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Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht

Titel: Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Juul
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täglich sind, es gibt dann auch wieder eine Phase, wo es gut geht und es ist alles in Ordnung und dann ist es halt wieder so ein Tag, wo ein paarmal so ein Streit passiert. Und wenn es dann zum dritten oder vierten Mal ein Streit mit so einer Wortwahl war, habe ich gedacht: Jetzt fängt die Pubertät an, wie geht denn das weiter?
    JUUL: Genauso. Und vielleicht auch nicht. Denn oft ist es so, dass es die ersten zwölf, 13 Jahre nicht passiert und dann plötzlich kommt es. Es kann auch sein, dass es immer da war und nächstes Jahr ist es vorbei. Das kann man nicht wissen.

    MUTTER: Manchmal sagt er: »Ich brauch dich gar nicht mehr so, weil ich größer werde, verstehst du das eigentlich nicht?« Und dann denke ich, er hat ja recht.
    JUUL: Im Allgemeinen ist es wahr, wenn man elf, zwölf Jahre alt ist, dann kann man die Verantwortung für seine Schule übernehmen, aber man muss das wollen. Und es muss auch möglich sein, sich nach drei bis sechs Monaten anzuschauen: Wie geht es jetzt? Läuft es oder läuft es nicht? Sollen wir diese Verantwortung zurücknehmen, oder brauchst du Hilfe? Mein Gefühl ist, dass diese Übertragung von Verantwortlichkeit in eurer Familie ein bisschen zu schnell gegangen ist.
    MUTTER: Ja, das war, als ich den Abend mit der Freundin zusammensaß und die ganze Nacht überlegt habe und dann morgens sagte: Gut, jetzt geht’s los.
    JUUL: Ah ja. Dann funktioniert es nicht.
    MUTTER: Was auch klar in der Luft lag: Es muss jetzt was passieren.
    JUUL: Ja. Es ist ja auch was passiert. Nur hat es nicht funktioniert.
    MUTTER: Mit dem Aufstehen, das hat super funktioniert. Das war auch nervig, zehnmal zu rufen: »Jetzt müsst ihr aber!« und »Jetzt kommt runter!«. Was ich nicht weiß: Wo lässt man die Kinder ins offene Messer laufen, wenn sie dann dreimal den Bus verpassen oder indem sie am fünften Tag immer noch nicht in der Schule erscheinen? Denn ich sitz dann mit ihnen zu Hause. Sie sagen: »Ich habe verschlafen, ich kann jetzt nicht mehr in die Schule.«
    JUUL: Eigenverantwortung kann aus zwei Quellen kommen. Eines der Kinder könnte sagen: »Jetzt ist das eigentlich vorbei, jetzt brauche ich dich als Mutter in diesem Sinne nicht mehr, jetzt mache ich es selber.« Oder es kann von den Eltern kommen, die sagen: »Jetzt ist es mir genug, ich bin so frustriert, wir müssen uns jeden Tag darüber streiten usw. und das will ich
nicht mehr.« Also: »Für mich ist es so, dass ich diese Verantwortung nicht mehr haben will.« Das ist ein richtiger Anfang. Aber dann kommt ja dieses ganz wichtige Gespräch, wo man das sagt und das Kind auch fragt: Willst du die Verantwortung haben? Was denkt der Sohn darüber? Stellt er sich vor, er kann das ganz alleine machen? Oder braucht er Hilfe, und von wem braucht er Hilfe und wofür? Und dann, wie gesagt, ein paar Mal, so drei-, viermal innerhalb des ersten Jahres, ein bisschen evaluieren und fragen: »Wie geht’s eigentlich?« Die Noten sind ja ein gutes Anzeichen dafür, ob irgendwas nicht funktioniert. Ich würde also dieses Gespräch noch mal führen: Was machen wir mit dieser Verantwortlichkeit der Schule gegenüber. Und was für Hilfe braucht er? (Zum Vater) Ich hab noch keine Klarheit. Wenn du darüber redest (in deinem ersten Beispiel) und wenn deine Frau darüber redet: Denkst du, das ist ähnlich wie die Kämpfe der Mutter?
    VATER: Ich sehe natürlich, dass der große Krach meistens zwischen ihr und dem ältesten Sohn stattfindet. Ich streite mich auch mit ihm, aber das ist eine andere Intensität, aber zum Teil auch heftig. Mit dem Thema der Eigenverantwortlichkeit würde mich auch noch mal interessieren: Wie weit muss man als Kind denn schon früh gelernt haben, Pflichten zu übernehmen, also etwas tun zu müssen, um überhaupt mit einer Eigenverantwortung umgehen zu können? So ist mein Eindruck häufig, dass unsere Kinder in einem sehr guten Nest groß werden, ohne viele Verpflichtungen. Wo immer es aber um ein Muss geht, also auch um eine Kleinigkeit: Du musst jetzt Zähne putzen, führt es ganz häufig zu einem Protest, obwohl es ja eigentlich etwas ist, was tagtäglich immer wieder gemacht wird, wo es auch kein Ausweichen gibt. Und mein Eindruck ist: Wir haben es vielleicht schon früh versäumt, quasi um der Pflichten willen Pflichten aufzuerlegen, damit sie das gewöhnt sind, dass es Dinge gibt, die man einfach zu tun hat. Was dann aber vielleicht
ein guter Anker ist, sobald man in eine Eigenverantwortlichkeit kommt, weil man dann vielleicht in

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