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Psychopath

Psychopath

Titel: Psychopath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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absolut nichts von Canyonlands Field abfliegen würde. Clevenger und McCormick fuhren in einem Taxi zum Marriott am Flughafen.
    Clevenger rief von unterwegs Billy an.
    »He«, meldete er sich. Er klang müde.
    »Wie geht’s dir?«
    »Gut«, antwortete er abfällig.
    »Ich sitze hier wegen des Wetters über Nacht fest. Warum setzen wir uns nicht morgen, wenn ich wieder da bin, zusammen und reden?«
    »Geht klar.«
    »Ich sollte so um drei herum zu Hause sein.«
    »Egal. Ich werd da sein.«
    »Hör mal«, sagte Clevenger, »ich vermisse ...« Doch Billy hatte bereits aufgelegt. Die Betroffenheit war Clevenger deutlich vom Gesicht abzulesen, als er sein Handy ausschaltete.
    »Er muss dich mit dem FBI teilen«, bemerkte McCormick. »Und mit dem Highwaykiller.«
    Clevenger nickte.
    »Vielleicht solltest du ihn nächstes Mal nach Quantico mitbringen. Wir könnten eine VIP-Führung für ihn arrangieren.«
    »Ich möchte ihn von meiner Arbeit fern halten«, sagte Clevenger. »Er hat genug Gewalt mit ansehen müssen.«
    McCormick nickte halbherzig.
    »Was überlegst du?«, fragte Clevenger.
    »Es geht mich wirklich nichts an«, sagte sie.
    »Immer raus damit.«
    Sie nickte. »Er lebt gerade wegen deiner Arbeit mit dir zusammen. Du warst schließlich schon ein forensischer Psychiater, als du in sein Leben hereingeschneit bist und ihn davor bewahrt hast, lebenslänglich ins Gefängnis zu wandern.«
    »Und?«
    »Und du bist noch immer ein forensischer Psychiater. Warum willst du so tun, als sei es nicht so?«
    »Er hatte in letzter Zeit Probleme mit Gewalt und Drogen«, gestand Clevenger.
    »Und du machst dir Sorgen, dass er die Kontrolle über sich verlieren könnte, wenn er deiner Arbeit zu nah kommt. Du denkst, er würde nur umso gewalttätiger werden.«
    Billy hatte Clevengers Sorge in der gleichen Weise verstanden. »Möglich«, gestand Clevenger zu.
    »Interessant«, sagte sie.
    »Was soll das heißen: interessant?«
    »Bist du sicher, dass du nicht projizierst? Dem Brief zufolge, den du mir gerade gezeigt hast, hast du Angst, tief in dir könne ein Mörder lauern. Das bedeutet nicht, dass er auch einen in sich trägt.«
    »Ich sehe, was du meinst.«
    »Das sagen Leute meistens, wenn sie dem widersprechen wollen, was sie gehört haben.«
    Clevenger lächelte sie an. Vielleicht wäre es tatsächlich besser, Billy in sein Berufsleben einzubeziehen, selbst in die dunkelsten Winkel. Vielleicht war Billy widerstandsfähiger, als Clevenger dachte. Aber es schien ihm immer noch sehr riskant.
    »Also ...«, sagte McCormick. »Ich sollte eins klarstellen – wir nehmen zwei Zimmer.«
    »Wir können drei nehmen, wenn du möchtest«, sagte Clevenger sanft. Er ergriff ihre Hand. »Ich habe keine Eile, Whitney« Ihren Namen auszusprechen wärmte ihm das Herz. »Aber nur damit du es weißt, ich werde nicht aufhören, dir zuzuhören, nachdem wir zum ersten Mal miteinander geschlafen haben.«
    »Falls wir je miteinander schlafen.«
    »Falls«, gestand Clevenger zu.
    McCormick legte ihre Hand auf sein Knie.
     
    Clevenger blieb bis nach Mitternacht auf und beendete seinen Brief an Gabriel alias der Highwaykiller:
     
    Als Kind habe ich mir mehr als einmal vorgestellt, ihn umzubringen. Ist dieser Mörder noch immer in mir?
    Zweifelsohne. Wenn auch nur als Keim. Und je mehr ich jenen ungeborenen Teil von mir berühren kann, je stärker ich die tiefe Hilflosigkeit und Wut fühle, die die Gewalttätigkeit meines Vaters hervorgerufen hat, desto unwahrscheinlicher wird es, dass er je geboren wird.
    Ich nehme meinen Schmerz an. Sie weigern sich, den Ihren zu akzeptieren. Sie beschreiben, dass Sie sich »mit Blut in Ihrem Mund« siegreich gefühlt hätten,weil Sie sich der Liebe Ihrer Mutter gewiss waren. Doch Ihr Triumphgefühl war nur ein Verteidigungsmechanismus gegen die tiefer liegenden Gefühle des Schreckens und der Schwäche. Als Vierjähriger haben Sie sich nie der grausamen Wahrheit gestellt, dass es Ihr Blut war, das in Ihren Mund lief, dass Sie machtlos waren, sich selbst zu verteidigen, und dass niemand sonst Sie beschützen wollte oder konnte.
    Jetzt suchen Sie nach der ultimativen Macht über andere – lassen sie leben oder sterben als ob das Ihre Demütigung und Hilflosigkeit ausradieren könnte.
    Sie sprechen davon, starke körperliche Schmerzen zu haben – Migräne, Kieferkrämpfe. Sie leiden unter schrecklichen Angstzuständen – Herzklopfen, Kurzatmigkeit. Doch ich bezweifle, dass Sie echte Traurigkeit oder Zorn empfinden.

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