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Pulverturm

Pulverturm

Titel: Pulverturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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entgegnete Schielin übertrieben, und wollte gerade auflegen, als Walther Lurzer doch noch den Hörer abnahm.
    Schielin kam erst gar nicht dazu, von Pawlicek zu erzählen. Lurzer kam ihm zuvor. »Gut, dass du anrufst. Ich komme gerade von Lustenau zurück. Sie ist weg.«
    »Wer ist weg?«
    »Yulia Kavan ist weg, mitsamt ihrer Tochter.«
    »Mist.«
    »Allerdings. Und noch was. Du solltest sobald es dir möglich ist, zu mir herüberkommen, dann geht es schneller.«
    »Was geht dann schneller?«
    »Ich habe die Akte Pawlicek kommen lassen. Ist hochinteressant, wirklich hochinteressant. Du musst sie hier bei mir durchgehen. Anders kriegst du sie nicht zu sehen. Und sie ist wichtig für deine Ermittlungen, das kannst du mir glauben.«
    »Mhm. Mache ich gerne. Übrigens – der Pawlicek sitzt seit gestern Abend hier in der Zelle.«
    Walther Lurzer pfiff. »Sauber. War er doch noch bei euch unterwegs, das Bürscherl.«
    »Ist recht brav bis jetzt.«
    »Wir haben noch ein Problem«, sagte Lurzer ernst.
    »Welches?«
    »Diese Anfrage aus Linz … da ist was faul. Es gibt dort überhaupt kein Ermittlungsverfahren.«
    Jetzt pfiff Schielin. »Weshalb haben die dann nach Yulia Kavan gefragt?«
    »Ich sage doch. Wir haben vermutlich ein Problem. Könnte unschön werden.«
    »Na ja. Es ist ja eher dein Problem. Ich will schauen, so schnell wie möglich zu dir rüberzukommen. Aber es kann etwas dauern, du weißt. Wir haben diese Yulia Kavan übrigens schon im Fahndungssystem. Wenn sie irgendwo in Deutschland in eine Kontrolle gerät, haben wir sie.«
    »Na dann, viel Glück.«
    Schielin legte auf und sah zu seiner Kollegin, die entspannt im Sessel lehnte und verzückt lächelnd telefonierte. Als sie das Gespräch beendete, sagte er: »Das war niemals dein über alles geliebter Gatte.«
    Sie verdrehte die Augen.
    »Was macht eigentlich die Kunst? Geht im Moment was?«, fragte er.
    »Ein Brunnen.«
    »Ein Brunnen«, wiederholte Schielin, »und wo?«
    »Darf ich nicht mal dir sagen. Aber es ist für eine reiche Stadt im Oberschwäbischen.«
    »Super eingegrenzt. Das trifft ja dann auf jede zu. Sonst alles in Ordnung zu Hause? … wann fängt dein Kleiner endlich das Pubertieren an?«
    Sie winkte ab. »Willst du nun wissen, wer das war?«
    Schielin nickte.
    »Das war Dr. Deeke.«
    »Oh, der schaut sehr gut aus. Typ Porschefahrer.«
    Sie schmachtete zur Decke. »Und ich muss mein Leben nutzlos wegschmeißen.«
    »Der kann aus Frauen übrigens so richtig was machen«, frotzelte Schielin und strich über seine Brust.
    Ihr Blick veranlasste ihn, das Thema zu wechseln. »Was wollten Herr Doktor denn?«
    »Sich erkundigen, ob wir schon weitergekommen sind.«
    »Sich erkundigen … komisch.«
    Sie zuckte mit den Schultern. Schielin stöhnte, während er die Nummer von Ruth Präg wählte. »Wird ein bisschen viel. Hoffentlich springt auch was dabei raus.«
    Er sah zur Tür. »Wie lange telefoniert der eigentlich mit seinem Anwalt?«

    Ruth Präg klang aufgeregt. Er hatte sie cooler in Erinnerung. Das konnte aber auch an den roten Haaren liegen.
    »Was ist Ihnen denn noch eingefallen, Frau Präg?«
    »Am Montag, also …«
    »An dem Tag, als Ottmar Kinker ermordet worden ist«, ergänzte Schielin.
    »Ja.«
    »Was war da?«
    »Ich war schon gegangen, am Nachmittag. Wissen Sie, montags sind wir immer nur ganz dünn besetzt. Die meisten nur bis Mittag. Und im Moment sind auch einige krank.«
    »Die Grippe.«
    »Genau. Auf jeden Fall waren nur Herr Kinker, Dr. Böhle und ich mittags noch im Büro. Ich bin um dreizehn Uhr gegangen, hatte aber wichtige Briefe vergessen, die noch zur Post mussten. Ich bin noch mal zurück ins Büro.« Sie stockte.
    »Und was war da?«
    »Dr. Böhle war hinten im Büro bei Herrn Kinker … und hat fürchterlich herumgeschrien.«
    »Es gab Streit zwischen den beiden?«
    Sie lachte sarkastisch. »Nein. Streit war das nicht. Von Herrn Kinker hatte ich überhaupt nichts gehört. Nur von Böhle. Er hat geschrien … ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie ich erschrocken war. Ich habe mich ganz leise zum Schreibtisch geschlichen, die Briefe genommen und geschaut, dass ich rauskomme und ihm nicht in die Finger laufe.«
    »Dem Dr. Böhle.«
    »Ja, dem.«
    »Sie mögen ihn nicht besonders.«
    »Ich kann ihn nicht ausstehen. Das ist aber nicht der Grund, dass ich bei Ihnen anrufe.«
    »Ich verstehe schon. Um was ging es denn bei dem Streit? Haben Sie etwas verstehen können?«
    »Eigentlich nicht. Ich konnte mir jedenfalls

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