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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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Beobachtungsgabe nicht mit ihrer guten Laune aufgegeben hatte.
    »Agneta, was hat Bjarne gesagt, nach seiner Rückkehr?«
    »Nicht viel, Herr Beck.« Sie seufzte. »Ach, Herr Beck, wann kommen Sie denn zurück? Es wäre wirklich gut, wenn Sie hier wären, gerade jetzt, die Leute sind alle so verunsichert …«
    »Was hat Bjarne in Genf gemacht?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie verzweifelt. »Er hat mir nicht gesagt, wen er trifft, und er hat mir doch immer gesagt, wen er trifft, ich meine, ich bin doch seine Assistentin!« So, wie sie es betonte, war Assistentin etwas wertvoller als eine Kombination aus Ehefrau, Anwältin, Ärztin und Beichtvater.
    Beck sah nach links, wo ein Gaia-Mädchen die blutgetränkte Hose des Verwundeten aus dem Raum schaffte, und versuchte sich auf Olsen zu konzentrieren. Er war verwirrt. Hatte Gerrittsen kalte Füße bekommen? War sein Verschwinden schlicht als Geständnis für seine Beteiligung an den Morden und dem Anschlag zu werten? Falls ja, wieso war er dann nicht direkt von Rotterdam aus untergetaucht? Wieso wartete er ein paar Tage, was hatte er in Genf gemacht? Oder was hatte er dort erfahren?
    All diese Fragen hatte Beck sich nicht stellen wollen. Er hatte nur eine Frage, und die konnte nur Gerrittsen selbst beantworten. Denn ganz gleich, ob Bjarne Gerrittsen inzwischen sämtliche Experten und den ganzen Rest der Welt von der Richtigkeit seiner Prometheus -Prognse überzeugt hatte, im Kopf des Sesselfurzers und Scheiß-Akademikers Beck hingen noch immer ein paar Fragezeichen an den falschen, weil maßgeblichen Stellen.
    »Hatten Sie das Gefühl«, fragte er Olsen sanft, »dass irgendwas nicht gestimmt hat?«
    »Ja«, sagte sie, fast flüsternd. »Nein, er war anders. Also, nicht so, dass das außer mir jemand gemerkt hätte. Aber ich dachte, er wäre nur überarbeitet. Obwohl er vielleicht ja auch schon wusste, dass dieses schreckliche Lügenvideo im Netz war, über seine Forschung. Haben Sie das gesehen?«
    Beck sah sich um, nach links, wo die Urheber des Lügenvideos langsam an ihre Plätze zurückkehrten. »Ja«, sagte er. »Ein Skandal. Agneta, tun Sie mir bitte einen Gefallen?«
    »Natürlich, Herr Beck.«
    »Sagen Sie den Herren nicht, dass wir telefoniert haben.«
    Sie wartete schweigend.
    »Ich habe meine Gründe«, sagte er, »vertrauen Sie mir. Und vertrauen Sie mir noch ein bisschen weiter, indem Sie mir Bjarnes private Daten mailen.«
    »Das kann ich nicht«, sagte sie.
    »Rufen Sie die Damen selbst an?«, fragte er, immer noch sanft.
    Wieder schwieg sie.
    »Agneta«, sagte er. »Er war nicht nur mein Chef, er hat mir auch vertraut. Wir haben gelegentlich privat gesprochen.« Und zwar deutlich privater, als Thilo es sich gewünscht hatte, aber er konnte sich ja schlecht die Ohren zuhalten, wenn sein Chef ihn nach einem netten Abendessen und mindestens vier Gläsern zu viel mit seinen kranken Abenteuergeschichten behelligte. »Sie wissen genauso gut wie ich, dass Bjarne eine … sehr spezielle Art von Freizeitgestaltung hatte, aber es nützt niemandem, wenn wir beide so tun, als wüssten wir nichts davon. Sie haben die Nummern der Mädchen, ich nicht. Aber einer von uns beiden muss die alle abtelefonieren.«
    Sie schwieg.
    Beck wartete.
    Er wusste, dass sie sich nie im Leben herablassen würde, mit den Mädchen zu telefonieren. Es war entwürdigend genug für sie,dass sie von diesem schmutzigen Fleck auf der Weste ihres vergötterten Chefs überhaupt wusste.
    »Ja«, sagte sie, endlich wieder förmlich, »ich glaube, das ist eine gute Idee. Und ich glaube wirklich, das sollten lieber Sie machen.«
    »Gern«, sagte Beck. »Seien Sie doch einfach so nett und schicken Sie mir die Daten auf meinen Account …«
    »Hier?«
    »Im System, ja, ich greife von hier aus zu.«
    »Aber … Ihr Account ist doch gesperrt.«
    »Bitte?«
    »Sie …« Olsen verstummte kurz und suchte nach Worten. »Herr Beck, nachdem Sie … Die Herren denken doch, Sie seien tot. Und deshalb ist Ihr Zugang …«
    »Gut«, sagte Beck. »Dann schicken Sie mir einfach eine E-Mail auf meinen privaten Account.« Er gab ihr eine seiner privaten E-Mail-Adressen durch, die er nur selten benutzte, weil seine Kontakte fast ausschließlich beruflicher Natur waren. »Und, sofern Sie können, schreiben Sie mir ein paar Zeilen dazu, nichts Verdächtiges, sondern einfach nur die Namen der Damen, die in letzter Zeit besonders hoch im Kurs standen.«
    »Ja«, sagte sie.
    »Danke. Kopf hoch, Agneta. Wir kriegen das

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