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Puls

Puls

Titel: Puls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Kittel vorn eingefärbt hatte und sie von den Knien bis zum Nasenstecker bedeckte; mit ihrem mit Schokolade überzogenen Gesicht sah sie wie Mrs. Bones in einer Minstrelshow aus. Und falls Mr. Poto-wami früher irgendwelche vegetarischen Überzeugungen gehabt hatte, waren sie jetzt verflogen; während er dahinschlenderte, naschte er von dem rohen Hackfleisch, das seine beiden Hände bis zum Überquellen füllte. Ein dicker Mann in einem schmutzigen Anzug hatte etwas, was wie ein teilweise aufgetauter Lammschlegel aussah, und als Judy Scottoni ihm den Schlegel wegzunehmen versuchte, führte der Banker damit einen gemeinen Schlag, der sie mitten auf der Stirn traf. Sie brach wie ein Stier nach einem Bolzenschuss lautlos zusammen und fiel mit dem dicken Bauch voraus auf ihren schon ziemlich zerquetschten Eimer mit Breyer's Chocolate.
    Auf der Salem Street liefen jetzt jede Menge Leute durcheinander, und es gab immer wieder Gewalttätigkeiten, wenngleich keine Rückkehr zur allgemeinen Bösartigkeit des Nachmittags am Vortag. Zumindest nicht hier. Die Alarmanlage im Zentrum Maldens, die von Anfang an müde geklungen hatte, war längst verstummt. In der Ferne flackerte sporadisch Gewehrfeuer auf, aber seit dem einzelnen Schrotschuss in der Stadtmitte waren in ihrer Nähe keine Schüsse mehr gefallen. Clay beobachtete die Straße, um zu sehen, ob die Verrückten in irgendwelche Häuser einbrachen, aber obwohl sie gelegentlich durch Vorgärten trampelten, wies nichts darauf hin, dass sie sich von Personen, die unbefugt fremde Grundstücke betraten, zu Einbrechern weiterentwickeln wollten. Hauptsächlich liefen sie ziellos durcheinander, versuchten manchmal, anderen ihr Essen wegzunehmen, und bissen oder prügelten sich gelegentlich. Drei oder vier - darunter die schwangere Scottoni - lagen tot oder bewusstlos auf der Straße. Die meisten der Handy-Verrückten, die zuvor an McCourts Haus vorbeigezogen waren, waren noch auf dem Stadtplatz, vermutete Clay, und veranstalteten einen Straßentanz oder vielleicht das erste alljährliche Maldener Frischfleisch-Festival, Gott sei's gepriesen. Trotzdem war es merkwürdig, wie ihr deutlich wahrnehmbares Zielbewusstsein - dieser Eindruck, dass sie als Schwarm unterwegs waren - sich anscheinend gelockert und dann ganz verflüchtigt hatte.
    Als Clay sich um die Mittagszeit herum ernstlich schläfrig zu fühlen begann, ging er in die Küche, wo er Alice vorfand, die dort mit auf die Arme gelegtem Kopf am Küchentisch schlief. Den kleinen Turnschuh, den sie als Baby-Nike bezeichnet hatte, hielt sie locker in einer Hand. Als er sie weckte, sah sie benommen zu ihm auf und drückte den Babyschuh an die Brust ihres Sweatshirts, als fürchtete sie, er könnte ihn ihr wegnehmen.
    Er fragte sie, ob sie vom Ende des Flurs aus eine Zeit lang die Straße beobachten könne, ohne gesehen zu werden oder wieder einzunicken. Sie sagte, das könne sie. Er nahm sie beim Wort und trug ihr einen Stuhl nach vorn. Sie blieb einen Augenblick an der Wohnzimmertür stehen. »Sehen Sie sich das an«, sagte sie.
    Clay warf einen Blick über ihre Schulter hinweg und sah, dass Rafe auf McCourts Bauch zusammengerollt schlief. Er grunzte amüsiert.
    Alice saß dann dort, wo er den Stuhl hingestellt hatte: weit genug hinter der Tür, damit sie von der Straße aus nicht gesehen werden konnte. Gleich nach dem ersten Blick sagte sie: »Sie sind kein Schwarm mehr. Was ist passiert?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wie spät ist es?«
    Er sah auf die Uhr. »Zwanzig nach zwölf.«
    »Wann ist Ihnen aufgefallen, dass sie einen Schwarm bilden?«
    »Keine Ahnung, Alice.« Er bemühte sich, Geduld mit ihr zu haben, aber er konnte kaum noch die Augen offen halten. »Halb sieben? Sieben? Ich weiß es nicht mehr. Ist das wichtig?«
    »Wenn wir ihre Bewegungen irgendwie aufzeichnen wollen, wär's unter Umständen sehr wichtig, glauben Sie nicht auch?«
    Er erklärte ihr, er werde darüber nachdenken, wenn er etwas geschlafen habe. »Ein paar Stunden, dann weckst du mich oder Tom«, sagte er. »Früher, falls irgendwas schief geht.«
    »Schiefer kann's kaum noch gehen«, sagte sie bedrückt. »Gehen Sie ruhig nach oben. Sie sehen wirklich erledigt aus.«
    Er ging nach oben ins Gästezimmer, streifte die Schuhe ab und legte sich aufs Bett. Er dachte noch einen Augenblick darüber nach, was sie gesagt hatte: Wenn wir ihre Bewegungen registrieren könnten. Vielleicht keine schlechte Idee. Nicht sehr aussichtsreich, aber .
    Ein hübsches Zimmer,

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