Psycho-Logisch Richtig verhandeln
Verhalten des anderen als eine Blockade auf dem Weg zu unserem eigenen Ziel:
Nun bleibt nur noch eine Frage offen: Wohin werden sich die Energien des Motivs nun wenden? Sie sind ja vorhanden. Da sich Energie a priori bewegen muß, muß auch diese Kampf-Energie »irgendwo« hin.
Diese Energien wenden sich nun meist gegen den »Schuldigen«, also gegen den (oder das), der (das) unsere Frustration verursacht hat. Die Kampfmanöver können sich durchaus auch gegen Sachen richten. Sicher haben Sie schon einmal beobachtet, wie sich Menschen verhalten, wenn sie sich durch einen Gegenstand frustriert fühlen. Man schlägt zum Beispiel verärgert auf einen Tisch, an dessen Kante man sich gerade gestoßen hatte, weil man sich so sehr beeilen wollte, ein Ziel zu erreichen.
Diese Energien können aber auch »gespeichert« werden. Das hieße dann, daß unser »Sieb« mit Kampfhormonen gefüllt bleibt. Wenn dies geschieht (weil man z.B. nicht wagt, den Chef, der einen frustriert hat, zu beschimpfen), dann gibt es wieder zwei Möglichkeiten:
1. Ab-Reaktion: Man reagiert sich, so bald wie möglich, ab. Aber mit Ab-Reaktion ist immer gemeint, daß man sich an jemandem (oder etwas) ab-reagiert, der (das) diese Kampf-Energien nicht ausgelöst hatte. Hierzu zählt der »klassische Kreislauf«: Chef haut Vater in die Pfanne; Vater meckert Mutter an; Mutter schimpft mit dem Sohn; Sohn verprügeltkleine Schwester; Schwesterchen zieht die Katze am Schwanz …
Die Ab-Reaktion kann auch durch muskuläre Tätigkeiten geschehen. Dabei leidet dann vielleicht der Teppich, den man mit besonderem Gusto klopft, aber kein Mitmensch.
2. Vergiftung: Man kann oder darf sich nicht ab-reagieren, weil die Erziehungsprozesse oder die derzeitigen Umstände es verhindern. Also bleiben die Kampfhormone im System. Da diese Hormone jedoch vom Organismus nur sehr langsam abgebaut werden, wirkt ein Zuviel wie Gift. Man könnte genausogut Arsen trinken. Dieses Gift greift nun den eigenen Organismus an. Es kommt zu den sog. Streßkrankheiten bzw. zu den »chronischen« Kampf-Reaktionen (vgl. Beschreibung S. 43 ff). So ein Mensch wirkt pessimistisch, launisch, leidend, krank.
Eine interessante Mischung kann man bei Menschen beobachten, die immer nörgeln. Einerseits verbietet ihnen ihre Erziehung, so richtig loszubrüllen, sich abzureagieren. Andererseits jedoch vergiften sie jedes Gespräch mit ständigen kleinen Sticheleien, meckernden oder nörgelnden Bemerkungen, d.h. mit indirekten Kampfmanövern.
4.3. Höhlenmensch-Reaktionen im Atomzeitalter
Jetzt verstehen wir vielleicht, warum wir so schnell zu unserer »Keule« greifen, wenn uns das Verhalten eines anderen nicht paßt. Warum wir so leicht auf Kampf oder Flucht (direkt oder indirekt) »umschalten«, wenn die Weigerung des B, unser Ziel anzustreben, uns frustriert. Wieder gilt es, nicht die Tatsache zu verdammen, sondern ihre Mißachtung. »Schuld« an unserem täglichen Ärger ist nicht die Tatsache, daß der Mensch noch immer ein »Reptil« in sich herumträgt, sondern die Tatsache, daß wir glauben, es sei nicht so. Hierzu sagt Alan W. WATTS (45), einer der größten westlichen Zen-Fachleute:
Der westliche Mensch leidet viel unnötigen Schmerz, weil er sich mit der Definition verwechselt, die er sich selbst gegeben hat.
Das meinte auch ein chinesischer Weiser, SENG-TSAN, als er sagte:
Die Krankheit des Geistes, das ist der Konflikt, immer das Richtige tun zu wollen!
Vielleicht würde es uns helfen, wenn unsere Einstellung ein wenig »östlicher« werden könnte. Wenn wir weniger Angst davor haben müßten, so zu sein, wie wir eben sind. Wenn wir weniger Scham- und Schuldgefühle erleben würden, wenn wir einmal nicht so perfekt (intelligent, rational, »objektiv«, wissend, erfolgreich) waren, wie wir wegen der Erwartungen anderer meinen, sein zu müssen. Vielleicht würde eine solche Einstellung uns nicht nur toleranter uns selbst gegenüber machen, sondern auch mehr Toleranz für den Andersdenkenden (-fühlenden, -handelnden) nach sich ziehen. Damit aber wäre eine Menge potentieller Krisensituationen entschärft (vgl. auch Kap. 3).
Angenommen, die Mutter könnte es akzeptieren, daß das Kind keinen Spinat mag. Untersuchungen haben gezeigt, daß Kinder intuitiv Speisen ablehnen, die ihnen nicht bekommen. Ob dies nun daran liegt, daß Speisen, deren Essen Kampfhormone produziert, Verdauungs-Schwierigkeiten nach sich ziehen (weil Kampfhormone u.ä. auch die Verdauungsprozesse stoppen), oder ob
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