Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Psychopath

Psychopath

Titel: Psychopath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
Vom Netzwerk:
Teil über Billy nicht«, sagte Clevenger. »Ich will nicht, dass er da mit hineingezogen wird. Er macht sich toll im Moment. Er geht jeden Tag zur Arbeit. Die Drogentests sind negativ. Und er fängt wirklich an, sich zu öffnen.« Er zuckte mit den Achseln. »Gestern Abend ist er in mein Zimmer gekommen und hat darüber geredet, wie stark seine Sucht nach Gras – und Koks – noch immer ist. Und er hat mir mehr über dieses Mädchen Casey erzählt, mit dem er herumhängt.«
    »Klasse.«
    »Aber ich kann nie sicher sein, dass der nächste Drogentest nicht positiv ausfällt. Ich kann mir, was ihn angeht, nie über irgendwas sicher sein.«
    »Einer Sache bin ich mir bei ihm sicher«, sagte Anderson.
    »Und die wäre?«
    »Er weiß, wie es ist, jemanden durch Mord zu verlieren. Tief in seinem Herzen weiß er, warum du tust, was du tust.«
    »Denk doch nur mal daran, wie viele Reporter schon dort draußen lauern. Und es ist gerade mal der erste Tag. Die Sache wird immer größer werden. Ich will nicht, dass er das Gefühl bekommt, mich zu verlieren. Nichts ist das wert.«
    »Ich denke, wenn du ihm das sagst, wird er begreifen, dass er dich nie verlieren wird.«
     
    Clevenger wählte Kane Warners Nummer. Die Sekretärin stellte ihn sofort durch.
    »Doktor«, sagte Warner.
    »Wenn wir zusammenarbeiten«, sagte Clevenger, »dann bitte keine Überraschungen mehr. Wenn Sie sich noch einmal so ein Ding mit mir erlauben, ist für mich Schluss.«
    »Gut«, erwiderte Warner verkniffen.
    »Hat die Times alles abgedruckt, was der Highwaykiller geschrieben hat?«
    »Sie haben nichts zurückgehalten.«
    »Ich erwarte die gleiche Behandlung.«
    »Verstanden«, sagte Warner. »Aber es wird unumgänglich sein, dass Sie eng mit dem Team zusammenarbeiten, das Sie hier kennen gelernt haben.«
    »Ich möchte morgen zu Ihnen kommen.«
    »Ich werde Sie erwarten.«
    »Eine Frage noch«, sagte Clevenger.
    »Okay«
    »Wieso haben Sie entschieden, den Brief abzudrucken?«
    »Das war nicht meine Entscheidung«, sagte Warner.
    »Und das soll ich glauben?«
    »Ich habe die Times gebeten, ihn nicht zu veröffentlichen. Ich halte es für viel zu gefährlich, wenn Sie aus der Distanz Freud spielen. Sie müssen nur während einer Ihrer kleinen Therapiestunden einen psychologischen Zünder drücken, und wir bezahlen dann in Leichensäcken dafür.«
    »Wenn nicht Sie es waren, der grünes Licht gegeben hat«, überlegte Clevenger laut, »dann ...«
    »Die Zeitung hat mich übergangen«, sagte Warner. »Sie haben sich mit dem Direktor abgesprochen.«
    »Jake Hanley?«
    »Jake ist ein Freund vom Verleger der Times, Kyle Roland. Er überlegt, daheim in Colorado für einen Senatorenposten zu kandidieren. Ein frei umherlaufender Serienmörder hilft seiner Popularität da natürlich nicht. Er will, dass diese Sache endlich ein Ende hat – egal, wie das Ende aussieht.« Warner hielt kurz inne. »Dürfte ich Sie was fragen?«
    »Nur immer zu.«
    »Vor einem Monat wollten Sie nicht mit mir zusammenarbeiten. Sie haben rundheraus abgelehnt. Also, was hat sich geändert? Wirft die Sache endlich genügend Publicity für Sie ab?«
    Clevenger war zu wütend, um mit irgendetwas anderem als Kraftausdrücken aufzuwarten. Also schwieg er. Und während er schwieg, musste er sich die gleiche Frage stellen, die Warner ihm vorgelegt hatte. War er verführt worden? War sein Narzissmus endlich gebührend honoriert worden?
    »Sie sind wahrscheinlich selbst nicht sicher, wie die Antwort lautet«, sagte Warner. »Es spielt keine Rolle. Wir gehören jetzt demselben Team an – eben nur zwei Leichen später.«
    Clevenger räusperte sich. »Ich werde morgen um zehn Uhr da sein.«
    »Whitney McCormick wird Sie in der Eingangshalle abholen. Sie kann Sie dann schon mal auf den neusten Stand bringen.«
    Clevenger legte auf. Er schaute aus dem Fenster auf die Traube von Reportern. Er stand auf, zog das Rollo herunter, dann setzte er sich wieder an seinen Schreibtisch. Er las denBrief des Highwaykillers ein zweites Mal. Dann schaltete er seinen Computer ein und überlegte, wie er antworten sollte.
    Sein Ziel war klar. Er glaubte fest daran, dass alle Mörder selbst emotional ermordet worden waren. Indem sie ein anderes Leben oder viele Leben zerstörten, spielten sie ihren eigenen Tod nach, wobei sie diesmal die Rolle des Aggressors übernahmen statt die des Opfers – mächtig waren statt schwach. Clevenger wollte die Wurzeln der Gewalt des Highwaykillers langsam und methodisch

Weitere Kostenlose Bücher