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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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genauso rätselhaft und in sich selbst verschlungen war wie die größten whymerischen Irrgärten. Blutmagie war ausdrücklich verboten. Erdmagie wurde nur während Kriegszeiten geduldet und niemals vom Adel benutzt. Zumindest nicht eigenhändig.
    Das war auch sinnvoll. Blutmagie hatte die einzige Heimat vernichtet, die er je besessen hatte. Sie war von einer Gewalt gewesen, wie die Benannten Lande sie seit den Tagen nicht mehr gesehen hatten, in denen die Heimatsuchenden aus den Staubstürmen im tiefen Süden heraufgewandert waren. Von einer Gewalt, wie man sie nicht mehr gesehen hatte, seit Xhum Y’Zirs Zorn die Alte Welt in die Mahlenden Ödlande verwandelt hatte, nachdem seine sieben Söhne von P’Andro Whym und seinen in den Wissenschaften gelehrten Jüngern ermordet worden waren.
    Neb fragte sich, ob er vielleicht nicht mehr sprechen konnte, weil er wahnsinnig geworden war. Aber dann fragte er sich, ob ein wahrhaft Wahnsinniger in der Lage war, über seine mögliche Geisteskrankheit nachzudenken.
    Die Soldaten gingen fort, und Neb setzte sich auf. Für ihn würde es in dieser Nacht keinen Schlaf mehr geben. Die Sterne über ihm waren angeschwollen, hingen niedrig und schwer am dunstigen Himmel.
    Neb schlüpfte aus dem Wagen und kehrte zu seinem Zelt zurück. Drinnen ging er an den Tisch und nahm sich eine Birne und ein Stück Brot. Während er die herbe Süße der Birne auf seiner Zunge schmeckte, dachte er über die Worte der Soldaten nach.
    Die Götter allein wissen, was sie dort draußen bei ihren Ausgrabungen in den Mahlenden Ödlanden gefunden haben .
    Er erinnerte sich an den letzten Besuch seines Vaters vor drei oder vier Monaten. Er war gerade erst von einer Grabung in den Ödlanden zurückgekehrt und hatte Neb eine quadratische Münze aus Metall mitgebracht, die trotz ihres Alters hell glänzte. Bruder Hebda war aufgeregt gewesen.
    »Diesmal haben wir etwas Gutes gefunden, Neb. Einen Schrein aus der Zeit der Y’Ziritischen Resurgenten.«
    Neb erinnerte sich aus Unterrichtsstunden über das Zeitalter des Lachenden Wahnsinns daran: fünfhundert Jahre, die auf das Ende der Alten Welt folgten, während derer Chaos, Anarchie und eine beinahe achtzigprozentige Rate von Geisteskrankheiten geherrscht hatten, von den ersten Tagen der Apokalypse an bis zur vierten Kindergeneration. Es gab einige, die behaupteten, dass Yhum Y’Zir einen verborgenen achten Kakophonischen Tod in seinen Bannspruch eingefügt hatte, nachdem er ihn an den dunklen Orten der Welt ausgestaltet und mit Magie aufgeladen hatte – einen letzten und endgültigen Schlag, um eine seiner Lieblingsfrauen zu rächen. Sie war in der letzten Nacht der Abgeschiedenheit, in der er den Bann erschaffen hatte, gefangen genommen, vergewaltigt und zu Tode geprügelt worden. Aber die Traditionalisten beharrten darauf, dass das Betreiben der alten Magie auch so schon genug Schwierigkeiten aufwarf, ohne dass man noch etwas hinzufügte. Beide Lager waren sich jedoch einig, dass die Geisteskrankheiten damals weit verbreitet waren und sich die Menschheit selbst ausgelöscht hätte, wären nicht die Franziner gewesen – eine mönchische Bewegung, die sich auf die Feinheiten der menschlichen Psyche, die Verhaltensmuster von Menschen und Primaten konzentrierte. Die Y’Ziritische Auferstehung war eine kleine Sekte von Überlebenden gewesen, deren besonderer Wahnsinn darin bestand, das Haus Y’Zir zu verehren. Sie feierten die Nachkommen des gefallenen Mondhexers, weil sie die Wissenschaftsbewegung, der auch P’Andro Whym seit jungen Jahren angehört hatte, herausgefordert und später ausgelöscht hatten.
    Franzi B’Yot, der nach seinem Tod zum Gründer der Franziner geworden war, wurde von den Anfängen derselben Wissenschaftsbewegung beeinflusst, obwohl er älter war als Whym. Bruchstücke des Briefwechsels zwischen Whym und B’Yot ließen darauf schließen, dass die beiden Sekten zusammenarbeiteten und schließlich zu den Androfranzinern wurden.
    Deshalb verstand Neb, weshalb der Fund seinen Vater so in Aufregung versetzte. Ein Y’Ziritscher Schrein besaß für gewöhnlich eine kleine Bibliothek, die normalerweise aus zwei oder drei sorgsam verpackten Gefäßen mit Pergamenten bestand. Und manchmal fand man auch mumifizierte Märtyrer, die über dem Herzen eingebrannt das Zeichen des Hauses Y’Zir trugen.
    Er drehte die Münze in seiner Hand und betrachtete das Bild, das auf der Rückseite eingeprägt war. »Wer ist das?«, fragte er.
    »Lass mich mal

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