Puna - Toedliche Spurensuche
weiß.
»Finde mir die Schwachstelle in unserer Firma«, sagte er und schlug mit seiner Faust auf den Tisch, »ich hätte nicht gedacht, dass der Wettlauf schon begonnen hat «.
»Wovon redest Du ?«
»Ich rede davon, dass wir anscheinend nicht die Einzigen sind, die nach den Verwandten von Ludwig Staller suchen .«
»Das ist doch wohl nicht Dein Ernst. Glaubst du wirklich, dass eine Frau so brutal zusammengeschlagen wird, nur weil wir nach Verwandten eines Ex-Mitarbeiters suchen ?«
»Hast du eine bessere Idee ?«
»Ich dachte schon an Drogenjunkies ...«
»Vergiss es. Das hat mit unserer Firma zu tun. Alles andere wäre ein unbeschreiblicher Zufall. Hör mal. Frau Koswig kommt erfolgreich von ihrer Suche voran. Wir wissen jetzt zumindest, dass wir wahrscheinlich in Südamerika weiter suchen müssen. Soweit waren wir noch nie vorher. Und da passiert es. Das ist doch kein Zufall .«
»Aber wer soll dahinter stecken? Die Konkurrenz?«
»Maladouleur Medicaments? Das glaube ich nicht. Nein, die würden vieles versuchen. Aber jemanden zusammenschlagen? Nein ...«
»Wer soll es denn sonst sein ?«
»Ich habe keine Ahnung ...«
»Weißt Du, ob in letzter Zeit Drohanrufe oder Drohbriefe eingegangen sind ?«
»Ja ...«
»Was? Und das erzählst du nicht ?«
»Die haben wir doch alle Nase lang. Das nimmt keiner mehr richtig ernst .«
»Aber hier ist eine Frau zusammengeschlagen worden ...«. Markus sah Ferdinand Lochner entgeistert an. »Das hättest du doch im Vorfeld sagen müssen ...«
»Woher sollte ich das denn ahnen ...«
»Und was waren das? Briefe? Anrufe?«
»Soweit ich weiß, Briefe«.
»Kannst du sie mir zeigen ?«
»Da muss ich morgen meine Sekretärin fragen, ob es die überhaupt noch gibt«
»Du willst damit doch wohl nicht sagen, dass die einfach vernichtet wurden ?«
»Das kann schon sein. Wir bekommen solche Dinger immer mal wieder ...«
6. Kapitel
Anja verließ wieder das Polizeipräsidium. Sie hatte in den letzten Tagen mehrere Befragungen über sich ergehen lassen. Die Polizei war sich mittlerweile sicher, sie aus dem Kreis der Verdächtigen streichen zu können. Eine Erklärung für die Tat konnten ihr die Polizisten auch nicht geben. Einen Einbruch, der mit solcher Brutalität endete, hatten sie im Zusammenhang mit Privatpersonen lange nicht mehr bearbeitet. Sicher schien nur, dass Ariana Schreiber das Pech hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. Sie wird, so hatten die Beamten gesagt, die Einbrecher überrascht haben und damit den Angriff gegen sich ausgelöst haben. Die Schwere des Angriffs sei aber trotzdem unverhältnismäßig.
Ariana lag immer noch in der Klinik und war nicht ansprechbar. Anja war täglich in Arianas Nähe gewesen. Wenn sie das Krankenhaus verließ, schlenderte sie zum Teil stundenlang umher, ohne im Anschluss zu wissen, wo sie eigentlich war, beziehungsweise, was sie dort wollte.
Allmählich kehrte tagsüber die Normalität zurück. Gestern zog sie wieder zuhause ein. Ferdinand Lochner übernahm freundlicherweise die Kosten für die Renovierung und sorgte dafür, dass die Arbeiten sehr kurzfristig durchgeführt wurden. Trotzdem blieb das Gefühl, dass jemand in ihre Schutzzone eingedrungen war, in ihren Sachen gewühlt und ihre beste Freundin zusammengeschlagen hat. Ihre erste Nacht lag sie zu einem großen Teil wach . Und wenn sie doch eingeschlafen war, sah sie immer wieder Arianas blutverschmiertes Gesicht, das ihren Namen rief: »A n j a .« Schweißgebadet wachte sie jedes Mal auf. Manchmal träumte sie auch davon, dass man in alten Fabrikhallen Jagd auf Ariana und sie selbst durchführte. Diese Jagden endeten laufend mit einer brutal misshandelten Ariana.
Anja Koswig traf gerade von einem Krankenhausbesuch zuhause ein. Erstmals holte sie wieder ihren Laptop aus der Schublade, um weiter an den Daten für Ferdinand Lochner zu arbeiten. Aber es schien ihr so sinnlos. Sie legte sich die erstbeste DVD ein und sah sich den Film »Die Akte Jane« an. Mit den ersten Kampfszenen im Ausbildungslager der Marines brach sie jedoch ab. Wieder sah sie das blutüberströmte Gesicht von Ariana vor sich. Schließlich ging sie noch ihre E-Mails durch. Zunächst verschob sie die Spam-Mails in den Papierkorb. Neue Privatmails hatte sie kaum dazubekommen. Doch dann stieß sie auf den Namen Jan Kogler.
‚Absender: Kogler, Jan
Betreff: Re: Re: Re: Genealogische Daten zur Familie Staller
Sehr geehrte Frau Koswig,
bezugnehmend auf Ihre letzte Mail
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