Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Titel: Puerta Oscura - 01 - Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
Vom Netzwerk:
sieht ziemlich übel aus.«
    »Halb so schlimm.« Die Kommissarin drückte ein Taschentuch auf ihre Wange, während ihr das Blut in dünnen Rinnsalen über den Hals lief. »Wir sind außerdem noch nicht fertig hier.«
    »Bist du verrückt? Du musst dich unbedingt von einem Arzt untersuchen lassen!«
    »Später. Gehen wir zur Gruft zurück. Womit hat mich dieses Schwein angegriffen? Hast du sein Gesicht gesehen?«
    »Ich habe gar nichts gesehen«, log Marcel. »Es gab fast kein Licht, und der Kerl war ziemlich schnell. Nach den Schnitten zu urteilen, muss er mindestens ein Messer benutzt haben.«
    Er wusste, dass das nicht stimmte. Die klaffenden Wunden, die sich über das Gesicht seiner Kollegin zogen, waren zu gleichmäßig: Es waren die Spuren von Krallen.
    Auf ihrem Weg zurück zur Gruft kamen sie an dem Grab vorbei, wo sie die merkwürdige Gestalt des Angreifers zum ersten Mal ausgemacht hatten. Entsetzt mussten sie feststellen, dass das, was der Kerl nach dem Ausheben des Grabs gepackt hatte, die Leiche eines Kindes war, erst kürzlich hier bestattet. Marguerite wurde übel. Trotz dieses makabren Funds konnten sie nicht länger hierbleiben, also setzten sie ihren Weg zwischen Kreuzen und Grabsteinen fort. Keiner sagte etwas.
    Als sie die Gruft wieder erreichten, schlüpften sie hinein. Sobald sie vor Luc Gautiers Grab standen, holten sie das Werkzeug aus ihren Rucksäcken und machten sich fieberhaft an die Arbeit. Allerdings sah Marcel hin und wieder hinüber zu der Falltür im Boden der Gruft, die seinen Blick magnetisch anzuziehen schien.
    Als sie nach ein paar Minuten den Sarg öffnen wollten, fiel von draußen ein Blinklicht herein.
    »Wahrscheinlich Kollegen«, vermutete Marguerite und presste das Taschentuch auf die blutenden Wunden. »Anwohner müssen unsere Schüsse gehört und die Polizei informiert haben. Schnell, sie werden gleich hier sein.«
    Der Verschluss des Sargs war defekt, und der vor Schmutz starrende Deckel ließ sich leicht abnehmen. Langsam beugten sich die beiden darüber.
    Nichts. Der Sarg war leer. Es gab lediglich eine mit Erde und undefinierbaren Pflanzenresten bedeckte Samtverkleidung, an der ein paar Haare klebten.
    »Das verstehe ich nicht«, gestand Marguerite. »Wo ist die Leiche? Das verstehe ich überhaupt nicht.« Verdattert sah sie ihren Kollegen an.
    Marcel hingegen wusste es zu deuten: Luc Gautier war als Vampir wiedererwacht. Und Vampire verließen nachts ihr Grab, um zu jagen. Das passte zu seiner Theorie. Er war sich sicher, dass sie Gautiers Leiche am Morgen in dem Sarg vorgefunden hätten, und in überraschend guter Verfassung.
    Wir haben ihn wohl verpasst, sagte er im Stillen zu sich selbst.
    Der Strahl ihrer Taschenlampen verriet der Polizeistreife draußen ihren Aufenthaltsort, und kurz darauf waren die Kollegen vor der Gruft und forderten sie auf, herauszukommen.
    »Eine Sache noch«, sagte Marguerite zu dem Gerichtsmediziner, bevor sie dem Befehl Folge leistete. »Ich habe nicht danebengeschossen, der Typ war schließlich nur einen halben Meter entfernt. Aber es waren anscheinend deine Schüsse, die ihn richtig verletzt haben …«
    Marcel hatte genug davon, sich zu verstellen, vor allem, weil er wusste, dass die Umstände ihn früher oder später dazu zwingen würden, etwas von sich preiszugeben …
    »Marguerite, meine Kugeln waren aus Silber«, gestand er.
    »Aus Silber?« Sie sah ihn durchdringend an, und ohne weiteren Kommentar ging sie mit erhobenen Händen und der deutlich sichtbaren Polizeimarke hinaus. Ihr blutüberströmtes und schmutziges Gesicht sah Furcht einflößend aus.
    Die Polizisten waren völlig überrascht, als sie feststellten, um wen es sich bei den angeblichen Vandalen handelte, die sie beim Grabschänden erwischt zu haben glaubten.
    Als Marcel hinaustrat, war er in Gedanken weit weg. Er hatte Marguerites Angreifer wiedererkannt; schließlich hatte er die Autopsie an dem Leichnam vorgenommen. Es handelte sich um Henri Delaveau, den ermordeten Lehrer des Gymnasiums.
    Marcels sah sich in seinen schlimmsten Ahnungen bestätigt. Der Lehrer war von den Toten auferstanden. Doch er war nicht mehr er selbst.
    ***
    Noch immer saßen Pascal und Dominique an Daphnes Tisch mit der Kristallkugel. Voller Entsetzen über das Gehörte schwiegen sie seit einer Weile. In ihren Gedanken waren sie bei Michelle, fragten sich, was dieser Vampir mit ihr anstellen mochte. Es war unvorstellbar. Beide standen unter Schock und fühlten sich verantwortlich für das,

Weitere Kostenlose Bücher