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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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waren.
    In zwei Tagen würde sie Rudolfo auf den Steppen des Westens im Gräsernen Meer treffen. Dort würde sie das erste Pulver in seinen abendlichen Branntwein rühren und sich dann der Aufgabe widmen, ihm einen Erben zu schenken. Vorahnungen wallten in ihrem Magen auf.
    Ich sollte es bleiben lassen, dachte sie.
    Und was tun? Ihren Vater und das Werk des Hauses Li Tam entehren, indem sie einen Wunsch und einen Plan infrage stellte, der sich weit über ihr Verständnis hinaus erstreckte? Wegen eines vergifteten Jungen? Wegen eines Zigeunerkönigs, der zum Waisen geworden war? Es waren dieser Plan und dieser Wunsch, beide von ihrem Vater in die Wege geleitet, die einen Anführer für die erste Katastrophe der Benannten Lande erschaffen hatten. Wenn ihre Rolle dabei sein sollte, einen Thronerben auszutragen und sich ins Leben der Frau eines Zigeunerkönigs zu fügen, um ein kluges und gebildetes Kind großzuziehen, das eines Tages den Turban übernehmen würde, dann war dies keine lästige Pflicht. Es war eine Ehre.
    Isaak ging hinter ihr her, den großen Lederranzen mit den Werkzeugen für die Mechoservitoren in der Hand. Trotz seines Hinkens hielt er mit ihr Schritt, während seine Füße dumpf über den mit dicken Teppichen ausgelegten Boden stampften. Sie blickte über die Schulter zu ihm zurück. Seine Augen leuchteten. »Wann werden wir hören, ob sie erfolgreich waren?«
    »Frühestens morgen Abend«, sagte sie. Tief in der Nachricht verschlüsselt, die sie dem Verwalter aus den Händen gerissen hatte, befand sich eine Mitteilung, dass Rudolfo vorhatte, die Metallmänner auf jeden Fall aus Sethberts Lager zu befreien, ob ihm der unsichtbare Papst nun die Erlaubnis dazu erteilte oder nicht. Er plante, die Metallmänner einem kleinen Kontingent zu übergeben, das sie nach Osten und Norden bringen sollte, um Isaak zu unterstützen. Anschließend würden die Männer an die Front zur Streunenden Armee zurückkehren.
    Der Krieg kommt , hatte es in der Nachricht ihres Vaters geheißen. Inzwischen konnte sie ihn in der Luft riechen, und sie spürte, wie sich die Schlinge des Jägers zusammenzog, auch wenn sie sie noch nicht sehen konnte.
    Von ihren Brüdern und Schwestern waren Vögel gekommen, die mit der Einwilligung ihres Vaters weitergeleitet worden waren. Die verstreuten Staaten der Smaragdküsten und die Pionierlande der Abgeschiedenen Insel würden sich bald entscheiden müssen. Die Androfranziner waren eng mit den Benannten Landen verwoben – ein Faden, der, wenn man ihn herauszog, den ganzen Talar auftrennte. Sie konnte beobachten, wie sich überall die kritische Masse formte, wie Armeen aufgestellt und Güter eingelagert wurden. Sie warteten einfach darauf, auf die eine oder andere Seite gezwungen zu werden, und mittlerweile erkannte sie auch die Strategie, die ihr Vater mit diesem unsichtbaren Papst verfolgte. In dieser Angelegenheit erwartete sie ein größeres Ereignis in der nahen Zukunft, obwohl sie nicht sicher war, worum es sich handeln würde. Vielleicht eine öffentliche Bekanntmachung.
    Ihre Zigeunerspäher warteten an der Tür auf sie. Sie blieb stehen und Edrys trat vor. »Seid Ihr sicher, dass ich Euch nicht von dieser Anwandlung abbringen kann, edle Dame?«
    Sie lächelte ihn an. »Ich versichere Euch, das könnt Ihr nicht.«
    Er nickte. »Nun gut. Wir werden Euch begleiten.«
    Sie neigte den Kopf nur ganz leicht. »Ich danke Euch, Sergeant.«
    Als sie aus der Waldresidenz in den schneebedeckten Hof traten, tastete sie nach dem Pulverbeutel in ihrer Manteltasche. Der Betrug, den sie durchführen musste, gefiel ihr nicht, aber sie war darüber auch nicht übermäßig betrübt. Soweit sie wusste, wünschte sich Rudolfo einen Erben. Aber das Werk ihres Vaters musste im Verborgenen ausgeführt werden. Wie immer seine Strategie letzten Endes aussah, sie erforderte Heimlichkeit und Sorgfalt.
    Also werde ich den Mann hintergehen, den ich heirate.
    Natürlich hatte sie immer gewusst, dass man im Falle einer Heirat von ihr erwarten würde, dass sie schwindelte.
    Sie war die Tochter ihres Vaters.
    Neb
    Neb wartete neben Petronus’ Zelt. In den letzten paar Wochen hatte der alte Mann das Zelt immer öfter zum Arbeiten benutzt, und schließlich war es für Neb sinnvoller geworden, bei einem der anderen jungen Männer unterzukommen.
    Neb hatte die Resonanz auf die Bekanntmachung nicht erwartet. Er war nicht sicher gewesen, was er erwarten sollte, aber den neuen Papst plötzlich von drei Armeen umringt zu

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