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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Metallmann Wein einschenkte. Er klatschte wieder. »Servitor, ich möchte heute Abend den gekühlten Birnenwein.«
    Die Maschine gab ein hohes Pfeifen von sich. »Ich bitte vielmals um Verzeihung, Aufseher Sethbert, aber wir haben keinen gekühlten Birnenwein.«
    Sethbert grinste, dann erhob er mit gespieltem Zorn seine Stimme. »Was! Kein Birnenwein? Das ist unentschuldbar, Servitor.«
    Weiteres Pfeifen und eine Folge von Klicktönen erklangen. Ein Dampfschwall schoss aus dem Entlüftungsrost. »Ich bitte vielmals um Verzeihung, Aufseher Sethbert …«
    Sethbert klatschte noch einmal. »Deine Antwort kann ich nicht akzeptieren. Du wirst mir gekühlten Birnenwein bringen, und wenn du dafür den ganzen Weg bis nach Sadryl laufen und ihn von dort holen musst. Verstanden?«
    Rudolfo beobachtete den Wortwechsel. Die Dame Jin Li Tam jedoch nicht. Sie spielte an der Tischdecke herum und hatte Mühe damit, ihre Scham und die Röte ihrer Wangen zu verbergen, ebenso den Zorn, der in ihren Augen funkelte.
    Der Servitor stellte Tablett und Karaffe ab. »Ja, Aufseher Sethbert.« Er ging zum Zelteingang.
    Sethbert kicherte und stieß die Dame mit dem Ellbogen an. »Ihr könntet Euch an ihm ein Beispiel nehmen«, sagte er. Sie bedachte ihn mit einem dünnen Lächeln, das so falsch war wie sein vorher zur Schau gestellter Zorn.
    Dann klatschte Sethbert und stieß einen Pfiff aus. »Servitor, ich habe es mir anders überlegt. Der Kirschwein wird genügen.«
    Der Metallmann schenkte den Wein ein und ging zum Küchenzelt, um nach dem ersten Gang zu sehen.
    »Was für ein fabelhaftes Gerät«, sagte Rudolfo.
    Sethbert strahlte. »Wunderbar, nicht?«
    »Wie seid Ihr bloß darangekommen?«
    »Es war… ein Geschenk«, sagte Sethbert. »Von den Androfranzinern.«
    Der Ausdruck auf Jin Li Tams Gesicht sagte etwas anderes.
    »Ich dachte immer, sie wären sehr zurückhaltend mit ihren Magifizienten und ihren Maschinen«, sagte Rudolfo, während er sein Glas hob.
    Sethbert erhob ebenfalls das Glas. »Vielleicht sind sie das ja«, sagte er. »Bei manchen.«
    Rudolfo schenkte der plumpen Beleidigung keine Beachtung. Der Metallmann kehrte mit einem Tablett zurück, auf dem Suppenschüsseln mit dampfendem Krabbenragout standen. Er stellte vor jedem von ihnen eine Schüssel ab. Rudolfo beobachtete, wie sorgsam er auf Genauigkeit bedacht war. »Wirklich fabelhaft«, sagte er.
    »Und man kann sie dazu bringen, beinahe alles zu tun … wenn man weiß, wie«, sagte Sethbert.
    »Wirklich?«
    Der Aufseher klatschte. »Servitor, führe Register Sieben-dreifünf aus.«
    Etwas klickte und schepperte. Plötzlich breitete der Metallmann die Arme aus und fing an zu singen, während seine Füße in einen derben Tanzschritt zu der Melodie fielen. »Vater und Mutter von Eurem Diener, war’n beides Brüder der Androfranziner, so sagt mein Tantchen, der Abt …« Das Lied war schlüpfrig und wurde noch schlimmer. Als es zu Ende war, verbeugte sich der Metallmann tief.
    Jin Li Tam wurde rot. »Angesichts der Umstände unseres Treffens«, sagte sie, »halte ich das für geschmacklos.«
    Sethbert warf ihr einen vernichtenden Blick zu, dann lächelte er Rudolfo an. »Vergebt meiner Gefährtin. Ihr mangelt es an jeglichem Sinn für Humor.«
    Rudolfo beobachtete, wie ihre Hände weiß wurden, als sie sie um eine Serviette ballte, während er im Geist die Möglichkeiten durchspielte, die sich hier darboten. »Es scheint etwas seltsam, dass die Androfranziner ihren Servitoren ein so … deftiges Lied beibringen.«
    Sie blickte zu ihm auf. In ihren Augen stand ein Flehen um Rettung. Ihr Mund wurde schmal.
    »Ach, sie haben ihm dieses Lied gar nicht beigebracht. Das war ich. Na ja, einer meiner Männer war es.«
    »Euer Mann kann Register für diesen erstaunlichen Metallmann anfertigen?«
    Sethbert führte den Löffel mit Ragout an die Lippen und verschüttete etwas davon über sein Hemd. Er sprach mit vollem Mund. »Sicher. Wir haben mein Spielzeug hier mehr als ein Dutzend Mal auseinandergenommen. Wir kennen es bis ins kleinste Detail.«
    Rudolfo nahm einen Bissen von seinem eigenen Ragout und musste wegen des starken Fischgeschmacks, der sich in seinem Mund ausbreitete, beinahe würgen. Dann schob er die Schale zur Seite. »Vielleicht«, sagte er, »würdet Ihr mir diesen Mann für ein Weilchen ausleihen.«
    Sethberts Augen verengten sich. »Wozu denn das, Rudolfo?«
    Rudolfo leerte sein Weinglas und versuchte, damit den salzigen Geschmack in seinem Mund loszuwerden.

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