Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Titel: Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
Vom Netzwerk:
wieder weg.
    »U-Bahn«, sagt er. »Ist nicht mehr weit von der Station.«
    Hadley überlegt, ob er wohl die Kirche oder sein Elternhaus meint, ob er nach Hause geht, um zu duschen und sich umzuziehen, oder direkt zur Hochzeit. Sie kann es nicht ertragen, dass sie es nie erfahren wird. Es fühlt sich an wie der letzte Schultag oder die letzte Nacht im Sommercamp, wo alles so plötzlich und verwirrend zu Ende geht.
    Zu ihrer Überraschung bückt er sich, bis sein Gesicht auf ihrer Höhe ist, kneift dann die Augen zusammen und berührt mit einem Finger sacht ihre Wange.
    »Eine Wimper«, sagt er und reibt sie mit dem Daumen weg.
    »Was ist mit meinem Wunsch?«
    »Den habe ich schon für dich gemacht«, sagt er mit so schiefem Lächeln, dass ihr Herz absackt.
    Ist es möglich, dass sie ihn erst seit zehn Stunden kennt?
    »Ich habe uns eine rasche Zollkontrolle gewünscht«, sagt er. »Sonst hast du nicht die geringste Chance, es bis zwölf zu schaffen.«
    Hadley schaut zu der Uhr an der Betonwand über ihnen und merkt, wie Recht er hat: Es ist schon 10 Uhr 08, in weniger als zwei Stunden soll die Hochzeit losgehen. Und sie steckt hier am Zoll fest, die Haare wirr, das Kleid zerknüllt im Koffer. Sie versucht sich vorzustellen, wie sie zwischen den Kirchenbänken entlangschreitet, aber irgendwie kann sie das Bild nicht mit ihrem gegenwärtigen Zustand in Einklang bringen.
    Sie seufzt. »Dauert das hier normalerweise lange?«
    »Jetzt ja nicht, denk an meinen Wunsch«, sagt Oliver, und als wäre es tatsächlich so einfach, setzt sich die Schlange in Bewegung. Beim Weitergehen wirft er ihr einen triumphierenden Blick zu, und Hadley folgt ihm kopfschüttelnd.
    »Wenn das so leicht geht, hättest du dir dann nicht eine Million Dollar wünschen können?«
    »Eine Million Pfund«, sagt er. »Du bist jetzt in London. Und nein. Wer will sich schon mit den Steuern herumärgern?«
    »Welchen Steuern?«
    »Auf die Million. Mindestens achtundachtzig Prozent davon würden wahrscheinlich direkt an Ihre Majestät die Königin gehen.«
    Hadley schaut ihn lange an. »Achtundachtzig Prozent, ja?«
    »Zahlen lügen nie«, sagt er grinsend.
    An der Stelle, wo die Schlange sich teilt, werden sie von einem freudlosen Zollbeamten empfangen, der am Metallgeländer lehnt und auf ein Schild zeigt, das jedem Reisenden die Richtung vorgibt.
    »EU-Bürger nach rechts, alle anderen nach links«, sagt er immer und immer wieder mit dünner und näselnder Stimme, die vom Lärm der Menge fast verschluckt wird. »EU-Bürger nach rechts …«
    Hadley und Oliver schauen sich an, und ihre ganze Unsicherheit verfliegt. Denn in seinem Gesicht sieht sie den gleichen Unwillen, den sie selbst verspürt. Sie bleiben lange zusammen stehen, zu lange, ewig, wie es scheint, und lassen die Menschen hinter ihnen an sich vorbeiströmen wie Felsen das Flusswasser.
    »Sir«, unterbricht sich der Zollbeamte mitten in seinem Mantra und legt Oliver eine Hand auf den Rücken, drängt ihn vorwärts. »Ich muss Sie bitten, weiterzugehen, damit Sie die Schlange nicht aufhalten.«
    »Nur eine Minute –«, hebt Oliver an, doch das Wort wird ihm abgeschnitten.
    » Jetzt, Sir«, sagt der Zollbeamte und schiebt ihn ein wenig nachdrücklicher.
    Eine Frau, die ein Baby mit Schluckauf auf dem Arm trägt, versucht sich an Hadley vorbeizuschieben, schubst sie dabei vorwärts, und Hadley scheint nichts übrig zu bleiben, als sich von der Strömung mitziehen zu lassen. Doch ehe sie weitergehen kann, spürt sie eine Hand am Ellbogen, und plötzlich steht Oliver wieder neben ihr. Er schaut mit geneigtem Kopf zu ihr herab, die Hand immer noch fest auf ihren Arm gelegt, und ehe sie überhaupt nervös werden kann, ehe ihr richtig klar wird, was geschieht, hört sie ihn »Ach, was soll’s« murmeln, und dann beugt er sich überraschend vor und küsst sie.
    Die Schlange teilt sich weiter um sie, und der Zollbeamte gibt zunächst mit einem frustrierten Seufzer auf, aber Hadley bemerkt das alles nicht. Sie krallt sich in Olivers Hemd, weil sie fürchtet, von ihm weggespült zu werden, doch seine Hand liegt beim Kuss fest auf ihrem Rücken, und in Wahrheit hat sie sich im ganzen Leben noch nie so sicher gefühlt. Seine Lippen sind weich und schmecken nach Salz, von den Brezeln, die sie sich vorhin geteilt haben, sie schließt die Augen – nur für einen Moment – und der Rest der Welt verschwindet. Als er sich mit einem Grinsen von ihr löst, ist sie zu verblüfft, etwas zu sagen. Sie

Weitere Kostenlose Bücher