Puna - Toedliche Spurensuche
drehte sich zu Anja. »Du steckst ganz schön in der Scheiße«.
Anja schwieg und schüttelte hin und wieder den Kopf. Sie spitzte die Lippen und schob sie Richtung Nase. Schließlich schaute sie in Haydees Richtung. »Glaubst du mir ?« , fragte sie.
»Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was ich glauben soll. Da ist in den letzten Stunden verdammt viel auf mich hereingeprasselt .«
»Okay ...«, sprach Anja und griff zur Seite, und öffnete die Beifahrertür.
Haydee fasste ihr linkes Handgelenk und winkelte Anjas Unterarm senkrecht nach oben an. »Du bleibst hier! Ich hänge jetzt mit drin. Das gefällt mir gar nicht. Aber es ist nun mal so. Lass uns in Ruhe überlegen, wie wir weiter machen«.
Anja schlug die Tür wieder zu und löste ihr Handgelenk aus Haydees Griff. Sie saßen da und starrten nach vorne.
»Wie sind die eigentlich auf die Idee gekommen, mein Gepäck zu untersuchen ?«
»Anonymer Hinweis eines Händlers. Das sagte jedenfalls mein Bekannter .«
»Das findest du nicht eigenartig ?«
»Nein, das passiert immer mal wieder. Schau Dir die Gefängnisse hier mit den Drogenkurieren an .«
»Das meine ich nicht«, erklärte Anja gereizt. »Erst kommen die anonymen Briefe und Drohungen. Dann kommt der anonyme Hinweis bei der Polizei. Ein bisschen viel Zufall. Oder findest du nicht ?«
Haydee überlegte einen Augenblick. »Angenommen, es war eine Falle. Wer soll dann dahinter stecken ?«
»Das weiß ich eben nicht«
»Es muss jemand sein, der weiß, dass man mit Drogen hier ziemlich lange außer Gefecht gesetzt wird. Und diese acht Jahre sind bei Leibe kein Pappenstiel .«
»Warte mal. Diese acht Jahre gehen mir nicht aus dem Kopf ... Das habe ich vor kurzem schon einmal gehört. In welchem Zusammenhang war das bloß ?«
»Hast du das gelesen ?« , fragte Haydee?
»Nein, ich habe das eindeutig gehört .« Anja kniff die Augen zusammen und blickte angestrengt zu Wagendecke. Haydee saß regungslos neben ihr. Schließlich betätigte sie den Zündschlüssel und legte den ersten Gang ein.
»Ich schlage vor, wir fahren erst mal zu mir. Ich koche uns einen Tee ...«
»Das ist es«, fuhr ihr Anja ins Wort und umklammerte Haydees rechte Hand auf dem Schalthebel. Ich hatte mich im Flugzeug mit Nathan Gailman über ‚Mate de Coca‘ unterhalten.
»Ich verstehe nicht«
»Nathan empfahl mir, Mate de Coca zu trinken. Wegen der Höhe in La Paz.«
»Da ist nichts Schlimmes dabei. Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst«.
»Ich hatte das entschieden abgelehnt. Weil ich eben nichts mit Drogen am Hut habe. Und Nathan hat daraufhin erklärt, dass ‚Mate de Coca‘ quasi Kulturgut und keine Droge ist«.
»Da hat er im Prinzip ja auch recht «.
»Aber in dem Zusammenhang hat er auch gesagt, dass man in Bolivien für acht Jahre ins Gefängnis kommt, wenn man mit Drogen erwischt wird, dagegen aber keine Strafe zu erwarten habe, wenn man Mate de Coca trinkt. Da waren kamen das erste Mal diese acht Jahre vor .«
»Und dieser Nathan Gailman ist immer mit Dir im Bus gewesen und hat jeweils das gleiche Hotel genommen wie Du ?« , vergewisserte sich Haydee.
»Ja, aber das habe ich doch schon mal gesagt«
»Und du bist sicher, dass er hier in Sucre auch das gleiche Hotel hatte ?«
»Ja. Gestern Abend habe ich ihn gesehen. Da ist er an mir vorbei gegangen, als ob wir uns nicht kennen würden. Und an der Rezeption sagten sie heute Morgen, dass er ganz früh das Hotel verlassen hat .«
»Beweisen tut das zwar nichts. Erklären könnte es aber das Ganze. Eine nette Reisebekanntschaft, dieser Nathan Gailman. Ich muss schon sagen ...«. Haydee ließ den Gang kommen und fuhr los. Wir warten, bis es dämmrig wird. Dann fahren wir los nach Potosí .«
»Und was passiert mit meinem Rucksack ?«
»Den hat die Polizei sichergestellt. Du musst Dich entscheiden, was Dir wichtiger ist .«
»Scheiße !«
»Frau Rütting, Sie werden der Werkspionage beschuldigt. Ist Ihnen nicht klar, was das bedeutet ?« , fragte Polizeihauptkommissar Ahrend im Vernehmungszimmer.
»Ich will meinen Anwalt sprechen«, war zum wiederholten Male ihre einzige Antwort.
»Das können Sie noch früh genug«, konterte ihr Gegenüber. »Ich weiß nicht, wie es mit Ihrer Geduld steht. Meine ist ziemlich dehnbar. Und ich habe Zeit ... Viel Zeit«.
Schweigen.
Frau Rütting holte sich eine Packung Zigaretten aus der Tasche und schob sich einen Glimmstängel zwischen die Lippen. Sie griff nach dem Feuerzeug. Ihr Gegenüber stützte sich auf der
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