P.S. Ich liebe Dich
Holly.
»Gibt es irgendeinen Grund, warum ich nicht gut gelaunt sein sollte?«, erwiderte Holly scharf.
Jamie quittierte ihre ernst gemeinte Bemerkung mit irgendeinem schlagfertigen, inhaltslosen Bonmot, und ein paar Leute lachten. Aber Holly ignorierte ihn. Sie fand den Typ nicht im Geringsten amüsant, was eigentlich seltsam war, denn früher hatten sie und Gerry ihn ganz gern gemocht. Jetzt fand sie ihn nur noch dumm.
»Alles klar?«, erkundigte sich Daniel neben ihr.
»Ja, mir geht’s gut, danke«, antwortete sie und nahm einen Schluck Wein.
»Ach, Holly, mir musst du nicht immer diese Pseudo-Antwort geben«, lachte er.
»Die Leute sind ja alle sehr nett, aber ich komme mir vor, als wäre ich wieder auf der Beerdigung«, stöhnte Holly. »Ich soll so tun, als wäre ich stark und eine Art Superwoman, obwohl gleichzeitig von mir erwartet wird, dass ich am Boden zerstört bin, weil ja alles so schrecklich ist«, imitierte sie Jenny und verdrehte die Augen. »Und dann sind da noch die Leute, die überhaupt nicht wissen, was mit Gerry passiert ist, und dann wird es für alle Beteiligten erst recht peinlich.« Geduldig hörte Daniel ihr zu.
Als sie fertig war, nickte er und meinte: »Ich verstehe, was du sagen willst. Als Laura und ich uns getrennt haben, musste ich das auch erst mal monatelang allen Leuten erklären. Aber irgendwann spricht es sich herum, und dann ist man diese Gespräche los.«
»Hast du was von Laura gehört?«, fragte Holly. Sie liebte Schauergeschichten über Laura, und manchmal unterhielt sie sich mit Daniel den ganzen Abend darüber, wie hassenswert sie war.
Daniels Augen leuchteten. »Ja, ich hab ein paar Gerüchte gehört«, lachte er.
»Oh, ich liebe Gerüchte«, rief Holly und rieb sich die Hände.
»Also, ein Freund von mir, Charlie, arbeitet als Barmann im Hotel von Lauras Vater, und er hat mir erzählt, dass ihr Freund sich an eine andere rangemacht hat, die zufällig im Hotel übernachtet hat, und Laura ist ausgeflippt und jetzt haben sie sich getrennt.« Er lachte gemein und freute sich sichtlich über Lauras Unglück.
Holly erstarrte. »Äh … Daniel, wie heißt denn das Hotel von ihrem Vater?«
»The Galway Inn. Nicht sonderlich hübsch, aber in einer schönen Gegend, gleich am Strand.«
»Oh.« Mehr brachte Holly nicht heraus, und ihre Augen wurden groß.
»Ich weiß«, lachte Daniel. »Das ist doch großartig, oder nicht? Ich kann dir sagen, wenn ich der Frau je begegne, wegen der sie sich getrennt haben, dann kaufe ich ihr die teuerste Flasche Champagner, die ich kriegen kann!«
Holly lächelte schwach. »Ach wirklich …?« Neugierig starrte sie Daniel an. Was er wohl an dieser Laura gefunden hatte? Sie passte doch überhaupt nicht zu ihm. Daniel war so locker und freundlich, und Laura war … na ja, Laura war eine Zicke. Holly fiel kein anderes Wort dafür ein.
»Äh, Daniel?« Holly strich sich entschlossen die Haare hinter die Ohren. Sie war gespannt, wie er reagieren würde, wenn sie seinen Geschmack infrage stellte.
Er lächelte sie an, noch immer mit leuchtenden Augen. »Ja?«
»Na ja, ich hab mich nur gerade was gefragt. Laura scheint mir doch ein bisschen … na ja, ein bisschen zickig zu sein, um es mal beim Namen zu nennen.« Abwartend kaute sie auf der Unterlippe herum und studierte sein Gesicht, um zu sehen, ob er beleidigt war. Aber er starrte nur mit ausdrucksloser Miene ins Licht der Kerzen, die den Tisch schmückten, und hörte ihr zu. »Na ja«, fuhr sie fort und hangelte sich vorsichtig vor, weil sie ja wusste, wie heftig Laura ihm das Herz gebrochen hatte. »Also, ich wollte dich eigentlich fragen, was du je in ihr gesehen hast. Wie kannst du in sie verliebt gewesen sein? Ihr seid so unterschiedlich, ich meine, so hört es sich jedenfalls an.« Einen Moment schwieg Daniel, und Holly fürchtete schon, die Grenzen überschritten zu haben.
Aber er riss den Blick mühsam von der Kerzenflamme los und sah Holly mit einem traurigen Lächeln an. »Weißt du, ich glaube, ich habe die Dramatik unserer Beziehung geliebt. Ich fand Laura aufregend, sie hat mich total in ihren Bann gezogen.« Er beschrieb die Beziehung sehr lebhaft, und man merkte, wie nahe ihm die Erinnerung an die verlorene Liebe ging. »Ich habe es geliebt, morgens aufzuwachen und mich zu fragen, in welcher Stimmung sie heute wohl ist, ich habe unsere Streits geliebt, ich habe die Leidenschaft geliebt, die in unseren Krächen lag, ich habe es geliebt, wenn wir uns im Bett versöhnt
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