Prosecco um Mitternacht
ähnlich. Nur sind sie nicht mehr verräuchert, wegen der neuen Antirauchergesetze.”
“Konnte Colin deine Bedenken nachvollziehen?”
“Natürlich. Was für ein Psychologe und Liebhaber wäre er denn sonst?”
“Ich nehme an, er hat dich dazu gebracht, darüber zu reden, bis du es nicht mehr hören konntest.” Renae schüttelte den Kopf. “Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ist, mit einem Seelenklempner zusammen zu sein. Hat er einen Schalter, mit dem er auf privat umschalten kann, oder arbeitet er ständig?”
Lucky lächelte. “Wir arbeiten an dem Schalter.”
Renae saß eine Weile da und genoss einfach Luckys Gegenwart. Zwar waren die Einzelheiten ihrer jeweiligen Geschichten unterschiedlich, doch fühlte sie eine Verbindung zu Lucky wie bei keinem anderen. Sicher, Tabitha stand ihr nahe, doch hatte es Jahre und viele gemeinsame Erinnerungen gebraucht, um eine Freundschaft entstehen zu lassen. Dagegen hatten sie und Lucky sich auf Anhieb verstanden, als Lucky damals auf der Suche nach einem Job bei Women Only aufgetaucht war.
Auf jeden Fall verband sie eine ähnliche Herkunft und die Schwierigkeit, über die eigenen Gefühle zu sprechen. Und diese Tatsache erleichterte es ihnen, genau das zu tun, wenn sie zusammen waren.
“Na ja, es wäre sicher auch nicht leicht, mit einem Unfallchirurgen zusammenzuleben.” Renae musterte Lucky, die sich mit verdächtiger Konzentration ihren Kartoffelchips und dem Chili-Dip widmete.
“Da sind diese ständigen Bereitschaftsdienste und die vielen Überstunden.”
“Du scheinst ja eine Menge über Unfallärzte zu wissen”, erwiderte Renae vorsichtig.
Luckys Grinsen war ansteckend. “Weil ich Colin viele Fragen darüber gestellt habe, für den Fall, dass diese Informationen mal nützlich sind.”
“Hm. Weiß er von mir und Will?”
“Anscheinend hat Will es ihm erzählt”, meinte Lucky.
“Was hat Colin denn noch gesagt?” Renae kam sich vor, als sei sie in der Grundschule und würde sich über den Jungen unterhalten, in den sie verknallt war.
Lucky zuckte mit den Schultern. “Ich habe keine Ahnung.”
“Was soll das heißen, du hast keine Ahnung?”
Der Besitzer des Lokals kam an ihren Tisch. Lucky begrüßte ihn.
“Das ganze Fast Food ist nicht gut für euch”, meinte der Zypriot mit einem freundlichen Lächeln. “Nächstes Mal serviere ich euch was anderes. Vielleicht etwas Griechisches.”
“Mal sehen.”
“Na gut. Einen schönen Tag noch, Mädchen.”
“Danke”, sagte Lucky.
“Was hat er noch gesagt?”, wiederholte Renae, als der Lokalbesitzer wieder fort war.
“Das habe ich dir schon gesagt. Ich weiß es nicht. Colin hob die Hände und weigerte sich, mir noch mehr zu erzählen. Dabei hatte er diesen Gesichtsausdruck, als hätte er schon viel zu viel erzählt.”
Renae dachte darüber nach, während eine Kellnerin ihre Teller abräumte und jedem von ihnen ein Stück Kuchen servierte, mit den besten Empfehlungen von Frixos Stylianides.
Renae begann mit ihrer Gabel an der Blätterteigkruste herumzuspielen und sagte: “Will und ich sind genau wie dieses Stück Ku…”
Lucky hielt eine Gabel voll Schlagsahne hoch. “Fang nicht schon wieder an!”
11. KAPITEL
W ill stand hinter den halb geschlossenen Jalousien im Wohnzimmer und beobachtete, wie Renae ihr Cabrio auf dem Parkplatz abstellte. Trotz der Hitze war das Verdeck geöffnet. Sie hatte eine Sonnenbrille auf der Nase, und die dunkelblonden Haare waren vom Wind zerzaust. Ihre Haut schimmerte honigfarben in der Nachmittagssonne.
Will sah zu, wie Renae Einkaufstüten aus dem Kofferraum nahm und auf das Gebäude zuging, ohne sich um das Verdeck ihres Wagens zu kümmern. Sie trug ein schwarzes Trägerhemd, das ihre Bräune noch hervorzuheben schien, und eine weiße Hose, bei der er sich unwillkürlich fragte, was sie darunter trug. Sie sah zum Anbeißen gut aus, und Will verspürte plötzlich Heißhunger.
Sie schob die Sonnenbrille auf den Kopf und sah zu seinem Fenster hoch. Will wich einen Schritt zurück, ohne dass er hätte sagen können, warum er das tat. Er verzog das Gesicht, als sie aus seinem Blickfeld verschwand, weil sie den Eingang erreicht hatte. Augenblicke später hörte er ihre Schritte im Treppenhaus und das Rascheln ihrer Einkaufstüten, als sie vor seiner Tür stehen blieb. Will wartete. Würde sie klopfen?
Erneut hörte er das Rascheln und kurz darauf ihre Wohnungstür im Stockwerk über ihm.
Verdammt!
Hinter ihm klingelte das Telefon. Eine ganze
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