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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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hatten, aber nach all den Jahren, die sie schon mit ihrem General ritten, kamen sie nicht mehr zu ihm. Es hätte ihn nur gestört.
    Die Morgenstunden liebte er am meisten. Es war die Zeit, in der die Welt noch schlief und er allein sein konnte, abseits von allem. Es war die beste Zeit, um Strategien auszuarbeiten und die Pläne für den Tag zu entwerfen.
    Der Regen hatte irgendwann in der Nacht aufgehört, aber der Boden und das Unterholz waren noch nass. Schwer hing die Feuchtigkeit in der Luft, Bänder aus Nebel zogen langsam in dem dunkelgrauen Licht vor der Morgendämmerung über den Boden.
    Sie würden heute schnell reiten, um noch mehr Entfernung zwischen sich und die letzten Androfranziner zu bringen. Aber allzu bald würden diese wenigen Verbliebenen Rudolfos geringste Sorge sein.
    Der Krieg kam. Ein größerer Krieg, als er ihn sich vorgestellt hatte, nachdem er an einem scheinbar längst vergangenen Tag diesen dunklen Raben mit seinem scharlachroten Garn losgelassen hatte. Damals hatte er gedacht, die Streunende Armee würde gegen Sethbert ins Feld ziehen. Aber viel war in den darauffolgenden Wochen geschehen.
    Vlad Li Tams Botschaft machte ihn neugierig, und er fragte sich, wie sich diese neue Entwicklung auswirken würde. Ein zweiter Papst, einer, dessen Ansprüche auf die Nachfolge unmittelbarer waren, könnte zu geteilten Loyalitäten führen. Aber zumindest würde der Bannschrieb keinen Bestand mehr haben, obwohl Rudolfo sicher war, dass Sethbert und sein Vetter die Sache so lange weitertreiben würden, wie sie nur konnten. Die Führungskrise der Androfranziner würde sich in der ganzen Welt fortpflanzen, während die Häuser der Benannten Lande gezwungen waren, sich für eine Seite zu entscheiden.
    Du greifst deiner Zeit voraus. Rudolfo lachte leise.
    Er hatte geglaubt, Sethbert hätte auch diesen Papst in der Tasche. Aber jetzt bezweifelte er es. Li Tams Einmischung wäre anders verlaufen, wenn dem so wäre.
    Natürlich gab es abgesehen von der päpstlichen Nachfolge noch weitere Entwicklungen, die ihn ebenfalls neugierig machten. Er hatte die Mitteilungen gelesen und wusste, dass der Sumpfkönig plötzlich Bundschaft mit ihm erklärt hatte. Ein seltsames und unerwartetes Bündnis, das ihn veranlasst hatte, Vögel zu den Waldresidenzen zu schicken, um seinen Verwaltern den Befehl zu überbringen, sich in die Archive mit den Schriften zu begeben und dort nach irgendeinem Nachweis über eine Bundschaft zwischen den Zigeunern und den Sümpflern zu suchen. Die einzige Verbindung, die Rudolfo herstellen konnte, war die Gefangennahme des Sumpfkönigs, als er noch ein Junge gewesen war.
    Einmal zusammengezogen, war die Armee der Sümpfler eine furchterregende Streitmacht, sogar noch unberechenbarer als die Streunende Armee, denn sie verließ sich auf das Chaos – wenn nicht gar auf den Wahnsinn -, um zu siegen. Vornehmlich für ihre plötzlichen Überfälle bekannt, war die Armee des Sumpfkönigs im Lauf der letzten tausend Jahre nur zu wenigen Gelegenheiten zusammengerufen worden, und das waren schlimme Zeiten für diejenigen gewesen, die ihnen entgegengetreten waren. Sie gewannen nur selten, wenn sie gegen Strategen antreten mussten, aber sie verloren auch niemals richtig. Sie schlichen sich zurück in ihre Sümpfe und ihr Riedgras und forderten Generäle und Könige gleichermaßen heraus, in ihre Domäne einzudringen und auf dem Grund und Boden der Sümpfler zu kämpfen.
    Wenige taten es, obwohl die Graue Garde der Androfranziner die Sache ein- oder zweimal durchgefochten und die Plänkler, die Dörfer und Städte unter Windwirs Schutz überfallen hatten, für ihre Taten hatten bezahlen lassen.
    Weshalb sollte sich der Sumpfkönig mit einem Mal auf die Seite der Neun Häuser der Neun Wälder stellen?
    Und neben diesem seltsamen und unerwarteten Bündnis gab es noch ein weiteres: seine plötzlichen Bundschaft mit dem Haus Li Tam durch die Verlobung mit Vlad Li Tams zweiundvierzigster Tochter. Es war eine Überraschung, von der Rudolfo immer noch nicht wusste, wie er sie einschätzen sollte.
    Der Vollzug war rechtskräftig und sogar erfreulich gewesen. Obwohl es nicht der körperliche Akt war, der in dieser Nacht für ihn den Genuss ausgemacht hatte. Sicher, sie war äußerst begabt. Und wenn man ihre Reaktionen auf ihn betrachtete, ergänzten sich ihre jeweiligen Fähigkeiten in diesem Bereich gut. Aber sein Vergnügen lag in weitaus mehr begründet als nur in ihren Körpern, die sich aneinanderpressten,

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