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Puls

Puls

Titel: Puls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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eine gab, sollten auch Tom und Alice eine bekommen.
    »Ich habe vor, hundertfünfzig Meilen weit nach Norden zu ziehen«, sagte Clay. »Möglicherweise finden wir irgendwo ein Auto, mit dem wir ein Stück weit fahren können, aber vielleicht müssen wir auch die ganze Strecke marschieren. Sollen wir da mit nichts anderem als Messern zu unserem Schutz losziehen? Das frage ich Sie unter vernünftigen Männern, manche von den Leuten, denen wir unterwegs begegnen, werden nämlich Schusswaffen haben. Wirklich, das wissen Sie doch.«
    »Ja«, sagte McCourt. Er fuhr sich mit den Fingern durch die ordentliche Frisur, sodass sein Haar sich komisch sträubte. »Und ich weiß, dass Arnie und Beth wahrscheinlich nicht zu Hause sind. Sie sind nicht nur Waffennarren, sondern auch auf technische Spielereien versessen. Er hat immer in sein Handy gequatscht, wenn er mit seinem riesigen Dodge Ram, seinem Detroit-Phallus, vorbeigefahren ist.«
    »Und? Dann ist ja alles geklärt.«
    McCourt seufzte. »Also gut. Je nachdem, wie die Lage morgens aussieht. Okay?«
    »Okay.« Clay griff wieder nach seinem Sandwich. Er hatte jetzt etwas mehr Appetit.
    »Wo sind sie alle hin?«, sagte McCourt. »Die Handy-Verrückten, wie Sie sie nennen. Wohin sind sie verschwunden?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich will Ihnen sagen, was ich denke«, fuhr McCourt fort. »Ich glaube, sie haben sich bei Sonnenuntergang in Häusern und Gebäuden verkrochen und sind gestorben.«
    Clay musterte ihn zweifelnd.
    »Betrachtet man die Sache nüchtern, wird man erkennen, dass ich Recht habe«, sagte McCourt. »Es handelt sich hier ziemlich sicher um irgendeinen Terrorakt, darüber sind wir uns wohl einig, oder?«
    »Das scheint die wahrscheinlichste Erklärung zu sein, aber mich soll der Teufel holen, wenn ich wüsste, wie irgendein Signal -und sei es noch so subversiv - so programmiert gewesen sein kann, dass es eine solche Wirkung hat.«
    »Sind Sie Wissenschaftler?«
    »Sie wissen doch, dass ich keiner bin. Ich bin Künstler.«
    »Also, wenn einem die Regierung erzählt, dass sie von zweitausend Meilen weit entfernten Flugzeugträgern mit computerisierten Lenkbomben Bunkereingänge im Wüstenboden treffen kann, kann man nicht mehr tun, als sich die Fotos anzusehen und zu akzeptieren, dass diese Technik existiert.«
    »Würde Tom Clancy mich belügen?«, fragte Clay, ohne zu lächeln.
    »Und wenn jene Technik existiert, warum dann nicht auch diese akzeptieren, wenigstens auf provisorischer Basis?«
    »Okay, erklären Sie's mir. Aber bitte mit einfachen Worten.«
    »Heute Nachmittag gegen drei Uhr hat irgendeine Terrororganisation, vielleicht sogar jemand im Auftrag einer Regierung, eine Art Signal oder Puls erzeugt. Vorerst müssen wir annehmen, dass dieses Signal weltweit alle in Betrieb befindlichen Handys erreicht hat. Wir hoffen natürlich, dass das nicht der Fall war, aber ich glaube, dass wir zunächst das Schlimmste annehmen müssen.«
    »Ist es denn schon vorbei?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte McCourt. »Wollen Sie sich irgendwo ein Handy schnappen und es ausprobieren?«
    »Der Kandidat hat hundert Punkte«, sagte Clay. »So sagt mein kleiner Junge immer.« Und bitte, lieber Gott, so sagt er's hoffentlich immer noch.
    »Aber wenn diese Gruppierung ein Signal senden konnte, von dem alle Empfänger wahnsinnig geworden sind«, fuhr McCourt fort, »ist es dann nicht denkbar, dass es auch die Weisung an die Empfänger enthalten hat, ungefähr fünf Stunden später Selbstmord zu verüben? Oder vielleicht einfach einzuschlafen und nicht mehr zu atmen?«
    »Das ist unmöglich, würde ich sagen.«
    »Ich hätte auch gesagt, dass es unmöglich ist, gegenüber dem Hotel Four Seasons von einem Verrückten mit einem Messer angefallen zu werden«, sagte McCourt. »Oder dass Boston niederbrennt, während die gesamte Einwohnerschaft - jedenfalls der Teil, der das Glück hatte, gerade nicht mit dem Handy zu telefonieren - die Stadt über die Brücken Mystic, Tobin und Zakim verlässt.«
    Er beugte sich vor und starrte Clay durchdringend an. Er will das glauben, dachte Clay. Versuch gar nicht erst lange, ihm das auszureden, er will's nämlich wirklich, wirklich glauben.
    »In gewisser Beziehung ist das nicht viel anders als wie mit dem Bioterrorismus, vor dem die Regierung nach dem elften September solche Angst hatte«, sagte McCourt. »Indem man Handys benützt, die in unserem Alltag zum vorherrschenden Kommunikationsmittel geworden sind, verwandelt man die Bevölkerung

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