Puna - Toedliche Spurensuche
Neuorientierung wurden die Arbeiten dann aber vor Abschluss eingestellt ...«
»Ich kann noch nicht erkennen, was das mit Patentrecht zu tun hätte. Sofern das richtig ist, was Sie mir sagen, handelt es sich um Diebstahl. Oder wurden die Informationen verkauft ?«
»Nein. Soweit ich weiß nicht. Der Mitarbeiter ist voriges Jahr verstorben. Nun wird nach seinem Erben gesucht. Wir haben von Frau Rütting den Hinweis erhalten, dass die Unterlagen in der Erbmasse sein sollen ...«, erläuterte Ferdinand Lochner.
»Ich verstehe immer noch nicht. Wenn es Ihre Unterlagen sind, können Sie doch auf dem Klageweg jederzeit die Unterlagen zurück erhalten .«
»Das ist richtig. Aber wir müssten auch davon ausgehen, dass unsere Konkurrenz davon Wind bekäme. Im Laufe eines solchen Verfahrens würden auch Inhalte durchsickern. Und wir würden damit unseren Vorsprung in der Forschung verlieren«.
»Ich verstehe«, entgegnete Ahrend kurz.
»Wir sind bestrebt, mit dem oder den Erben im Stillen eine Übereinkunft zu erzielen. Selbst wenn wir für die Unterlagen bezahlen müssten, wäre das immer noch die bessere Lösung. Wenn wir unsere Arbeit am Ende patentrechtlich absichern wollen - und darauf sind wir wegen der hohen Forschungskosten angewiesen - dann müssen große Teile Neuland darstellen. Ich will sie nicht mit den Details langweilen. Aber wir setzen sozusagen bei der Zellkommunikation an. Mit diesem Ansatz wird die Verbreitung der Erreger im Körper außer Kraft gesetzt .«
»Okay ...?«. Guido Ahrend machte sich mit einem Bleistift Notizen auf seinem Block.
»Wir haben eine Erbenermittlerin eingesetzt, die die Erben ausfindig machen soll«.
»Und das funktioniert ?«
»Ja, sieht ganz danach aus. Sie ist zurzeit in Bolivien .«
»Und ...?«
»Es ist uns seit einiger Zeit aufgefallen, dass Informationen nach draußen getragen wurden. Allerdings hätte ich nie damit gerechnet, dass dahinter Frau Rütting stecken könnte. Schließlich hat sie doch die Unterlagen ausfindig gemacht«, beendete Lochner seinen Beitrag.
»Wie kommen Sie darauf, dass Informationen herausgegangen sind ?«
»Wir hatten bis zur Einschaltung der Erbenermittlerin die begründete Vermutung, dass die Konkurrenz nichts von den gestohlenen Unterlagen wusste. Erst recht nicht davon, dass die Unterlagen in einer Erbmasse stecken könnten. Mit Einschalten der Erbenermittlerin wurde diese stark behindert. In ihre Wohnung wurde eingebrochen. Eine gute Bekannte von ihr wurde in der Wohnung brutal misshandelt. Ihr Laptop wurde mit Spionageprogrammen infiziert, um nur einige wenige Dinge zu nennen«.
»Und Sie sind sich sicher, dass das nicht von Ihrer Erbenermittlerin vorgetäuscht wurde? Sind der Einbruch und die Misshandlung gemeldet ?«
»Ja, bei Ihren Kollegen ...«
Ein Moment der Ruhe trat ein. Ahrend blickte auf seine Notizen und klopfte mit der Rückseite seines Bleistiftes rhythmisch auf die Tischplatte.
»Ich weiß so weit erst einmal Bescheid. Danke, Herr Lochner. Ich schätze, wir werden uns in den nächsten Tagen noch häufiger sprechen ...«. Guido Ahrend stand auf und reichte seinem Gegenüber die Hand.
»Herr Ahrend. Ich hoffe trotzdem, dass Vertraulichkeit für sie kein Fremdwort ist«. Beide Männer ließen die Blicke des anderen nicht aus den Augen.
Gegen 19 Uhr verlud Haydee die letzte Tasche in ihren Grand Vitara. Es begann zu regnen. »Hast du die Adresse von dieser Maria Assunta ?« , fragte sie.
Anja tastete in ihrer Umhängetasche nach ihrem Notizbuch. »Habe ich ...«
»Dann lass uns hier verschwinden«.
Haydee stieg ein und stellte das Radio an. Anders als üblich war der Lautstärkeregler nicht bis zum Anschlag gedreht. Eric Clapton. Layla. Draußen trommelte der Regen auf die Scheiben und das Autodach, während Haydee den Wagen durch die Dunkelheit steuerte. Anja spürte, wie die Anspannung von ihr wich. Sie kuschelte sich in den Sitz. Wenig später war sie eingeschlafen.
»Na, wieder wach? Wir sind bald in Potosí«, begrüßte sie Haydee.
»Ich muss wohl eingeschlafen sein ... «, murmelte Anja.
»Das kann man wohl laut sagen. Ich frage mich, wo du die ganzen Bäume gefunden hast, die du im Schlaf abgesägt hast. Da draußen gibt es gar nicht so viele .«
»Habe ich so schlimm geschnarcht ?« , erkundigte sich Anja.
»Geht schon. Das stört mich nicht .«
»Wie lange brauchen wir noch ?«
»Vielleicht eine halbe Stunde. Ich muss Dich aber warnen. Wenn du in Potosí aussteigst, sei vorsichtig. Die
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