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Pulverturm

Pulverturm

Titel: Pulverturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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das blanke Überleben zu sichern. Die darauf angewiesen sind – sei mir nicht böse, aber es ist so – die darauf angewiesen sind, sich mit Haut und Haaren zu verkaufen und auszuliefern.«
    »Bei Jelena ist das ist nicht so.«
    »Das ist wahr. Aber bei den Tausenden anderen, da ist es so. Und das war beschämend für mich, falls du verstehst was ich meine. Ich habe ihr übrigens zum Abschied die Uhr geschenkt … Du weißt.«
    Pawlicek war das einerlei. »Ihr seid aber gut miteinander ausgekommen?«
    »Ja, wie ich dir sage. Sehr gut. Wir hatten lange Gespräche.«
    »Worüber?«
    Bachory überlegte kurz. »Über Dostojewski zum Beispiel.«
    »Was macht der?«
    »Das war ein Russe, der Bücher geschrieben hat. Eines trägt den Titel Schuld und Sühne. Ich habe mich lange mit Jelena darüber unterhalten.«
    »Jesusmaria! Als ich sie dir schickte, wollte ich, dass du dich entspannst – mit ihr.«
    »Hab ich doch! Aber was reden wir die ganze Zeit über dieses Zeug. Jetzt erzähle mir von dir. Wo bist du, was machst du, wie geht es dir?«
    »Im Moment geht es nicht ganz so gut.«, sagte Josef Pawlicek nach kurzem Zögern.
    »Hast du Schwierigkeiten? Ich habe dir immer gesagt, lass es sein, dich mit Leuten wie diesem Mosenbicher, oder wie der heißt, abzugeben. Das ist nicht gut. Das sind schlechte Menschen.«
    »Mosbichl und Schachnik sind im Moment weniger das Problem«, sagte Pawlicek.
    »Josi, du hast dich überhaupt nicht geändert. Immer muss man nachbohren und nachfragen, bis man in etwa weiß, was los ist. Also, was ist nun das Problem.«
    »Ich sitze im Polizeigefängnis.«
    »Aha. Interessant. Und wo?«, fragte Bachory ruhig.
    »In Lindau.«
    »Oh, in Lindau. Das ist schön!«, rief er begeistert.
    »Das ist nicht schön«, entgegnete Pawlicek nüchtern.
    »Und weswegen sitzt du da, wenn ich fragen darf?«
    »Sie werfen mir einen Mord vor.«
    »Heiliger! Nicht schon wieder!«
    »Es ist aber so.«
    »Und? Hast du was mit der Sache zu tun?«, fragte Bachory.
    »Ja.«, antwortete Josi kurz und trocken.

    Als das Telefonat mit Rechtsanwalt Dr. Heinrich Bachory beendet war, wählte Pawlicek die zweite gespeicherte Nummer. Jelena war sofort dran. Wie es klang, war sie gerade mit dem Auto unterwegs. Sie unterbrach ihn nicht, sie stellte keine Fragen. Er hatte aber den Eindruck, dass sie beruhigt klang, als er ihr erzählte, dass Bachory jemanden schicken würde. Er selbst sah sich nicht in der Lage, die Angelegenheit angemessen zu vertreten, wie er sich ausgedrückt hatte. Jelena sagte nur: »Hier gibt es auch Neuigkeiten, aber ich komme trotzdem sofort zu dir.«
    »Welche Neuigkeiten?«
    »Mosbichl und Schachnik haben uns durchsucht.«
    »Wie.«
    »Sie haben uns durchsucht. Übrigens weiß ich inzwischen, dass dieser Mosbichl sich an Nadja rangemacht hat. Das ist auch der Grund, weswegen Yulia weggegangen ist.«
    Pawlicek war bleich vor Zorn. Nach einer Weile fragte er: »Er weiß nichts von den Bändern und den Unterlagen, oder?«
    »Kannst du frei reden?«, wollte sie wissen.
    »Ja.«
    »Die Sachen haben wir doch doppelt, und außerdem sie sind im Bankschließfach.«
    »Nicht mehr lange, denke ich.«
    »Was sollte das … mit der Durchsuchung?«
    »Die wollen uns loswerden.«
    »Wo ist Mosbichl jetzt?«
    »Zur Jagd. Er ist in die Jagdhütte gefahren. In unsere Jagdhütte.«
    Pawlicek nickte böse. »Na dann Weidmannsheil, Herr Inspektor.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, wechselte er die SIM-Karte aus, steckte die benutzte wieder in ihr Versteck und klopfte an die Tür. Er fühlte sich trotz des fressenden Zorns nun viel wohler.
    *
    Wenzel hatte die Wache vor der Tür übernommen. Schielin und Lydia waren zurück ins Büro gegangen. Lydia nahm den Notizzettel von Schielin entgegen und telefonierte.
    Ruth Präg meldete sich. Lydia Naber stellte sich vor und fragte, was der Grund für ihren Anruf bei ihrem Kollegen Schielin gewesen sei, der im Moment leider verhindert wäre. Sie schnitt eine Grimasse Richtung Telefonhörer, und Schielin sah verwundert über den Schreibtisch. Er versuchte gerade, Walther Lurzer zu erreichen. Es tutete im Hörer. Lydia legte auf. Durch eine Kopfbewegung bedeutete er ihr, ihm zu sagen was da los war.
    »Madam will nur mit Kommissar Schielin reden«, äffte sie respektlos über den Schreibtisch.
    Schielin zuckte mit den Schultern und hörte dem Klingelzeichen zu.
    »Wie sieht sie denn aus, diese Frau Präg, klingt noch jung, die Stimme?«, wollte Lydia wissen.
    »Absolute Superfrau«,

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