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Psychopathen

Psychopathen

Titel: Psychopathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Dutton
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Laufbandschweiß. Nun mussten andere Probanden die Düfte inhalieren, während sie in einem Magnetresonanztomographen [4] lagen. Sie wussten nicht, was sie da inhalierten.
    Und was, denken Sie, geschah? Das Gehirn derjenigen, die dem Angstschweiß ausgesetzt waren, zeigte beträchtlich mehrAktivität in den Angst verarbeitenden Bereichen (der Amygdala und dem Hypothalamus) als das der Probanden, die den Laufbandschweiß eingeatmet hatten. Es gab auch eine Emotionserkennungsaufgabe, bei der es um die Entscheidung ging, ob ein Gesicht einen bedrohlichen oder einen neutralen Ausdruck hatte. Die Urteile derjenigen, die den Angstschweiß inhaliert hatten, waren um 43 Prozent genauer als die Urteile der Probanden, die den Laufbandschweiß eingeatmet hatten.
    All dies wirft die äußerst interessante Frage auf: Können wir uns Angst auf dieselbe Weise »einfangen« wie eine Erkältung? Mujica-Parodi und ihr Team sind offensichtlich davon überzeugt. Angesichts ihrer Ergebnisse weisen sie sogar auf die Möglichkeit hin, dass es »vielleicht eine verborgene biologische Komponente der sozialen Dynamik gibt, die dafür sorgt, dass emotionaler Stress sprichwörtlich ›ansteckend‹ ist«.
    Was natürlich die noch interessantere Frage aufwirft: Wie sieht es mit der Immunität aus? Fangen sich einige von uns eher den Angstbazillus ein als andere? Haben einige von uns eher einen »Riecher« dafür?
    Um dies herauszufinden, führte ich eine Variation der Studie von Mujica-Parodi durch. 16 Zuerst zeigte ich einer Probandengruppe einen Horrorfilm (›Candymans Fluch‹) und schickte eine zweite Gruppe aufs Laufband. Danach füllte ich den Schweiß, den ich von ihnen gesammelt hatte, (sozusagen) in Flaschen ab. Schließlich sprühte ich ihn in die Nase der Probanden einer dritten Gruppe, während sie ein simuliertes Glücksspiel spielten.
    Bei dem Spiel handelte es sich um die Cambridge Gambling Task, einen computergesteuerten Test zur Entscheidungsfindung bei Risiko. Den Teilnehmern werden in einer Versuchssequenz zehn Boxen präsentiert (die entweder rot oder blau sind) und sie müssen jedes Mal raten, welche der Boxen eine gelbe Spielmarke enthält. Das Verhältnis von roten und blauen Boxen variiert von Versuch zu Versuch (z. B. sechs rote und vier blaue; eine blaue und neun rote). Die Teilnehmer beginnen miteiner Gesamtpunktzahl von 100 – von der sie einen bestimmten Prozentsatz (5 %, 25 %, 50 %, 75 %, 95 %) auf den Ausgang des ersten Versuchs wetten müssen. Wie es dann weitergeht, hängt von dem Ergebnis ab. Je nachdem, ob sie gewinnen oder verlieren, wird ihr Wetteinsatz zu der ursprünglichen Punktzahl addiert oder von ihr subtrahiert. Dann wird der Vorgang wiederholt, wobei der Gesamtbetrag bei allen nachfolgenden Versuchen variiert. Ein höherer Wetteinsatz wird mit einem höheren Risiko assoziiert.
    Falls die Theorie von Mujica-Parodi Hand und Fuß hatte, ließ sich mit Folgendem rechnen: Die Probanden, die den »Candyman«-Schweiß inhaliert hatten, würden größere Vorsicht an den Tag legen und konservativer spielen als diejenigen, die den Laufbandschweiß eingeatmet hatten.
    Die Sache hatte jedoch noch einen Dreh. Die Hälfte der Probanden waren Psychopathen.
    Würden die Psychopathen, die dafür bekannt waren, unter Druck eine unerschütterliche Ruhe zu bewahren, gegen den Stress der anderen immun sein? Wie Angela Brook herausgefunden hatte, waren sie ja wie erfahrene Jäger und Fährtenleser hyperwachsam gegenüber visuellen Hinweisen auf Verletzlichkeit. Vielleicht waren sie aber unempfindlich gegenüber olfaktorischen.
    Die Ergebnisse des Experiments hätten eindeutiger nicht sein können. Wie aufgrund der Ergebnisse von Mujica-Parodi vorherzusehen, waren die Nicht-Psychopathen, wenn sie dem Angstschweiß ausgesetzt waren, zurückhaltender mit ihrem Wetteinsatz. Die Psychopathen ließen sich jedoch nicht aus der Fassung bringen. Sie waren nicht nur zu Beginn des Tests mutiger, sie waren auch am Ende noch mutiger und gingen selbst dann noch Risiken ein, als sie mit »Angst« vollgepumpt waren. Ihr neurologisches Immunsystem schien sofort gegen den »Virus« vorzugehen und eine Null-Toleranz-Politik gegenüber der Angst einzunehmen, während wir anderen es einfach zulassen, dass sich der Virus ausbreitet.
Zwei Seiten einer Medaille
    Falls Ihr Blick zufällig beim Vorbeischlendern am Schaufenster einer Buchhandlung oder auch während des digitalen Stöberns nach Lektüre auf dieses Buch fiel, mögen Sie sich gefragt

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