Pubertät – Loslassen und Haltgeben
machen Mut zur Selbständigkeit. Pubertierende reagieren meist souverän darauf, wenn Eltern ihre Bedenken äußern: «Ist ja schon gut», lautet nicht selten die generös-lässige Antwort, «ich mach das schon!»
Einem Pubertierenden Vertrauen zu schenken setzt eine gefühlsmäßig stabile Eltern-Kind-Beziehung voraus. «Mir fiel das schon schwer», erzählt Vera Fischer, Mutter des 1 6-jährigen Sven. «Mein Sohn hatte im letzten Jahr einen schweren Skiunfall. Er saß einige Monate sogar im Rollstuhl. In diesem Jahr wollte er wieder los. Wieder mit der gleichen Freundesgruppe. ‹Du brauchst keine Angst zu haben!›, hat er gemeint. ‹Ich pass auf mich auf!› Ich hab ihn gelassen, ich hab aber auch von meinen Ängsten erzählt. Als er dann losgefahren ist in den Urlaub, habe ich ihm in Gedanken einen Schutzengel mitgegeben und zum Schluss gesagt: ‹Ich vertraue dir!› Ihm ist nichts passiert, aber meine Freunde, Nachbarn und Verwandten haben mich verunsichert, mich sogar beschimpft, wie ich denn nach den schlimmen Erfahrungen so leichtfertig handeln könne. Jetzt weiß ich, ich kann mich auf Sven absolut verlassen. Sich auf jemanden zu verlassen heißt aber auch, ihn zu lassen.»
Das Loslassen setzt einiges voraus:
Stärken Sie das Vertrauen Ihrer Kinder in deren Problemlösungsfähigkeit. Dies gelingt umso überzeugender, wenn Sie selbst Ihren Kindern diese Haltung vorleben.
Halten Sie sich zur Verfügung, falls die Heranwachsenden Ihren Rat und Ihre Unterstützung wünschen. Das Gefühl der inneren Verbundenheit, das Wissen darum, wo man – falls nötig – Halt und Orientierung finden kann, erleichtert es Heranwachsenden, unbekannte Wege zu erforschen und Krisen zu meistern.
Äußern Sie Ihre Ängste und Sorgen. Verdrängen Sie sie nicht.Verstecken Sie Ihre Unsicherheit auch nicht hinter verdeckten Formulierungen. Suchen Sie ein Gespräch mit dem Heranwachsenden über dieses Thema; nehmen Sie zugleich seine Wege, Probleme zu lösen, ernst, und unterstützen Sie ihn.
Geben Sie ihm Ihr Vertrauen, Ihre positiven Gedanken mit auf den Weg! Denken Sie an das Märchen vom «Hans im Glück». Hans geht mit Gold und guten Wünschen in die Welt hinaus, macht viele Erfahrungen, kommt um das Gold erleichtert, aber mit vielen wichtigen Erfahrungen und einer gestärkten Persönlichkeit zurück. Hans ist ausgezogen und hat sein Leben gemeistert!
Wenn Eltern keinen Halt geben
«Mein Vater», so die 1 3-jährige Juliane, «ist fad. Mit dem kann man sich nicht streiten, der hat absolut für alles Verständnis. Also, ich kann machen, was ich will. Der flippt nie aus.»
«Ich hab auch so ’nen Softie», hakt Stefan, 14, ein. «Einen richtigen Watte-Vater.»
«Wenn ich meinen Eltern von meinen Problemen erzähle», so der 1 3-jährige Lukas, «hören sie sich das nur kurz an, und dann labern sie von sich, von ihren Problemen oder davon, wie’s früher war. Aber irgendwie habe ich schon keinen Bock mehr drauf, weil, ich hab doch die Probleme, und dann muss ich mir ihren Mist anhören.»
Christian reagiert bei diesen Sätzen skeptisch: «Sei froh, dass du so einen hast. Meiner schreit sofort herum, der hält nichts aus, meint aber, er sei der beste Vater aller Zeiten. Jahrelang hat er sich rausgehalten, jetzt macht er nur meine Mutter an, sie habe versagt. Und mit einem Mal will er alles nachholen. Kümmert sich um jeden Scheißdreck, kontrolliert die Hausaufgaben und schnallt sowieso nichts. Also mir reicht’s!»
«Meine Eltern machen eigentlich nichts», erzählt Janine, 15 Jahre, «ich kann tun und lassen, was ich will. Fernsehen kontrollieren sie nicht. Wann ich nach Hause komme, auch nicht. Irgendwie bin ich für die gar nicht da.»
«… So ist es auch bei mir», fällt Thomas ihr ins Wort, «wenn ich zu spät komme, dann bemerken sie das nicht einmal, irgendwann schreien sie dann auch mal. Anziehen und aussehen kann ich, wie ich will. Nur wenn ich zu lange telefoniere, dann flippt mein Vater schon mal aus.»
Diese Jugendlichen haben anschaulich drei Elterntypen beschrieben, die den Heranwachsenden keinen inneren Halt geben, die ihnen eine Abgrenzung schwer machen:
Da ist zunächst der
Kumpel-Typ
, wie ihn die Journalistin Katharina Zimmer nennt, der sich in eine vermeintliche Jugendlichkeit flüchtet und dabei Generationsgrenzen verwischt. Diese Eltern in «Light-Format», berufspubertierende Teenager-Eltern, in modisch-jugendlichem Aufzug und mit entsprechender Sprache, bieten dem
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