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Puna - Toedliche Spurensuche

Puna - Toedliche Spurensuche

Titel: Puna - Toedliche Spurensuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Scholze
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im Bus schliefen. Anja, aufgeweckt durch den plötzlichen Stopp, war ausgestiegen und hielt sich zwischen Bus und Absperrung auf. Nach ihren Erlebnissen in Sucre war sie nicht auf Kontakt mit einem der Polizisten aus. Andererseits war sie neugierig. Gaffermentalität. Woanders hasste sie ein solches Verhalten. Hier diente es ihr nur dazu, Zeit totzuschlagen.
    Der Einsatzleiter gab gerade wieder das Kommando, anzuhalten. Mit einer Taschenlampe kontrollierte er noch einmal den Verlauf des aufgerollten Stahlseiles. Kurz danach gab er ein weiteres Signal. Die Arbeiten gingen weiter. Schließlich erneuter Abbruch. Er holte sich verschiedene Kollegen heran. Sie diskutierten, deuteten immer wieder Richtung Abgrund. Schließlich ließ er sie wieder wegtreten.
    Knirschend und ächzend kam langsam die Karosserie zum Vorschein. Das Auto lag immer noch auf der Seite. Stark verbeult. Mit einiger Anstrengung war es schließlich gelungen, das Auto komplett zu bergen. In einem zweiten Schritt wurde es dann aufgerichtet.
    Anja traute ihren Augen nicht. Das Auto kannte sie. Von einer Sekunde auf die andere hatte sie die Kälte vergessen. Es wurde ihr siedend heiß. Nein, das konnte doch nicht sein, dachte sie sich. Das war unmöglich. Aber als der Wagen, oder besser das, was noch übrig war, wieder aufgerichtet war, erkannte sie den Grand Vitara, in dem sie noch vor einigen Stunden zusammen mit Haydee gesessen hatte.
    Ein Polizist versuchte vergeblich, die Fahrertür zu öffnen. Mit seinem Schlagstock, den er am Gürtel trug, beseitigte er die restlichen Splitter der Fensterscheibe. Er beugte sich hinein. Wenig später kam er wieder heraus und rief seinem Chef zu, dass es sich um eine Frau handeln würde. Sie sei tot, sähe böse aus.
    Anja brach in Tränen aus. Sie wollte nicht glauben, was sie sah. Das konnte unmöglich sein. Haydee musste leben. Der Polizist hatte sich sicher getäuscht. Als Anja Haydee verlassen hatte, hatte sie doch noch gelebt. Sie wollte in Richtung des Wagens laufen. Sie musste unbedingt Haydee sehen. Ein erster Schritt. Der zweite fiel ihr schon unsagbar schwer. Ein dritter. Aber der Untergrund wurde schwammig, weich. Sie fand keinen Halt. Es wurde dunkel. Sie hörte noch Stimmen. Weit weg. Sie entfernten sich immer weiter. Und schließlich war es still. Dunkel.

18. Kapitel

Es war bereits wieder hell. Als Anja erwachte, lag sie auf dem Fußboden im Bus. Aus dem Tuchbündeln im Gang hatte man eine provisorische Unterlage geschaffen und Anja draufgelegt. Mit einer Decke hatte man sie gewärmt. Die jüngere Cholita hockte neben ihr und lächelte sie an.
    »Wo bin ich ?« , fragte Anja.
    »Wir fahren bald in Uyuni ein. Es dürfte nicht mehr lange dauern«.
    »Was ist passiert ?«
    »Sie sind ohnmächtig geworden«, berichtete die Cholita.
    »Was ist mit dem Wagen passiert ?«
    »Den haben die an der Seite der Straße gelagert. Sie wollten den Verkehr wieder durchlassen«.
    »Aber, die Frau ist ermordet worden. Das muss doch untersucht werden«, rief Anja.
    »Ja, ja«, nickte die junge Cholita. »Solche Unfälle passieren hier immer mal wieder. Wahrscheinlich ist die Fahrerin müde geworden und von der Straße abgekommen. Es wäre wahrscheinlich besser gewesen, wenn sie tagsüber gefahren wäre? Ich weiß es nicht«.
    Anja versuchte, sich aufzurichten. Aber die junge Frau drückte sie an den Schultern wieder herunter. »Sie sollten sich ausruhen«.
    »Wie spät ist es ?« , fragte Anja.
    Die junge Cholita zuckte die Schultern. »Weiß jemand, wie spät es ist ?« , fragte sie einen älteren Mann schräg vor ihr?
    »Es ist kurz nach 10 Uhr. Wir sind gleich da«, meldete sich ein Mann weiter vorne zu Wort. Wenig später waren die ersten Häuser zu sehen.
    Der Bus hielt. Die Cholita half ihr beim Aufstehen. »Sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist ?«
    Anja nickte. Sie erkundigte sich, wo sie telefonieren könnte. Ein Mann erklärte ihr den Weg. Unweit des Busterminals.

    »Frau Koswig? Ich kann Sie schlecht verstehen«, rief Ferdinand Lochner ins Telefon.
    »Herr Lochner, ich bin gerade in Uyuni angekommen. Ich muss Ihnen sagen ...«
    »Frau Koswig, ich habe nur einen Teil verstehen können .«
    »Heute Nacht wurde Haydee, ich meine Frau Molina Reyes getötet, Herr Lochner«
    »Wie bitte ?« , fragte Lochner ungläubig.
    »Herr Lochner, es würde zu lange dauern, das alles zu erklären. Haydee wurde heute Nacht getötet. Ich glaube, das galt mir .«
    Es entstand ein Moment der Ruhe, als Ferdinand Lochner die

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