Puna - Toedliche Spurensuche
nicht.
Sie ging ins Schlafzimmer. Lief vom Bett zum Regal und wieder zurück. Wie ein Tiger im Käfig. Hin und her.
Nach einer ganzen Weile wurden ihre Bewegungen langsamer. Sie setzte sich auf die Bettkante und begann zu lesen.
Als sie allmählich wieder die Müdigkeit spürte, legte sie sich hin und begann zu träumen.
Von Ariana.
Wie sie mit Ariana Kaffee trinken war.
Wie sie sich unterhielten.
Auf einmal tropfte aus Arianas Tasse Blut herab, während sie noch von ihrem gemeinsamen Urlaub erzählte. Und dann verwandelte sich ihr gesamtes Gesicht in das blutverschmierte, gequälte Etwas, das Anja auf der Trage vor ihrem Haus gesehen hatte. Schweißgebadet wachte sie auf.
Als sie die Augen öffnete, wusste sie nicht, ob der Traum sie geweckt hatte, oder das erneute vibrieren ihres Handys.
04:20 Uhr.
Vorsichtig griff Anja nach dem Telefon und meldete sich: »Hier ist Anja Koswig... ?«
Auf der anderen Seite nur diese vertraute Stille und das Ticken.
»Hallo, sie sind ja krank im Kopf ...«
Stille, dann lautes Atmen und Ticken. Monotonie.
»Hören Sie, ich mache das nicht länger mit. Ich lege jetzt auf«.
Sie wollte gerade die Verbindung trennen, da hörte das Ticken auf.
»Frau Koswig, das mit ihrer Freundin war kein Zufall. Wir wissen alles über Sie. Was sie machen, wo sie sind ... Alles. Schauen Sie sich vorher an, mit wem Sie sich einlassen ...«
Sie hörte im Hintergrund das Staccato-Piepen eines EKGs. Plötzlich ging das Piepen in einen Dauerton über. Sie hatte das Gefühl, das der Ton immer lauter wurde. Sie ließ das Handy fallen und sprang aus dem Bett und lief in die Küche. Und obwohl sie kein Handy mehr am Ohr hatte, hörte sie immer noch diesen Dauerton.
Sie hielt sich die Ohren zu.
Sie atmete schnell und flach.
Sie rutschte in der Ecke, in die sie sich presste immer tiefer, hockte sich hin, machte sich ganz klein und hielt sich weiterhin die Ohren zu. Tränen begannen, ihr über das Gesicht zu laufen.
7. Kapitel
Anja Koswig starrte seit einer halben Stunde auf die Uhr über der Tür. Aber die Zeiger wanderten nur langsam weiter. Es war gerade fünf Minuten nach neun. Das Handy, das vor ihr auf dem Küchentisch lag, blieb stumm. Schon vor fünf Minuten war ihr der Rückruf von Ferdinand Lochner zugesagt worden. Weitere fünf Minuten vergingen. Schließlich meldete sich ihr Mobiltelefon. Auf dem Display erschien der Name ‚LOCHNER‘.
»Hier ist Anja Koswig«
»Lochner. Sie hatten um Rückruf gebeten ?«
Anjas Atemfrequenz stieg an. Sie versuchte, sich durch bewusste Atmung unter Kontrolle zu bringen. Aber sie spürte, wie ihr beim Sprechen die Luft wegblieb:
»Herr Lochner, in was haben Sie mich da reingeritten ?«
»Ich verstehe nicht, was sie meinen ...«
»Herr Lochner, lassen Sie gefälligst Ihre Spielchen. Ich will jetzt endlich die ganze Wahrheit wissen ...«
»Frau Koswig, sie sind so aufgeregt. Was ist denn mit Ihnen los ...«
»Was mit mir los ist ?« , schrie sie ins Telefon, »meine Wohnung wurde verwüstet. Meine beste Freundin liegt zusammengeschlagen im Krankenhaus und ich werde nachts von Telefonanrufen terrorisiert. Und Sie fragen, was mit mir los ist ?«
»Das habe ich doch nicht geahnt ...«
»Ich will jetzt die Wahrheit wissen. Ansonsten steige ich aus. Endgültig.«
»Frau Koswig, Sie sind sehr aufgeregt. Ich würde das gerne in Ruhe besprechen ...«
»Keine Spielchen mehr ...«
»Machen Sie einen Vorschlag ... Wann? Und wo?«
»Ich komme in einer halben Stunde zu ihnen .«
»Da habe ich eine andere Besprechung ...«
»Das interessiert mich nicht ...«
»Okay, ich werde für Sie da sein«.
Auf die Minute pünktlich drückte Anja die Klinke zum Vorzimmer von Ferdinand Lochner herunter. Ohne auf die Sekretärin zu hören, ging sie weiter und öffnete die Tür zu Ferdinand Lochners Zimmer. Der saß am Tisch und bearbeitete die Korrespondenz.
»Entschuldigen Sie, Herr Lochner, Frau Koswig ist einfach durchgestürmt. Ich konnte nichts machen ...«, rechtfertigte sich sofort seine Sekretärin.
Der Geschäftsführer stand auf. »Schon gut«. Er gab ihr ein Zeichen, den Raum wieder zu verlassen, ging auf Anja Koswig zu und reichte ihr die Hand.
»Frau Koswig, es tut mir leid, wenn sie das Gefühl haben, durch den Auftrag in etwas hineingezogen worden zu sein. Ich entschuldige mich dafür aufrichtig«.
»Ich hatte Ihnen bereits bei unserem ersten Treffen gesagt, dass ich Offenheit von meinem Auftraggeber verlange. Ich hatte schon die ganze Zeit
Weitere Kostenlose Bücher