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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Gregoric neben ihm unbehaglich sein Gewicht, und Rudolfo hörte das leise Knistern von Kiefernadeln. »Ich wünschte, Ihr würdet es Euch noch einmal überlegen, Rudolfo«, sagte der Erste Hauptmann, seine Stimme von den Magifizienten gedämpft. Er hatte den Titel weggelassen – etwas, das er nur tat, wenn er eher als Freund denn als Soldat sprach.
    Rudolfo blickte auf den Flecken Nacht, in den sich Gregoric kauerte. »Wie lange kennst du mich jetzt, Gregoric?«
    »Mein ganzes Leben lang.«
    Er nickte. »Dann hast du gewusst, was ich tun würde, seit wir die Pläne für die Aufgabe der heutigen Nacht ersonnen haben.«
    Rudolfo spürte eine Hand auf seiner Schulter. »Jawohl«, sagte Gregoric, »ich habe es gewusst. Aber die Welt hat sich verändert, und damit auch Eure Rolle in ihr.«
    Veränderung ist der Pfad, den das Leben einschlägt, dachte Rudolfo und erinnerte sich an die Worte des P’Andro Whym. »Du schlägst vor, dass ich zum Wohle der Bibliothek weniger Risiken auf mich nehme?«
    »Nicht nur für die Bibliothek«, sagte Gregoric. »Alles, was von den Androfranzinern übrig ist, liegt in Eurer Obhut und in der Eurer Neun Häuser der Neun Wälder. Ihr habt auch eine Frau und ein Volk, an das Ihr jetzt denken müsst.« Gregoric hielt inne, und Rudolfo konnte das Zögern in seiner Stimme vernehmen. »Wenn Ihr fallt«, sagte der Erste Hauptmann, »ist dieser Krieg für uns vorbei. Wenn Ihr fallt, wird das Licht, das noch übrig ist, vielleicht erlöschen.«
    Rudolfo lockerte die beiden Späherklingen in den Scheiden an seinem Gürtel. Er bevorzugte sein langes, schmales Schwert, aber die Magifizienten passten besser zum Messerkampf, vor allem, weil sie gestatteten, sehr dicht an den Gegner heranzuschleichen. »Ich werde nicht fallen, Gregoric«, sagte er mit leiser Stimme.
    Rudolfo hörte den Donner, der sich im Norden zusammenzog, und wartete: Die Armee des Sumpfkönigs bewegte sich schnell und geduckt über die Ebenen, in das blaugrüne Licht des Mondes getaucht, wirkte sie wie ein schwarzer Ozean, der über das Land rollte. Sie ritten schweigend, sogar Hanric, und hielten auf die Lager der entrolusischen Vorhut zu. Rudolfo stand auf und streckte sich. Er konnte inzwischen die Magifizienten in seinem Blut spüren, die unter seiner Haut juckten. Er konnte den Schweiß der Pferde hinter sich riechen, der sich mit dem Geruch nach Asche und Schnee vermengte.
    Die Entrolusier erwarteten den Angriff. Rudolfos Leute hatten durch einen von Sethberts Spionen, den sie für ihre eigene Sache gewonnen hatten, etwas durchsickern lassen, und ihm Zeit gegeben, die Botschaft an Lysias weiterzuleiten.
    Das erste entrolusische Vorhutlager ging in die dritte Warnstufe über und ließ die Vögel los, lange bevor sich die Armee des Sumpfkönigs über sie ergoss.
    Weiter im Westen rief noch ein Lager die Warnstufe aus, und Rudolfo lächelte. Das mussten Meirovs Grenzläufer sein.
    »Es ist so weit«, sagte Rudolfo, zog seine Messer und steckte sie sich unter die Achseln, die Klingen nach hinten.
    Gregoric pfiff, und der Trupp schwärmte aus.
    Sie liefen nach Süden und Osten, ihre Stiefel wurden von den Magifizienten gedämpft und flüsterten nur leise auf dem Schnee. Rudolfo spürte, wie sein Herz pumpte und wie die Dunkelheit zu einem grauen Licht zerfloss, während sich seine Augen an das Pulver gewöhnten. Er konnte nun die Kämpfe an der Frontlinie hören und beschleunigte seinen Schritt, das offene Feld zwischen ihm und der anderen Seite der Wiese schmolz immer schneller zusammen.
    Sie erreichten den Wald und verteilten sich, wichen den Verbänden von Fußsoldaten aus, die zu den Frontlinien eilten.
    Während sie liefen, ließen sie von Zeit zu Zeit ihre Zungen am Gaumen schnalzen – ein ganz leises Geräusch, aber laut genug für ihr magisch verstärktes Gehör, um die lockere Formation, in der sie liefen, erahnen zu lassen. Rudolfo blieb im Mittelpunkt und machte überhaupt kein Geräusch.
    Im Verlauf von Minuten glitten zwei Meilen vorüber, und sie vergrößerten ihren Bogen, um Sethberts Lager seitlich zu umgehen. Wenn Vlad Li Tams Quelle im Lager die Wahrheit sagte, wurden die Automaten in der Mitte aufbewahrt, neben den Zelten der Deltaspäher und nicht weit von Sethberts gewaltigem Palast aus Segeltuch entfernt.
    Hinter ihnen wurden die Kampfgeräusche lauter. Es war nichts weiter als ein kleines Ablenkungsmanöver, das war Rudolfo klar, aber er hoffte trotzdem, dass Lysias darauf hereinfallen würde. Sie hatten

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