Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht
vielleicht ein bisschen mehr flexibel - ich weiß es nicht genau. (Lachen) Es gibt Zeugen.
VATER: Es wirkt halt von außen immer anders, als wie man sich selber einschätzt.
JUUL: Ja, es ist sehr schwierig, sich selbst von außen zu sehen. Und ich weiß auch nach dieser halben Stunde, dass du in deinem Kopf sehr flexibel und sehr versiert bist. Aber wie du dich präsentierst, ist oft sehr machtvoll, und damit umzugehen ist nicht immer einfach, glaube ich. Aber wir sind niemals einfach, das ist eben so.
VATER: Wer möchte schon einfach sein? … (Pause)
JUUL: Das war so auf die Schnelle mein Eindruck, und wenn jemand hier sitzt und sagt, das hat er komplett falsch verstanden, dann möchte ich es gerne wissen. »Möchte« ist nicht genug. Ich will, dass ihr entweder ja oder nein sagt. (Zu den Jugendlichen) Stimmt es für dich? (Nicken vom Sohn der Mutter) Für dich auch (Nicken von Tochter, 19) , und für dich? (zur Tochter, 16 )
TOCHTER: Ja, es stimmt. (Nicken vom Sohn des Vaters)
JUUL: Und mein Vorschlag war ja: Ihr fangt alle zusammen noch einmal am Anfang an und trefft euch einmal pro Monat und redet darüber. Wollt ihr das alle mitmachen oder gibt es jemanden, der das nicht will?
TOCHTER (19): Also ich würde schon mitmachen, solange ich nicht dafür sorgen muss, dass alle … (Deutet auf die Eltern) Das sollen die machen.
JUUL (ZUR MUTTER): Ist das deine Älteste? Sie ist gefährlich, weißt du das? (Lachen. Zur Tochter) Ich sollte noch etwas bleiben, damit deine Mutter eine Chance hat, dir ein anderes Vorbild zu geben, ohne diese Überverantwortlichkeit. Denn darin sind wir beiden uns einig: Du solltest dafür nicht sorgen! In diesem Moment ist es besser zu versuchen, sich selber zu finden, als brav zu sein. Was heißt das genau? Nicht immer automatisch brav zu sein. In Dänemark würde ich so einen Mensch »Zahnarzt« nennen, denn wenn etwas fehlt, wenn es ein Loch gibt, dann kommst du sofort. Genau wie deine Mutter. Es gibt zwei Zahnärzte in der Familie und viele Löcher. (Lachen) Die vier Jugendlichen sind sehr, sehr verschieden, das ist so. Eine Gemeinschaft daraus zu machen ist nicht einfach. Das heißt nicht, dass es notwendigerweise schwierig ist, das heißt nur, es dauert. Es wird ja auch noch verglichen mit dem, was früher war, und wie lange Zeit haben wir eigentlich, etc. (Zu den Eltern) Aber ihr habt es ja alle beide mit den Kindern wunderbar gemacht, das sieht man. Ok, vielen Dank!
RÜCKMELDUNG DER BETEILIGTEN FAMILIE NACH VIER WOCHEN
TOCHTER (19): Noch am Wochenende, nachdem wir auf dem Seminar waren, dachte ich, dass sich bei uns zu Hause einiges ändern wird. Das Gemeinschaftsgefühl war besser als sonst, es wurde zusammen gekocht und jeder ist auf den anderen eingegangen. Es war sehr schön zu erfahren, dass wir auch harmonisch miteinander umgehen können. Leider hielt dieses Gefühl nicht sehr lange an. Wie Jesper uns geraten hat, wurde ein »runder Tisch« einberufen, welcher eigentlich, wenn ich das richtig verstanden habe, dazu dienen sollte, dass jeder seine Vorstellung von Gemeinschaft darstellt und erzählt, wie es ihm selbst im Moment geht. Wie immer ist es uns nicht gelungen, die Aussagen des anderen unkommentiert zu lassen, und so artete es zu einer langen, anstrengenden und ergebnislosen Diskussion aus. Jeder war danach frustriert und genervt.
Was wir Kinder allesamt feststellten, ist, dass sich unsere Eltern wie Kinder verhalten und von uns erwarten, dass wir uns erwachsen verhalten. Sie sind der Meinung, dass wir nun an der Reihe sind, ihnen entgegenzukommen. Die Situation, in der wir stecken, ist wie ein Teufelskreis. Jeder ruht sich auf dem anderen aus, denn wenn der andere nichts für die Gemeinschaft tut, dann muss ich das ja auch nicht.
FAMILIE 2
»Gewitter« und Streit, autonome Kinder, Familie und Grenzen
DABEI SIND: MUTTER, VATER UND DIE GEMEINSAMEN SÖHNE (9, 12)
VATER: Also, was mich sehr stark beschäftigt, ist, dass es überwiegend gut funktioniert, soweit es in dem Fahrwasser ist, was alle kennen, was allen vertraut ist. Wobei ich insbesondere das Gefühl habe, dass unsere Kinder sehr vorbildlich sind, soweit sie nicht besonders gefordert sind, in keiner besonderen Situationen sind. Sobald sie jedoch die eingefahrenen Pfade verlassen müssen, sodass sie etwas in unerwarteter Weise tun müssen, oder eine Situation auftaucht, die sie nicht gewohnt sind, in die sie nicht eingebettet sind, kommen sie sehr schnell in eine Verweigerungshaltung, wobei dann die
Weitere Kostenlose Bücher