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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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Traufe, und die oberste als Überdeckung über den First legen. Es wird furchtbar aussehen«, lachte er, »aber die Damen werden trocken bleiben.« Er musterte Sebastian. »Sie werden sich Ihre Sachen ruinieren. Ich habe Stiefel, einen Overall und Handschuhe dabei, die Ihnen passen könnten; Jesus und Sie, ihr habt ungefähr die gleiche Größe.«
    »Klar.«
    Ramon stapfte zu dem rostigen Laster hinüber, öffnete die Tür und holte alte gelbe Gummistiefel hinter dem Sitz hervor, zusammen mit einem zusammengefalteten, fleckigen Maler-Overall und Handschuhen. Er reichte Sebastian die Sachen.
    Sebastian setzte sich auf die Ladefläche und zog sie über. Sie waren ein bisschen groß, aber es würde schon gehen.
    Fast vier Stunden später, als der Himmel sich drohend verfinsterte und die Temperatur zu sinken begann, stieg Sebastian zum letzten Mal die Leiter hinab. Er war erschöpft, und ihm taten Teile seines Körpers weh, die noch nie zuvor wehgetan hatten: Hände und Finger waren verkrampft vom Hämmern und Verstreichen des Teers, seine Hüften schmerzten, so oft war er die Leiter hoch- und runtergeklettert, und seine Knie brannten, obwohl sie durch den Overall und die Jeans geschützt gewesen waren. Doch als er unten angelangt war, trat er einen Schritt zurück,
blickte zum Dach hoch, war zufrieden mit sich und freute sich, dass die Reparatur des sanft geneigten Dachs gelungen war, obwohl es, wie Ramon vorhergesagt hatte, furchtbar aussah. Die unregelmäßigen schwarzen Streifen an den Rändern der neuen Bahnen hoben sich vom Rest des Dachs, das die Farbe von Treibholz hatte, ab wie Graffiti auf einer Straßenüberführung.
    »Sie haben gute Arbeit geleistet, Amigo«, lobte Ramon und begann jedes Werkzeug sauber zu wischen. »Ohne Sie hätte ich es nicht geschafft.«
    Sebastian schlüpfte aus dem Overall. »Ich hoffe nur, dass es hält.«
    »Sind vierzig Dollar okay?«, fragte Ramon nach einem Blick auf seine uralte Armbanduhr. »Das zahle ich auch Jesus – zehn Dollar die Stunde.« Er zog die Brieftasche aus der Hose und nahm zwei nagelneue Zwanziger heraus.
    Sebastian schaute auf die Scheine in Ramons Hand, und ihm wurde klar, dass das sein allererstes selbstverdientes Geld war – Geld, das nichts mit Kitty zu tun hatte. »Klar.« Er nahm die Scheine und verstaute sie tief in seiner Hosentasche.
    In diesem Moment veranlasste das Quietschen der sich öffnenden Eingangstür beide Männer, sich umzudrehen.
    Tess und Libby traten näher, Schulter an Schulter.
    »Oh je«, bemerkte Tess, als sie zum Dach hochschaute. »Das wird meine liebe italienische Großmutter ja vom Himmel aus sehen können.«
    »Es sieht doch gut aus«, versicherte Libby. »Wir sind ja so erleichtert, dass du es noch rechtzeitig reparieren konntest.«
    Ramon legte seine Hand auf Sebastians Schulter. »Ohne die Hilfe meines Amigos hier hätte ich es nicht geschafft. Ich könnte ihn gut wieder einsetzen, wenn Jesus mal nicht da ist.« Er lächelte Sebastian an und Sebastian schaute schüchtern weg. »Jetzt müsst ihr euch heute Nacht keine Sorgen machen, dass eure reichen Gäste Wasser auf den Kopf kriegen könnten.« Er
wies mit einer Kopfbewegung auf den silbern schimmernden Porsche Cayenne mit den getönten Scheiben und den funkelnden Chromfelgen.
    »Ja, also, das ist mein Auto«, murmelte Sebastian.
    »Aber er hofft auf einen Aston Martin«, bemerkte Tess trocken. »Einen roten.«
    »Eigentlich gehört das Auto meiner Mutter«, fügte Sebastian hinzu, dem wieder eingefallen war, dass er ja Geld von dem alten Mann genommen hatte.
    Die beiden Frauen wechselten einen Blick.
    »Tess hat gerade eins ihrer berühmten Tiramisus aus dem Kühlschrank befreit«, verkündete Libby. »Warum kommt ihr beide nicht rein und macht euch frisch, und dann setzen wir uns zu Tisch?«
    »Ich komme gleich nach«, meinte Sebastian und ging zu seinem Auto, um sein Handy aus dem Handschuhfach zu holen.
    Ramon folgte Libby und Tess ins Haus, während Sebastian das Auto aufschloss, sich sein Handy schnappte und zurücktrottete, um sich den anderen anzuschließen.
    »Wo kann ich mich waschen?«, fragte er, als er drinnen war.
    »Die Curcio-Suite ist noch frei«, erklärte Libby. »Wenn Sie also noch eine Nacht bleiben wollen, haben Sie Glück.«
    Sebastian grinste sie an. »Gern.«
    Als er auf sein Zimmer ging, pflichtbewusst gefolgt von Maxi, zog er das iPhone aus der Hosentasche und sah, dass eine SMS auf ihn wartete:

    ruf bitte sofort an – es geht um luke – du

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