Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)
und fragt sich offensichtlich, warum sie so dastehen.
»Ich habe in der Kirche was gehört«, beginnt Hadley zu erklären. »Charlotte hat etwas gesagt, und ich dachte –«
»Zu dir?«
»Was?«
»Hat sie etwas zu dir gesagt?«
»Nein, zur Friseurin. Oder Kosmetikerin. Zu irgendjemandem. Ich habe es bloß zufällig gehört.«
Sein Gesicht entspannt sich augenfällig, die Falten um seinen Mund werden weich.
»Hör zu, Dad«, sagt sie, »es ist okay. Es macht mir nichts aus.«
»Hadley –«
»Nein, wirklich, es ist in Ordnung. Ich meine, ich würde gar nicht erwarten, dass du anrufst und es mir erzählst oder so. Wir reden ja nicht so viel miteinander. Ich wollte dir nur sagen, dass ich gern daran teilhaben würde.«
Er wollte gerade etwas sagen, aber nun hält er inne und starrt sie an.
»Ich möchte nichts mehr verpassen«, sagt Hadley hastig. »Ich möchte nicht, dass das Kind mich für eine verschollene Cousine zweiten Grades hält, wenn es größer wird. So jemanden, den man nie zu sehen kriegt, und anstatt dann zusammen shoppen zu gehen oder um Rat zu fragen oder sich vielleicht auch zu streiten, hat man sich bloß höflich nichts zu sagen, weil man sich gar nicht kennt, nicht richtig, nicht so wie Geschwister. Darum möchte ich da sein.«
»Möchtest du«, sagt Dad, aber es ist nicht so sehr eine Frage, sondern drängend, sogar hoffnungsvoll, wie ein Wunsch, den er zu lange für sich behalten hat.
»Möchte ich.«
Wieder wechselt das Lied, wieder etwas Langsameres, und die Leute um sie herum bewegen sich zu ihren Tischen zurück, wo allen der Salat serviert worden ist. Charlotte drückt im Vorbeigehen kurz Dads Arm, und Hadley ist dankbar, dass sie so klug ist, jetzt nicht zu stören.
»Und Charlotte ist auch gar nicht so übel«, gibt Hadley zu, als sie vorbeigegangen ist.
Dad schaut amüsiert. »Da bin ich aber froh, dass du das findest.«
Inzwischen sind sie allein auf der Tanzfläche, und der Rest des Saals schaut ihnen zu. Hadley hört Gläser klirren und Besteck klappern, als die Leute anfangen zu essen, aber ihr ist deutlich bewusst, dass alle Aufmerksamkeit auf ihnen beiden ruht.
Nach einer kurzen Pause zieht Dad die Schultern hoch. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
Ein ganz neuer Gedanke durchzuckt Hadley, den sie noch gar nicht auf der Rechnung hatte. Sie spricht ihn langsam aus, während ihr das Herz wild in der Brust zuckt: »Du willst nicht, dass ich daran teilhabe.«
Dad schüttelt den Kopf und macht einen kleinen Schritt auf sie zu, legt ihr die Hände auf die Schultern, zwingt sie, ihn anzusehen. »Natürlich will ich das«, sagt er. »Nichts auf der Welt will ich lieber. Aber Hadley?«
Sie hebt den Blick, sieht ihn an.
»Es gibt kein Baby.«
»Was?«
»Es wird kommen«, sagt er beinahe schüchtern. »Irgendwann. Hoffen wir jedenfalls. Charlotte macht sich Sorgen, weil es in ihrer Familie schon mal Probleme damit gegeben hat und sie nicht mehr so jung ist wie, na ja, wie deine Mutter damals war. Aber sie möchte unbedingt eins, und um ehrlich zu sein, ich auch. Wir hoffen also das Beste.«
»Aber Charlotte hat gesagt –«
»So ist sie eben«, erklärt er. »Sie gehört zu den Leuten, die ganz viel über etwas sprechen, wenn sie wollen, dass es passiert. Fast so, als wollte sie es herbeireden.«
Hadley kann nicht anders, sie verzieht das Gesicht. »Und funktioniert das bei ihr?«
Dad grinst und deutet einmal rund um den Saal. »Na ja, über mich hat sie auch eine Menge geredet. Und jetzt – sieh uns an.«
»Ich glaube, das lag mehr an dir als am Willen des Universums.«
»Wohl wahr«, sagt er reumütig. »Aber wie dem auch sei, falls wir ein Kind kriegen sollten, verspreche ich dir, du erfährst es als Erste.«
»Wirklich?«
»Natürlich. Also ehrlich, Hadley.«
»Ich dachte bloß, wo du jetzt so viele neue Menschen hier drüben kennst …«
»Ach komm, Kleines«, sagt er lächelnd. »Du bist immer noch das Allerwichtigste in meinem Leben. Außerdem: Wen könnte ich sonst bitten, beim Wickeln und Einhüten zu helfen?«
»Das heißt Babysitten. Jedenfalls drüben bei uns.« Hadley verdreht wieder mal die Augen. »Einhüten sagt doch kein Mensch mehr, Dad.«
Er lacht. »Du kannst sagen, was du willst, solange du mir dabei hilfst, wenn es so weit ist.«
»Werde ich«, sagt sie und stellt überrascht fest, dass ihre Stimme wacklig wird.
Sie weiß nicht genau, was sie danach noch sagen soll. Ein bisschen möchte sie ihn umarmen, sich in seine Arme
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