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Psychopathen

Psychopathen

Titel: Psychopathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Dutton
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hatte, sondern elektrische Leiter, die Informationen durch das Nervensystem beförderten.
    Seit damals hat die Forschung große Fortschritte erzielt. Während die ursprüngliche Anwendung der TMS durch Barker und sein Team eine einfache Demonstration der Weiterleitung von Nervenimpulsen vom Motorkortex zum Rückenmark beinhaltete, sieht die Sache heute ganz anders aus: TMS wird im Zusammenhang mit einer Vielzahl neurologischer und psychiatrischer Leiden, angefangen von Depression über Migräne und Schlaganfälle bis hin zu Parkinson umfassend genutzt, sowohl zu diagnostischen als auch zu therapeutischen Zwecken.
    Die Grundprämisse der TMS lautet, dass das Gehirn mithilfe elektrischer Signale arbeitet. Und dass sich seine Arbeitsweise wie bei jedem derartigen System modifizieren lässt, indem man sein elektrisches Umfeld ändert. Die TMS-Standardausrüstung besteht aus einem leistungsstarken Elektromagneten, der am Schädel angebracht wird und in bestimmten, vorher festgelegten Abständen fortlaufend Magnetfeld-Pulse erzeugt, sowie aus einer von Kunststoff umgebenen Spule, die diese Magnetfeld-Pulse durch den Schädel hindurch zu ganz bestimmten Hirnregionen leitet, sodass der darunter liegende Kortex stimuliert wird.
    Nun, eines wissen wir über Psychopathen: dass die Lichtschalterihres Gehirns anders verkabelt sind als die Lichtschalter von uns Übrigen – und dass ein besonders stark beeinträchtigter Bereich die Amygdala ist, eine erdnussgroße Struktur mitten im Zentrum der Schaltplatte. Bei der Amygdala handelt es sich, wie wir an früherer Stelle gelernt haben, um den Emotions-Kontrollturm des Gehirns. Sie überwacht unseren emotionalen Luftraum und ist dafür verantwortlich, wie wir Dinge empfinden. Bei Psychopathen ist derjenige Teil des Luftraums, der der Angst entspricht, jedoch leer.
    Im Rahmen der Lichtschalter-Analogie können wir uns die TMS als einen Helligkeitsregler vorstellen. Während wir Informationen verarbeiten, erzeugt unser Gehirn kleine elektrische Signale. Diese Signale werden nicht nur durch unsere Nervenzellen geleitet, um unsere Muskeln zu aktivieren, sie schlängeln sich auch wie flüchtige elektrische Datenschwärme tief durch unser Gehirn und erzeugen unsere Gedanken, Erinnerungen und Gefühle. TMS kann die Stärke dieser Signale verändern. Indem wir einen elektromagnetischen Strom durch genau festgelegte Bereiche des Kortex schicken, können wir diese Signale entweder verstärken oder abschwächen – diesen Datenschwärmen auf ihrem Weg helfen oder ihren Fortschritt behindern.
    Wenn man die Signale abschwächt, die zur Amygdala und – wie in dem von Ahmed Karim und seinen Kollegen von der Universität Tübingen durchgeführten Experiment – zu dem Gehirnbereich geleitet werden, der an der moralischen Entscheidungsfindung beteiligt ist, dann ist man auf dem besten Weg, jemanden zum Psychopathen »umzustylen«. Tatsächlich haben Liane Young und ihr Team am MIT die Sache noch einen Schritt vorangetrieben und demonstriert, dass die Anwendung der TMS auf die rechte temporoparietale Übergangsregion nicht nur bedeutende Auswirkungen auf die Fähigkeit zu lügen, sondern auch auf die moralische Urteilskraft hat. 128 Insbesondere, wenn es darum geht, zu beurteilen, ob dem Handeln anderer Absicht zugrunde liegt.
    Ich rufe meinen alten Kumpel Andy MacNab an. Er unternimmt gerade mit seiner Harley V-Rod Muscle einen einwöchigen Trip durch die Wüste von Nevada.
    »Keine Helme!«, brüllt er.
    »Hey, Andy«, sage ich. »Lust auf eine kleine Herausforderung, wenn du zurück bist?«
    »Na klar! Worum geht’s denn?«
    »Wie wär’s, wenn wir beide Seite an Seite im Labor liegen und unsere Kaltblütigkeit testen lassen würden? Und ich würde dich schlagen?«
    Die Antwort ist ein irres Lachen.
    »Gefällt mir«, sagt er. »Die Wette gilt! Aber es gibt da ein kleines Problem, Kev. Wie zum Teufel willst du das hinkriegen?«
    »Ganz einfach«, sage ich.
Spezieller »Autoren«-Service
    Andy MacNab war wohl der berühmteste britische Soldat der Streitkräfte Ihrer Majestät, bis Prince Harry 2005 in Eton seinen Poloschläger an den Nagel hängte. Während des Ersten Golfkriegs befehligte er Bravo Two Zero, einen achtköpfigen SAS-Stoßtrupp, der Informationen über Kommunikationskanäle zwischen Bagdad und dem Nordwesten des Iraks sammeln und entlang der irakischen Hauptversorgungsroute Abschussrampen für Scud-Raketen orten und zerstören sollte.
    Doch schon bald hatten die Jungs wichtigere

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