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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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zusammenzufassen, ohne ihn im Wortlaut zu wiederholen.«
    »Wenn jemals alle Schriftstücke gefunden werden sollten …« Petronus ließ die Worte ausklingen. Er schüttelte den Kopf. »Wir wären besser beraten, einfach zu zerstören, was wir gefunden haben«, sagte Petronus. »Selbst eine metallene Marionette tanzt am Faden eines Menschen.«
    Der Ausdruck, der bei diesen Worten auf das Gesicht des Erzgelehrten trat, hatte den Beginn jenes selbst gewählten Weges markiert, auf dem sich Petronus immer weiter von der Gunst der Androfranziner entfernt hatte.
     
    Das Lied der Kojoten holte Petronus aus der Vergangenheit zurück. Das Feuer war inzwischen heruntergebrannt, und er legte Holz nach. Seine Fäuste wurden weiß, als er sie ballte und wieder nach Nordwesten blickte.
    Sie hatten die letzten Bruchstücke von Xhum Y’Zirs Bannspruch gefunden.
    Sie hatten nicht aufgepasst.
    Sie hatten den Tod entfesselt und über sich selbst gebracht.
    Und wenn Petronus die Macht dieser Worte richtig einschätzte, dann war von all ihrer Arbeit nichts mehr übrig. Die Androfranziner hatten zweitausend Jahre damit zugebracht, die Gräber der vormaligen Welt zu plündern – und nun war davon herzlich wenig geblieben, das man noch vorweisen konnte.
    Der Zorn P’Andro Whyms kam über ihn, und Petronus brüllte zum Himmel hinauf.
    Neb
    Es ist deine Geschichte, die ihn interessiert, nicht du.
    Die Worte der rothaarigen Frau ließen Neb nicht los und beschäftigten ihn noch lange, nachdem sie sie ausgesprochen hatte. Mit dem Baden hatte er gewartet, bis die Dienerin, die das Wasser gebracht hatte, endlich bemerkte, wie er an seinen dreckigen Kleidern herumzupfte. Die Asche und der Schmutz von seinem Körper färbten das Wasser tiefbraun, und als er sich mit den rauen Armeehandtüchern abtrocknete, sah er, wie noch mehr Asche die weiße Baumwolle zu einem hellen Grau verdunkelte. Trotzdem war er sauberer als zuvor.
    Der Talar, den man ihm gebracht hatte, war zu groß, aber er schnürte den Seilgürtel enger und kippte dann sein Badewasser über einem Farnbett hinter dem Zelt aus.
    Anschließend hatte er versucht, ein wenig Brot zu essen, aber sein Magen rebellierte nach nur wenigen Bissen. Da klammerte Neb sich an seine beiden Bücher und rollte sich auf dem Lager zusammen. Er dachte über die Worte der Rothaarigen nach und fragte sich, was seine Geschichte für den Aufseher so wertvoll machte. Und weshalb war er so unruhig geworden, als er erfahren hatte, dass Neb nicht sprechen konnte? Noch schlimmer, weshalb war er überhaupt so versessen darauf gewesen, seine Geschichte zu hören? Er wusste, dass die Dame ihm die Antwort darauf vielleicht geben würde, wenn er sie nur fragen könnte. Aber er war auch nicht ganz sicher, ob er es wirklich wissen wollte.
    Schließlich drehte er sich um und versuchte zu schlafen. Aber als er die Augen schloss, sah er keine Dunkelheit, niemals sah er Dunkelheit. Er sah Feuer – grünes Feuer -, das wie die Faust eines Riesen auf die Stadt Windwir einhämmerte, und Blitze, weiß und grell, die nach oben in den Himmel fuhren. Gebäude stürzten ein. Der Geruch von brennendem Fleisch, von Vieh wie von Menschen, erfüllte seine Nase. Und dort, aus dem Torbogen unten an den Anlegestellen am Fluss, kam eine einsame Gestalt gerannt, in Flammen gehüllt und schreiend.
    Natürlich wusste Neb, dass es sein Verstand war, der dem Bild diesen Teil hinzufügte. Aber in seinen Gedanken konnte er alles sehen, bis hin zu dem Weiß in den Augen seines Vaters, das zusammenschmolz, konnte den Vorwurf und die Enttäuschung erkennen, die in diesem Blick lagen.
    Schließlich ließ er sein Lager Lager sein. Stattdessen schlüpfte er in die Nacht hinaus und ging zurück zum Wagen, den die Späher aus dem Delta hergebracht hatten, ganz wie sie es versprochen hatten. Er krabbelte in den hinteren Teil des Wagens, schmiegte sich zwischen die Postsäcke und die Bücher und Kleider, und dort schlief Neb ein.
    Aber seine Träume waren erfüllt von Feuer.

Kapitel 4
    Rudolfo
    Schlachtfelder sollten eigentlich keinerlei Etikette erfordern und auch nicht als Staatsangelegenheiten aufgefasst werden, dachte Rudolfo.
    Er blieb an der Spitze seiner Armee im Sattel, während seine Hauptleute auf einem mondbeschienenen Feld zwischen den beiden Lagern mit den Offizieren des Aufsehers verhandelten. Am Horizont stank und qualmte Windwir. Endlich rissen sich seine Hauptleute von den Verhandlungen los und kehrten zurück.
    »Nun?«, fragte

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