Puna - Toedliche Spurensuche
Erlebnisse aussteigen würde? Sie leistete eine sehr gute und wichtige Arbeit. Sollte er den Weg über den manipulierten Vertrag wirklich gehen? Jetzt, nach den Erlebnissen? Nein. Plötzlich spürte er Skrupel. Aber Anja musste unbedingt weiterarbeiten. Darüber war sich Ferdinand Lochner im Klaren.
»Wir können nicht noch einmal einen Versuch unternehmen, um in Anjas Wohnung einzubrechen. Das lehne ich ab. Aber wir sollten schon wissen, mit wem sie in Kontakt tritt und welche Informationen sie weiter gibt«, gab Markus schließlich zu bedenken.
»Da stimme ich Dir zu. Wir müssen wissen, ob sie die ganze Zeit auf der richtigen Seite steht oder ob sie irgendwann die Seiten wechselt. Und vor allem müssen wir wissen, wer aus unseren Reihen die andere Seite mit Daten versorgt«.
»Daran arbeite ich. Das ist insofern schwierig, weil solche Informationen ja nicht offen transferiert werden. Bislang bin ich davon ausgegangen, dass wir es wirklich mit der Konkurrenz zu tun hätten. Damit wäre es aus meiner Sicht unwahrscheinlich gewesen, dass Daten über unsere Infrastruktur weitergegeben worden sind. Nun, da es eine Organisation wie ‚AAGfbw‘ sein könnte, bin Ich mir nicht mehr so sicher. Aber die Daten würden mit Sicherheit nicht offen weitergegeben. Das wäre zu gefährlich. Wenn sie verschlüsselt werden, bevor sie verschickt werden, ergibt das einen Buchstaben- und Zahlensalat. Die Informationen sollen ja nicht für Unberechtigte erkennbar sein. Da könnte man sehr schnell ansetzen, um Verdächtige zu finden. Den Gefallen tut man uns nicht. Das haben wir heute Vormittag schon einmal gecheckt. Wir gehen jetzt von einer anderen Vorgehensweise aus: Wird ein derartiger Buchstaben- und Zahlensalat in Abbildungen oder Videodateien, die zu Trägermedien werden, eingebaut, merkt man das an der Qualität nicht. Für sich genommen sind diese Dateien unauffällig. Mit dem richtigen Passwort sieht es aber ganz anders aus. Da kann man wieder an die Informationen kommen. Der Nachweis für ein solches Verfahren ist nicht einfach. Wie gesagt, ich arbeite daran ...«, erläuterte Markus.
»Beeil dich... Morgen Nachmittag versuche ich, wieder Kontakt zu Frau Koswig aufzunehmen. Wir können keine weitere Zeit verschenken ...«
»Wenn du mehr verraten würdest, könnte man auch sehr viel gezielter ansetzen. So müssen wir im Nebel herumstochern. Wir hätten schon viel weiter sein können ...«
»Ich bezweifle, dass du wirklich diese Informationen haben willst«, murmelte Ferdinand Lochner, stand auf und verließ nachdenklich den Besprechungsraum.
Es war dieses tiefe Vibrieren, das Anja geweckt hat. Sie versuchte mit geschlossenen Augen zu ergründen, woher das Geräusch kam. Aber dann war das Geräusch verschwunden. Wenig später kam erneut das Vibrieren. In Anjas Kopf überschlugen sich die Gedanken, durch was diese Vibrationen ausgelöst sein könnten. Sie öffnete die Augen vorsichtig und sah ein bläuliches Blinken. Im selben Moment schoss es ihr durch den Kopf, dass es ihr Handy auf dem Nachtschrank sein musste. Sie griff danach und blickte gleichzeitig auf den Wecker: 03:10 Uhr. Sofort fiel ihr Ariana ein. Ist etwas mit ihr passiert?
Vorsichtig sprach sie ins Mikrophon: »Hier ist Anja Koswig ...«
Keine Antwort auf der anderen Seite. Sie hörte jemanden laut und intensiv atmen. Im Hintergrund das laute Ticken, wie von einem mechanischen Wecker. Das kam ihr bekannt vor.
»Hallo, wer ist denn da ... ?«
Atmen. Stille. Ticken. Je länger sie es hörte, umso lauter schien es zu werden. »Hallo, so sprechen Sie doch ...«
Stille. Plötzlich brach sogar das Ticken ab und die Stille wurde noch unerträglicher. Dann meldete sich eine verzerrte Stimme: »Frau Koswig, fehlt Ihnen eigentlich Ihre Freundin Ariana sehr ... ?« .
Ein Klicken und die Leitung war tot. Sie hatte noch nicht einmal Zeit »Sie Mistkerl« zu rufen, obwohl sie das Bedürfnis verspürte.
Sie versuchte wieder einzuschlafen. Aber ihre Gedanken sprinteten durch die Nacht. Jedes Mal wenn sie einen mühevoll bezwungen hatte, tauchten an anderer Stelle zig neue auf. Sie hatte das Gefühl, als sei eine kalte, eiserne Klammer um ihren Brustkorb gelegt und viel zu eng zusammengezogen. Es fiel ihr schwer, Luft zu holen.
Schließlich stand sie auf und machte Licht.
Sie konnte nicht liegen, nicht sitzen und auch nicht stehen bleiben.
Sie spürte nur den Drang, sich bewegen zu müssen.
Sie ging in die Küche, goss sich Milch ein. Aber es besserte sich
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