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Psychopath

Psychopath

Titel: Psychopath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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Instinkte, die mich übermannen.
    Würde ich Ihnen in diesem Moment gegenübersitzen, würde ich Ihnen sagen, dass ich eine erdrückende Einsamkeit empfinde, eine gähnende, schmerzliche Leere in meinem Innern. Der Schmerz ist gleichzeitig physisch und psychisch. Er lässt mich wie ein kleines Kind weinen. Und es ist diese qualvolle Isolation, die mich dazu bringt, anderen das Leben zu nehmen. Etwas daran, Zeuge der Reinheit und Wahrhaftigkeit des Todes zu sein, verbindet mich mit allen lebenden Dingen und bringt mir Frieden. Ich werde neben jedem meiner Opfer zur Ruhe gebettet.
    Sie können sich glücklicher schätzen als ich: Meine Ruhe ist nie von Dauer. Mein Hunger regt sich von neuem, manchmal Stunden, manchmal Tage, manchmal Wochen später.Ich kann meine Seele nicht auf die übliche Weise nähren. Ich habe keine Freunde, keine liebende Familie. Ich halte kein Haustier. Ich habe kein Zuhause. Ich bin ein ewiger Wanderer.
    Meine Mutter war liebevoll und gütig, eine Frau ohne Fehl und Tadel. Mein Vater war ein Ungeheuer. Vielleicht verkörpere ich diesen Gegensatz.
    Ich bin das Ergebnis einer normalen Schwangerschaft und Geburt. Als Kind war ich psychisch und physisch gesund, abgesehen von einer lähmenden Schulphobie, unter der ich litt.
    Als junger Mann hatte ich nur wenige Hobbys, aber ich erzielte ohne große Mühe überragende schulische Leistungen, ich hatte keinen Mangel an Verabredungen, habe jedoch nie geheiratet.
    Ich hatte in meinem Leben über dreihundert Geliebte. Ich bin heterosexuell.
    Da Sie zweifellos vom FBI genauestens über meinen Fall informiert wurden, wissen Sie, dass ich jedem meiner Opfer Blut abnehme. Ich trage jenen Teil von ihnen bei mir. Als Talisman, möglicherweise.
    Doch ich trage auch ihre Seelen in mir. Und auf die Weise leben sie weiter.
    Um Ihnen unnötiges Grübeln zu ersparen, verrate ich Ihnen, dass ich die Kunst der Blutentnahme als Sanitäter in der Army gelernt habe. Auszeichnung. Ehrenhafte Entlassung. Keine Disziplinarverfahren.
    Mein Vorschlag: Sie dürfen mich fragen, was immer Sie möchten. Ich werde Ihnen alles sagen, soweit mir das möglich ist, ohne meine Freiheit aufs Spiel zu setzen (womit schlicht die Freiheit gemeint ist, Gott zu finden, etwas, von dem ich nicht glaube,dass ich es im Gefängnis, höchstwahrscheinlich im Todestrakt, könnte). Ich möchte Sie bitten, mir gegenüber ebenso offen zu sein, um die Chancen zu verringern, dass Sie und ich uns fremd bleiben und ich mich noch einsamer fühlen würde und noch dringender das Lebensblut anderer bräuchte.
    Sie müssen mir vertrauen, damit ich Ihnen vertrauen kann.
    Sie klären Verbrechen auf? Welche Verbrechen wurden an Ihnen begangen? Welcher Verbrechen, groß oder klein, sind Sie schuldig?
    Sie haben einen emotional gestörten Jungen adoptiert. Waren Sie ein emotional gestörter Junge? Sind Sie noch immer jener Junge?
    Führen Sie, wie ich – und wie der junge Billy Bishop –, einen mühevollen Kampf, wieder geboren zu werden?
    Halten Sie meine Hand, sehen Sie in mein Herz, lassen Sie mich in das Ihre sehen. Holen Sie meine verborgenen Dämonen ans Licht und helfen Sie mir, sie aus meiner Seele auszutreiben.
    Ein Mann Gottes
    Den sie den Highwaykiller nennen
     
    Es gibt im Leben eines Menschen Momente, die wie Titrationspunkte in der Chemie alles, was vor ihnen gewesen ist, konzentrieren und das Wesen von allem, was nach ihnen kommen wird, verwandeln. Sie sind lebensverändernd und lebensbestimmend. Die Worte des Highwaykillers zu lesen war für Clevenger dieser Moment. Seinen ganzen Körper überzog eine Gänsehaut. Ihm lief ein Schauder nach dem anderen über den Rücken. Er ging zum Büro von North Anderson.
    »Was meinst du?«, sagte Anderson und drehte seinen Schreibtischsessel herum, damit er ihn ansehen konnte.
    »Der ist echt. Es ist eine Bitte um Hilfe.«
    »Was wirst du jetzt machen?«
    »Ein Teil von mir würde gern Abstand wahren, einfach nur, um es Warner heimzuzahlen, aber ich sehe nicht, wie ich das jetzt noch kann.«
    »Ich auch nicht. An deiner Stelle würde ich runter nach Quantico fahren und alles herausfinden, was es über diesen Kerl herauszufinden gibt. Schau dir die Tatorte an. Schau dir die Leichen an. Lass dir nichts von denen erzählen, sondern bilde dir deine eigene Meinung. Wenn es dein Fall ist, dann mach ihn durch und durch zu deinem Fall. Ich werde dir in jeder Weise helfen, wann immer du mich brauchst.«
    Clevenger nickte.
    »Du siehst besorgt aus.«
    »Mir gefällt der

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