Eine halbe Stunde später schaute Ramon ihn an. »Vielen Dank für die Hilfe. Aber ich würde Ihnen noch mehr danken, wenn Sie die Leiter da festhalten, während ich die Bahnen hinaufschaffe. Das ist der schwierigste Teil, sie auf dieser alten Leiter hinaufzuschaffen. Ich bezahle Sie auch dafür.«
    Sebastian blickte zu Boden und sah dann den alten Mann an. »Wissen Sie, ich muss mich jetzt wirklich auf den Weg machen.«
    »Was schulde ich Ihnen?«, fragte Ramon munter und griff nach seiner Brieftasche.
    Sebastian zuckte die Achseln. »Nichts, Mann. Viel Glück.« Er schüttelte ihm die Hand und kehrte zum Eingang zurück. Er war fast durch die Tür getreten, als er einen Blick zurückwarf und sah, wie Ramon sich zittrig die Leiterstufen hochwuchtete, die erste der Bahnen zu einer Rolle zusammengerollt über der Schulter.
    Als er halb oben war, verfehlte er eine Stufe, die Leiter geriet ins Schwanken, und die plötzliche stumme Panik des Mannes
traf Sebastian dort, wo er stand, wie ein geschleuderter Wurfspeer:
    Ich falle! Maggie!
    »He, Ramon!« Sebastian trabte zu ihm zurück. »Wissen Sie was, lassen Sie mich doch diese Teile für Sie festkleben.«
    Mit einem breiten Lächeln schaute Ramon auf die näher kommende Gestalt hinunter. »Ich danke Ihnen dafür, ich danke Ihnen sehr!« Munter plaudernd begann er die Leiter wieder hinabzusteigen. »Wenn Sie die erste Bahn da unten festnageln«, er deutete mit dem Finger, »können wir die Bahnen von unten nach oben anbringen, parallel zur

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