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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Herr. Meine nächste Erinnerung ist, wie ich auf dem Stadtplatz stehe und die Worte der Sieben Kakophonischen Tode – alle Worte – in den Himmel rufe. Ich habe versucht, den Wortfluss aufzuhalten.« Er schluchzte wieder, sein Metallkörper bebte und ächzte. »Ich konnte nicht aufhören. Ich habe es versucht, aber ich konnte nicht aufhören.«
    Rudolfo spürte den Kummer des Automaten im eigenen Magen, scharf und zehrend. Er stand an der Zeltklappe, musste gehen und wusste nicht, was er sagen sollte.
    Der Metallmann sprach weiter. »Schließlich habe ich mein Register für Sprache ins Gegenteil verkehrt. Aber es war zu spät. Die Golems des Todes sind gekommen. Die Seuchenspinnen kamen herbeigekrabbelt. Feuer ist aus Schwefelwolken gefallen. Alle sieben Tode.« Er schluchzte wieder.
    Rudolfo strich sich über den Bart. »Und warum, denkst du, ist das geschehen?«
    Der Metallmann blickte kopfschüttelnd auf. »Ich weiß es nicht, Herr. Vielleicht eine Fehlfunktion.«
    »Oder eine Fehlnutzung«, sagte Rudolfo. Er klatschte, und Gregoric erschien, trat aus der Nacht heraus und stand an seiner Seite. »Ich will, dass Isaak durchgehend bewacht wird. Niemand außer mir spricht mit ihm. Verstanden?«
    Gregoric nickte. »Verstanden, General.«
    Rudolfo wandte sich an den Metallmann. »Hast du das ebenfalls verstanden?«
    »Ja, Herr.«
    Rudolfo beugte sich über den Metallmann, um ihm leise ins Ohr zu flüstern. »Fasse Mut«, sagte er. »Es ist möglich, dass du nur das Werkzeug warst, das die üblen Absichten eines anderen ausgeführt hat.«
    Die Worte aus der whymerischen Bibel, die Isaak zitierte, überraschten ihn: »Selbst der Pflug findet Gefallen daran, den Boden aufzubrechen; und das Schwert trauert, wenn es Blut vergießt.«
    Rudolfos Finger strichen sanft über die glänzende Schulter. »Wir sprechen uns, wenn ich wieder zurück bin.«
    Draußen wurde der Himmel in Erwartung des Morgens grau. Rudolfo spürte, wie sich hinter seinen Augen und in seinen Fingerspitzen Müdigkeit heranpirschte. Er hatte hier und da ein Nickerchen erhascht, aber seit vor vier Tagen der Botenvogel eingetroffen war, der ihn und seine Streunende Armee nach Süden und Westen gerufen hatte, hatte er keine Nacht mehr durchgeschlafen. Nach dem Essen, sagte er sich. Dann würde er schlafen.
    Sein Blick blieb an der zerstörten Stadt hängen, die im frühen Dämmerlicht violett schimmerte.
    »Bei den Göttern«, flüsterte er. »Was für eine unfassbare Waffe.«
    Jin Li Tam
    Jin Li Tam versteckte den Beutel mit den gestohlenen Magifizienten in ihrem Zelt. Als sie sich aufrichtete, hörte sie hinter sich ein höfliches Räuspern. Sie wirbelte herum.
    Der junge Leutnant – derjenige, der ihr unterwegs das Pferd gebracht hatte – stand im Eingang.
    Sie richtete sich zu ihrer ganzen Größe auf. »Ja?«
    »Aufseher Sethbert lässt Euch ausrichten, dass Rudolfo und sein Gefolge noch zur Stunde eintreffen werden. Der Aufseher erwartet Euch an der Speisetafel.«
    Jin Li Tam nickte. »Ich danke Euch. Ich werde dort sein.«
    Der Leutnant trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, und sie konnte erkennen, dass er etwas sagen wollte, sich aber nicht recht traute. »Kommt doch einen Augenblick aus der Nacht herein, Leutnant.« Sie musterte ihn. Er konnte nicht viel älter als zwanzig sein und hatte das bodenständige Erscheinungsbild eines Sohnes eines niederen Adligen aus dem Delta, der begierig darauf war, der Welt seinen Stempel aufzudrücken. Sie trat ein wenig näher an ihn heran, aber nicht zu nah, weil ihr bewusst war, dass ihre Größe ihn einschüchtern könnte – und in dieser Angelegenheit, in diesem Augenblick, war sie auf sein Vertrauen aus. »Möchtet Ihr etwas sagen?«
    Sein Blick schweifte durch das Zelt, während er seine Kappe in den Händen knetete. »Ich möchte eine Frage stellen.« Die Worte kamen erst langsam, dann immer schneller. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich die Antwort wissen will.«
    »Vielleicht will ich sie Euch gar nicht verraten«, sagte Jin. »Aber Ihr dürft fragen.«
    »Einige Männer haben gehört, wie der Aufseher in den letzten beiden Tagen mit seinen Generälen gesprochen hat. Andere haben etwas von den Spähern aufgeschnappt. Sie sagen, dass von Windwir nichts übrig ist außer diesen Metallmännern und diesem Jungen.«
    »Das scheint der Wahrheit zu entsprechen«, erwiderte Jin. »Dennoch hoffe ich, dass es sich als falsch erweisen wird.«
    Er ist noch nicht zum Kern der Sache vorgedrungen,

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