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Puls

Puls

Titel: Puls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Fump.
    McCourt brach das Schweigen, und Clay war ihm dafür von Herzen dankbar.
    »Ich wette, Jeans von mir würden dir ziemlich gut passen, wenn du die Beine aufkrempelst.« Er stand auf. »Ehrlich, ich glaube, du würdest darin sogar ziemlich niedlich aussehen - wie Huckleberry Finn in einer Aufführung von Big River an einer Mädchenschule. Komm, wir gehen nach oben. Ich lege dir ein paar Sachen raus, damit du morgen was zum Anziehen hast. Du kannst heute Nacht im Gästezimmer schlafen. Pyjamas habe ich in Massen, Pyjamas ohne Ende. Willst du die Laterne?«
    »Eine . Ich glaube, eine Taschenlampe reicht. Kann ich eine haben?«
    »Klar«, sagte McCourt. Tom nahm zwei Stablampen und gab ihr eine davon. Als sie wieder nach dem kleinen Turnschuh griff, schien er etwas darüber sagen zu wollen, überlegte es sich dann aber offenbar doch anders. Stattdessen sagte er: »Du kannst dich natürlich auch waschen. Wahrscheinlich kommt nicht viel Wasser, aber der Hochbehälter liefert bestimmt auch ohne Strom noch etwas. Ich bin mir sicher, dass wir ein Waschbecken voll entbehren können.« Er sah über ihren Scheitel hinweg zu Clay hinüber. »Ich habe immer einen Kasten Mineralwasser im Keller, also werden wir nicht verdursten.«
    Clay nickte. »Schlaf gut, Alice«, sagte er.
    »Sie auch«, sagte sie unsicher, und dann fügte sie noch vage hinzu: »Freut mich, euch kennen gelernt zu haben.«
    McCourt hielt ihr die Tür auf. Die Lichtkegel ihrer Taschenlampen tanzten auf und ab, bevor die Tür sich wieder schloss. Clay hörte ihre Schritte auf der Treppe, dann über sich. Er hörte Wasser laufen. Er wartete auf das Gluckern von Luftblasen in der Leitung, aber das Wasser hörte zu laufen auf, bevor Luftblasen kamen. Ein Waschbecken voll, hatte Tom gesagt, und genau das hatte sie bekommen. Auch Clay hatte Blut und Schmutz an sich und wollte das alles abwaschen - McCourt vermutlich ebenfalls -, aber auch im Erdgeschoss gab es bestimmt eine Toilette, und wenn McCourt seinen Haushalt so ordentlich führte, wie er gekleidet war, würde das Wasser im WC sauber sein. Und der Spülkasten war natürlich auch noch voll.
    Rafe sprang auf Toms Stuhl und fing an, sich im weißen Licht der Sturmlaterne die Pfoten zu putzen. Obwohl die Laterne ständig leise zischte, konnte Clay ihn schnurren hören. Aus Rafes Sicht war das Leben weiterhin cool.
    Er dachte an Alice, die den kleinen Turnschuh kreisen ließ, und fragte sich nicht sehr ernsthaft, ob eine Fünfzehnjährige überhaupt einen Nervenzusammenbruch erleiden konnte.
    »Sei nicht dumm«, sagte er zur Katze. »Natürlich kann sie das. Passiert ständig. Darüber werden ganze Fernsehfilme gedreht.«
    Rafe betrachtete ihn aus weisen grünen Augen und putzte sich weiter die Pfote. Erzähl mir mehr, schienen diese Augen zu sagen. Biste als Kind geschlagen worden? Haste deine Mutter sexuell begehrt?
    Ich kann meine Mutter daran riechen. Ihr Parfüm.
    Alice als Ausschneidepuppe mit Papierzungen an Schultern und Waden.
    Red keinen Stuss, schienen Rafes grüne Augen zu sagen. De Zungen gehörn anne Klamotten, nich anne Puppe. Was für ne Art Künstler biste eigentlich?
    »Die arbeitslose Art«, sagte er. »Halt einfach die Klappe, ja?« Er schloss die Augen, aber das war noch schlimmer. Jetzt schwebten Rafes grüne Augen wie die Augen von Lewis Carrolls Grinsekatze körperlos im Dunkel: Hier sind alle verrückt. Ich bin verrückt. Du bist verrückt. Und während die Sturmlaterne gleichmäßig zischend brannte, konnte er den Kater weiter schnurren hören.

9
    McCourt blieb eine Viertelstunde weg. Als er endlich zurückkam, wischte er Rafe ohne weiteres von seinem Stuhl und nahm einen großen, überzeugenden Bissen von seinem Sandwich. »Sie schläft«, sagte er. »Hat einen Schlafanzug von mir angezogen, während ich auf dem Flur gewartet habe, und dann haben wir das Kleid in den Treteimer im Bad gestopft. Als ihr Kopf das Kissen berührt hat, war sie nach vierzig Sekunden weg, glaub ich. Dass sie das Kleid los ist, hat sie sehr erleichtert, davon bin ich überzeugt.« Eine kurze Pause. »Es hat wirklich schlecht gerochen.«
    »Während Sie weg waren«, sagte Clay, »habe ich Rafe fürs Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten nominiert. Er ist per Akklamation gewählt worden.«
    »Klasse«, sagte McCourt. »Gute Wahl. Wer hat abgestimmt?«
    »Millionen. Alle, die noch bei Verstand sind. Sie haben telepathisch abgestimmt.« Clay riss die Augen auf und tippte sich an die Schläfe. »Ich kann

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