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Psychopath

Psychopath

Titel: Psychopath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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immer sein muss. Nur für den Moment.«
    »Mir geht es gut«, sagte Clevenger. »Ich bin nicht derselbe Mensch, der ich damals war.«
    »Ganz genau. Darauf will ich ja hinaus. Ich erinnere mich noch zu gut, wie du warst, als du von Nantucket zurückgekommen bist.«
    »Denkst du wirklich, ich könnte das vergessen?«
    »Vielleicht. Vielleicht könntest du«, sagte Anderson. »Denn wenn du diesen Fall übernimmst, dann halst du dir eine Menge Ärger auf. Wir wollen gar nicht davon reden, dass du kreuz und quer im Land herumreisen musst. Wir wollen gar nicht davon reden, dass dir die Presse beständig im Nacken sitzen wird, deine Wohnung belagert, dir vor der Reinigung auflauert, wenn du deine verdammte Wäsche abgibst. Ich kenne dich. Wenn noch eine Leiche auftaucht, und noch eine, dann braucht gar keiner daherzukommen und dir die Schuld zuzuschieben. Du schlägst dich selbst ans Kreuz. Weil du tief drinnen überzeugt bist, dass du diesen Fall lösen kannst.«
    »Rede ich hier mit demselben Mann, der mich überhaupt erst überredet hat, den Fall auf Nantucket zu übernehmen?«, hielt Clevenger dagegen.
    »Mit demselben Mann«, sagte Anderson. »Ich habe damals nicht an dir gezweifelt, und ich zweifle jetzt nicht an dir. Ich würde jede Wette eingehen, dass du diesen Fall knacken kannst. Aber es geht hier um einen Kerl, der im Lauf von drei Jahren über die ganzen Vereinigten Staaten verstreut dreizehn Menschen umgebracht hat, während das FBI ihn gejagt hat, als sei er Bin Laden. Und ihn kümmert das noch nicht einmal genug, dass er sich die Mühe machen würde, die Leichen anständig verschwinden zu lassen. Er lässt sie einfach mit ihren Führerscheinen zusammen liegen, nur für den Fall, dass irgendjemand sich vielleicht fragt, zu wem die verwesenden Überreste gehören. Bei diesem Fall ist es schon ein großer Durchbruch, wenn du die Laufzeit dieses Irren von zehn auffünf Jahre verkürzt, Frank. Aber damit gehst du immer noch für die nächsten zwei Jahre durch die Hölle. Von Billy ganz zu schweigen. Und dabei ist das Leben jetzt schon nicht gerade ein Zuckerschlecken für ihn.«
    »Ich habe ja nicht gesagt, dass ich den Fall übernehmen werde«, protestierte Clevenger. »Ich gehe zu einem Treffen. Dann komme ich zurück, und wir sprechen die Sache durch.«
    Anderson sah auf den Boden, atmete tief durch und schaute dann wieder Clevenger an. »Wie ich schon sagte, tu, was du nicht lassen kannst.« Er drehte sich um und ging weg.
     
    Auden Prep in Lynnfield, Massachusetts, lag sieben Meilen nördlich von Chelsea, doch es war eine andere Welt. Die achtzig Hektar des Schulgeländes hatten mehr Rasen, als man auf den ganzen zwei Quadratmeilen von Chelsea finden konnte. Wenn man die Zinsen aus Treuhandvermögen und die übertriebenen Gebühren für Sommerkurse mitrechnete, kamen auch pro Kopf der eintausendfünfhundert männlichen Schüler bedeutend höhere Summen zusammen. Lynnfield war vom Festland umschlossen und flach. Es gab keinen Ruß und keinen Schmutz.
    Clevenger mochte die Schule nicht, besonders nicht heute, während er auf weitere schlechte Nachrichten über Billy wartete. Er saß im Vorzimmer des Büros von Stouffer Walsh, Audens Schuldekan, und ließ seinen Blick über all das geschnitzte Mahagoni, die Deckenleisten, die schimmernden Wandleisten schweifen, atmete die muffige Luft und wünschte, er hätte nie zugestimmt, Billy auf diese Schule gehen zu lassen. Der Junge wäre auf der Chelsea High vermutlich besser aufgehoben gewesen, wo lebenserfahrene Lehrer seine Lebenserfahrungen wahrscheinlich genug zu schätzen gewusst hätten, um sie in etwas anderes umzuformen – denMut innerer Überzeugungen oder Standhaftigkeit angesichts von Widerständen zum Beispiel. Doch in dem »Aktionsplan«, den das Jugendamt von Massachusetts für Billy erstellt hatte, war Auden Prep aufgeführt, also hatte Clevenger ihn hier eingeschrieben.
    Billys Noten waren von Anfang an mäßig gewesen, doch das war nicht anders zu erwarten. Billy hatte gerade erst seine kleine Schwester durch Mord und seinen Vater und seinen Bruder durch Gefängnisstrafen verloren. Er selbst war nur knapp einer schuldlosen Verurteilung und lebenslänglichem Gefängnis entgangen. Also war eine Drei minus in Französisch und selbst eine Vier plus in Geometrie nicht das Ende der Welt. Auch seine erste Prügelei war von den Dekanen wie ein unbedeutender Ausrutscher behandelt worden. Niemand war ernstlich verletzt worden, nichts weiter als eine blutige

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