Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie
Nachfrage.
Wenn Sie sich länger als zwei Jahre kennen und immer noch die erste Antwort gewählt haben, dann melden Sie sich bitte bei uns – wir suchen ständig neue Forschungsobjekte … Die meisten von Ihnen werden in der Antwortreihe jedoch umso weiter nach unten gehen müssen, je länger Sie sich kennen. Irgendwann kann das dann dazu führen, dass unser gesamter Freundeskreis uns um unseren Partner beneidet und gern mit ihm ins Bett hüpfen würde – nur wir selber, im heimischen Schlafzimmer, finden es spannender, nebeneinander vor dem Schlafengehen den Aldi-Prospekt zu lesen.
Wie kommt es zu diesem tragischen Befund? Und was können wir daran ändern?
Nun, zunächst müssen wir auf den unerfreulichen Umstand hinweisen, dass alle Menschen an Attraktivität verlieren, wenn sie älter werden. Sorry, das können auch wir nicht für Sie ändern. Das spielt besonders bei wirklich sehr langen Beziehungen eine Rolle (für Großstädter: »sehr lang« bedeutet ab 20 Jahren, nicht ab 20 Stunden).
Der Hauptgrund dafür, dass die sexuelle Attraktivität in Beziehungen mit der Zeit abnimmt, ist aber die Habituation – die lähmende Macht der Gewöhnung. Wir haben sie bereits im zweiten Kapitel kennengelernt. Sie setzt leider nicht erst nach 20 Jahren ein, sondern bereits beim allerersten Mal. Deshalb ist unser Partner bereits ab diesem Zeitpunkt begehrenswerter für Menschen, die ihn noch nicht im Bett hatten, als für uns selber. Leider. Und das wird schlimmer, von Mal zu Mal. Mit jeder Wiederholung werden die Dinge für uns weniger interessant.
Doch wann »wiederholen« sich Dinge eigentlich?
Die Wissenschaft hat darauf eine überraschende Antwort parat: Wie oft wir ähnliche Tätigkeiten als Wiederholungen wahrnehmen, hängt von uns selber ab, genauer gesagt von den Kategorien, die wir in unserem Kopf bilden.
Lesen Sie dazu dieses interessante Experiment: Man lässt Menschen Bonbons probieren. Die Bonbons haben verschiedene Geschmacksrichtungen. Auf einem Computerbildschirm zeigt ein Zählwerk jedem Probanden an, wie viele Bonbons er schon gegessen hat. Dabei gibt es aber zwei Gruppen: In der einen bekommt jeder Proband nur eine einheitliche Zahl der verspeisten »Bonbons« angezeigt. In der anderen unterscheidet das Computerzählwerk nach Geschmacksrichtungen – angezeigt werden die Anzahl der gegessenen »Kirschbonbons«, »Orangenbonbons«, »Kiwibonbons«. Bei jedem Bonbon sollen die Probanden beurteilen, wie sehr sie es genossen haben. Das Ergebnis: Wer mehr Unterkategorien angezeigt bekommt, empfindet bei jedem einzelnen Bonbon einen größeren Genuss als derjenige, der nur über die Gesamtzahl der verspeisten Bonbons informiert wird.
Dabei schmecken die Bonbons doch objektiv gleich gut! Wie kann ein bloßes Zählwerk einen solchen Unterschied machen?
Wer in unterschiedlichen Kategorien zählt, konzentriert sich auf die Unterschiede der einzelnen Geschmacksrichtungen und erlebt auf diese Weise weniger Wiederholungen. Die Probanden der Vergleichsgruppe hingegen empfinden die Bonbons schneller als langweilig, weil der Computer alle Bonbons in der gleichen Kategorie zählt und für sie daher alle Bonbons gleich sind. Für sie ist das Lutschen jedes einzelnen Bonbons nur eine Wiederholung, die Gewöhnung raubt ihnen das Glücksgefühl.
Was bedeutet das für uns und unseren gewöhnlichen (Sex-)Alltag? Wir können den Gewöhnungseffekt dadurch mindern, dass wir auf Details achten und feinere Unterkategorien bilden. Der Sex bleibt also frischer, wenn Sie gerade nicht jede intime Begegnung plump als »Sex« einordnen, sondern differenzieren und zum Beispiel Unterkategorien bilden wie »Frühstücksquickie«, »Telefonsex«, »Badewannenkuscheln«, »Aufwachgruß«, »Gutenachtkuss«.
Und was für den Sex gilt, lässt sich auch auf alles andere übertragen: Nehmen wir an, Sie haben sich vorgenommen, dreimal pro Woche »Sport« zu machen. Sie schaffen das aber nicht, weil es Sie langweilt; jede Woche denken Sie nach dem ersten Mal: »Sport habe ich diese Woche doch schon gemacht.« Bilden Sie Unterkategorien! Gehen Sie montags zum »Schwimmen«, mittwochs zum »Muskeltraining« und freitags zum »Joggen«. Wenn Gartenarbeit Sie langweilt, schreiben Sie sich keinesfalls in den Kalender: »15 – 18 Uhr Gartenarbeit«. Planen Sie stattdessen von »15 – 16 Uhr Rosen schneiden«, von »16 – 16.30 Uhr Rasen mähen« und von »16.30 bis 18 Uhr im Gartencenter Frühlingsblumen aussuchen«. Schon haben Sie Ihr
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