Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)
mir das zu überlegen.«
»Stimmt«, sagte er.
»Und du?« Sie hatte eine seiner sarkastischen Antworten erwartet, irgendeinen erfundenen Beruf, der mit seinem mysteriösen Forschungsprojekt zusammenhing.
»Ich weiß es auch nicht«, sagt er leise. »Auf jeden Fall kein Rechtsanwalt.«
Hadley zog die Brauen hoch. »Ist dein Vater Rechtsanwalt?«
Aber Oliver gab keine Antwort, sondern starrte nur verbissen auf die Brezel in seiner Hand. »Ach, lassen wir das doch«, sagte er einen Augenblick später. »Wer will schon an die Zukunft denken?«
»Ich bestimmt nicht«, sagte sie. »Ich halte es kaum aus, über die nächsten paar Stunden nachzudenken, geschweige denn über die nächsten paar Jahre.«
»Darum ist Fliegen ja auch so toll«, sagte er. »Man hängt da fest, wo man ist. Man hat keine Wahl.«
Hadley lächelte ihn an. »Ist ja nicht der schlechteste Platz zum Festhängen.«
»Nein, ganz und gar nicht«, hatte Oliver zugestimmt und sich die letzte Brezel in den Mund geworfen. »Tatsächlich wäre ich gerade nirgendwo lieber als hier.«
Im Gang der dunkel gewordenen Kirche tigert Dad ruhelos auf und ab, schaut alle paar Augenblicke auf die Uhr oder reckt den Hals in Richtung Kellertreppe, während sie auf Charlotte warten. Er wirkt wie ein Teenager, erhitzt und erregt vor dem Eintreffen seiner Verabredung, und Hadley schießt ein Gedanke durch den Kopf: Vielleicht wollte er genau das werden, wenn er groß ist. Charlottes Ehemann. Vater ihres Kindes. Ein Mann, der Weihnachten in Schottland verbringt und die Sommerferien in Südfrankreich, der bei entspannt zubereiteten Abendessen über Kunst, Politik und Literatur plaudert und nebenbei Weinflaschen leert.
Wie eigenartig, dass es so gekommen ist, vor allem, da er beinahe gar nicht nach England gegangen wäre. Traumjob hin oder her, vier Monate weg von zu Hause waren ihm ziemlich lang erschienen, und hätte Mom ihn nicht gedrängt, weil er doch immer davon geträumt habe, weil er es sicher bereuen würde, wenn er so eine Gelegenheit verstreichen ließe – dann hätte Dad Charlotte gar nicht erst kennengelernt.
Aber jetzt haben sie geheiratet, und wie auf Hadleys unausgesprochene Gedanken hin erscheint Charlotte am Treppenabsatz, rosenwangig und strahlend im Hochzeitskleid. Ohne Schleier hängen ihr die kastanienbraunen Locken auf die Schulter, und sie scheint in Dads Arme zu schweben. Hadley sieht weg, als sie sich küssen, und tritt unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Nach einem Moment löst sich Dad und deutet mit ausladender Armbewegung in ihre Richtung.
»Ich möchte dir meine Tochter vorstellen«, sagt er zu Charlotte. »Ganz offiziell.«
Charlotte strahlt sie an. »Ich freue mich so, dass du es noch geschafft hast«, sagt sie und zieht Hadley in eine Umarmung. Sie riecht nach Veilchen, schwer zu sagen, ob das ihr Parfüm ist oder der Brautstrauß. Hadley tritt einen Schritt zurück und bemerkt den Ring an ihrem Finger, der Stein ist mindestens doppelt so groß wie der an Moms, den Hadley immer noch ab und zu heimlich aus der Schmuckschatulle holt und über den Daumen streift, um die Facetten des Diamanten zu betrachten, als wäre darin die Erklärung für die Trennung ihrer Eltern versteckt.
»Entschuldigt, dass es so lange gedauert hat«, sagt Charlotte wieder zu Dad. »Aber Hochzeitsfotos macht man nur einmal.«
Hadley überlegt, ob sie einwerfen soll, dass es für Dad schon die zweite Gelegenheit ist, schafft es aber, sich auf die Zunge zu beißen.
»Hör nicht auf sie«, sagt Dad zu Hadley. »Sie braucht auch so lange, wenn sie bloß auf den Markt geht.«
Charlotte versetzt ihm einen leichten Hieb mit dem Strauß. »Solltest du dich an deinem Hochzeitstag nicht wie ein Gentleman benehmen?«
Dad beugt sich vor und küsst sie rasch. »Für dich werde ich es versuchen.«
Wieder zucken Hadleys Augen zur Seite, und sie fühlt sich wie ein Eindringling. Wenn sie doch nur unbemerkt nach draußen schlüpfen könnte, aber Charlotte lächelt sie schon wieder mit einer Miene an, aus der sie nicht ganz schlau wird.
»Hat dein Vater es schon geschafft, dich auf –«
»Den Vater-Tochter-Tanz anzusprechen?«, fällt Dad ein. »Ja, habe ich.«
»Wunderbar«, sagt Charlotte und legt Hadley verschwörerisch den Arm um die Schultern. »Ich habe dafür gesorgt, dass es beim Empfang genug Eis zum Kühlen gibt, wenn er dir zu oft auf die Zehen tritt.«
Hadley lächelt schwach. »Super.«
»Wir sollten vielleicht rausgehen und schnell alle
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