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Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Titel: Pubertät – Loslassen und Haltgeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Rogge
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Heranwachsenden kein Gegenüber. Sie stellen keine Vorbilder dar, an denen sich Heranwachsende orientieren können, weil sie ständig mit eigenen Sorgen und Problemen beschäftigt sind. Dabei wollen Kinder vom Erfahrungs- und Wissensvorsprung ihrer Eltern profitieren, wollen erleben, wie man Krisen löst, und wollen nicht die Krisen ihrer Väter oder Mütter aufgehalst bekommen. Da machen sich Eltern zum besten Freund bzw. zur besten Freundin von Sohn oder Tochter, als ob diese davon begeistert sind, Freunde mit schütterem Haar und schlaffer Haut zu haben.
Die Ablösung gelingt beim
aggressiven, machtorientierten
Elterntyp manchmal leichter, weil Heranwachsende solche Väter oder Mütter eher ablehnen können. Dieser Typ – hier sind auffällig viele Väter vertreten – verwechselt den Wunschder Pubertierenden nach Begleitung und Unterstützung mit Kontrolle, Manipulation und Machtausübung, übersieht, dass Pubertierende ein Bedürfnis nach persönlicher Autorität entwickeln. Dieser Elterntyp überzieht maßlos, kann keine wirkliche Beziehung zu Heranwachsenden herstellen, weil aus jedem Thema ein Machtkampf wird – nach dem Motto: «Mal sehen, wer hier gewinnt!» Die Eltern wollen alles unter Kontrolle haben, wollen den Sieg. Über Befehl und Gehorsam versuchen sie, starre Grenzen aufzustellen und durchzudrücken. Auch dieser Elterntyp bietet weder Halt noch Orientierung.
Schließlich gibt es noch die
passiven
Eltern, die um des lieben Friedens willen jeden Konflikt vermeiden, die keine klaren Grenzen und Regeln formulieren und zugleich eigene Bedürfnisse übersehen, eigene Gefühle nicht zulassen. Diese Eltern tun alles für ihre heranwachsenden Kinder, sind von einer erstaunlichen Langmut. Sie nehmen es vergleichsweise gelassen hin, wenn sie von ihren Kindern als Fußabtreter behandelt und zum Opfer gemacht werden. Passive Eltern praktizieren in der Regel eine Laisser-faire-Erziehung, eine Mischung aus langer Leine und impulsivem Ausbruch.

JUGENDLICHE BRAUCHEN GRENZEN
    «Ich bin da im Zwiespalt», meint Verena Sauer, Mutter von zwei pubertierenden Kindern. «Einerseits meine ich, es ist überflüssig, Grenzen zu setzen, andererseits glaube ich manchmal, die fordern sie geradezu heraus. Die provozieren so lange, bis Klarheit hergestellt ist.»
    «Ich denke», wirft Otto Ahrens ein, «also ich denke, mit dem Grenzensetzen ist es jetzt zu spät. Das muss vorher erfolgen. Später müssen sie wissen, woran sie sind. Das muss klar sein. Also, ich halte mich da raus. Obgleich», er stutzt, «wenn ich meinen Sohn so sehe, wie der nicht weiß, was er tun soll, dann glaub ich, will er schon meine Meinung hören. Aber ich halt mich dann zurück.»
    «Ich finde das problematisch», widerspricht Johannes Fabian, Vater von zwei Söhnen. «Sie sind doch noch Kinder, die auch in dieser Zeit eine Begleitung haben müssen. Sonst wissen sie überhaupt nicht, woran sie sind.»
    Ich will diesen Äußerungen von Eltern einmal Meinungen gegenüberstellen, die von Heranwachsenden vertreten werden.
    «Ich finde», erzählt die 1 4-jährige Katharina, «meine Mutter, die mich allein erzieht, macht das ganz gut. Ich kann mitbestimmen in vielen Dingen, aber dann gibt es Bereiche, wo sie ihre Macke hat. Da setzt sie dann enge Regeln. Das nervt, aber insgesamt find ich’s in Ordnung.»
    Sonja nickt: «Find ich auch o.   k., wie meine Eltern das machen. Die geben sich Mühe. Manchmal schon zu viel. Aber insgesamt sind die prima. Ich glaube, ich würd meine Kinder auch so erziehen.»
    «Also, ich find die Regeln, die meine Eltern aufstellen, scheiße. Die denken, ich bin noch ein kleines Kind», empört sich der1 5-jährige Kevin. «Ich muss machen und tun, was die wollen, die vermiesen mir meine Freunde, bestimmen, wann ich Schulaufgaben machen muss. Ich muss zum Saxophonunterricht, nur weil die das wollen. Selbst im Urlaub ist alles so, wie sie es sich vorstellen.»
    «Bei mir», sagt die 1 4-jährige Barbara, «ist es ähnlich, ich darf nicht länger außer Haus als in der zweiten Klasse. Überall sieht meine Mutter Vergewaltiger und Mörder. Und mein Vater hat’s mit den Hausaufgaben. Meine Eltern sind Erpresser: Wenn ich nichts für die Schule mache, dann darf ich nichts anderes tun. Aber dann nerv ich die, und dann darf ich doch alles   …»
    «Also ich», unterbricht Marc, «kann machen und tun, was ich will. Das ist manchmal toll und meistens nicht. Weil, es ist voll langweilig. Irgendwie sind meine Eltern nicht für mich

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