Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)
nebeneinander an der Bar und warten, dass die Bilder sich aufbauen. »Das ist die Küche«, sagt Charlotte, als das erste erscheint. »Die geht zum Garten raus.«
Hadley beugt sich vor und sieht genauer hin, um womöglich Erinnerungen an Dads früheres Leben zu entdecken, seinen Kaffeebecher oder seinen Regenmantel oder das Paar alte Pantoffeln, das er nie wegwerfen wollte. Charlotte klickt von einem Foto zum nächsten, und Hadleys Gedanken rasen beim Versuch, sich Dad und Charlotte in diesen Räumen vorzustellen, wie sie am Holztisch Rührei mit Schinken essen oder im Eingangsflur einen Schirm an die Wand lehnen.
»Und das hier ist das Gästezimmer«, sagt Charlotte und schaut rasch zu Dad, der zwei Schritte hinter ihnen mit verschränkten Armen und unergründlicher Miene an der Wand lehnt. »Dein Zimmer, wann immer du uns besuchen kommst.«
Das nächste Bild zeigt Dads Arbeitszimmer, und Hadley kneift die Augen zusammen. Er hat zwar alle seine Möbel in Connecticut zurückgelassen, aber diese neue Ausgabe sieht fast genauso aus wie die alte: ähnlicher Schreibtisch, ähnliche Bücherregale, sogar der Stifthalter kommt ihr bekannt vor. Die Aufteilung ist identisch, nur die Abstände zwischen den Fenstern in den beiden Außenwänden sind anders.
Charlotte sagt etwas darüber, wie eigen Dad mit der Einrichtung seines Arbeitszimmers ist, aber Hadley hört nicht zu. Sie starrt die gerahmten Fotos an der Wand an, die auf dem Bild zu sehen sind.
»Moment«, sagt sie zu Charlotte, die schon weiterklicken will.
»Erkennst du es?«, fragt Dad von hinten, aber Hadley dreht sich nicht um, denn natürlich erkennt sie es. Die Fotos im Foto zeigen ihren Garten in Connecticut. Auf einem der Bilder sieht sie ein Stück der alten Schaukel, die sie nie abgebaut haben, das Futterhäuschen, das immer noch vor diesem Fenster hängt, und die Hecken, die Dad in den trockensten Sommern immer wie besessen gewässert hat. Das andere zeigt die Lavendelsträucher und den alten Apfelbaum mit seinen knorrigen Ästen. Wenn er auf dem Lederstuhl an seinem neuen Schreibtisch sitzt und die Fotos ansieht, muss er sich vorkommen wie in seinem alten Zuhause, mit einer ganz anderen Aussicht.
Auf einmal steht Dad neben ihr.
»Wann hast du die denn gemacht?«
»Als ich meine Sachen gepackt habe.«
»Warum?«
»Darum«, sagt er leise. »Weil ich dir immer so gern durchs Fenster beim Spielen zugeschaut habe. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, in einem Zimmer ohne diese Fenster zu arbeiten.«
»Es sind aber keine Fenster.«
Dad lächelt. »Nicht nur du behilfst dir mit Fantasiebildern«, sagt er, und Hadley muss lachen. »Manchmal tue ich eben gern so, als wäre ich wieder zu Hause.«
Charlotte hat sie mit großer Freude beobachtet und zoomt jetzt das Bild näher, so dass sie einen vergrößerten Ausschnitt mit den beiden gerahmten Fotos sehen. »Ihr habt einen wunderschönen Garten«, sagt sie und deutet auf die winzigen gepixelten Lavendelsträucher.
Hadley schiebt ihren Zeigefinger ein paar Zentimeter weiter, zum richtigen Fenster, das zu einem kleinen Garten mit einigen Reihen blühender Pflanzen hinausgeht. »Ihr aber auch«, sagt sie, und Charlotte lächelt.
»Ich hoffe, du wirst ihn in nicht allzu ferner Zukunft mit eigenen Augen sehen.«
Hadley wirft ihrem Vater einen Blick zu, der ihr leicht die Schulter drückt.
»Das hoffe ich auch«, sagt sie.
16
13:48
EASTERN STANDARD TIME
18:48
GREENWICH MEAN TIME
Später, gegen Ende der Aperitif-Stunde, werden die Türen zum Ballsaal aufgestoßen, und Hadley bleibt kurz hinterm Eingang mit großen Augen stehen. Alles ist in Silber und Weiß gehalten, auf den Tischen stehen Lavendelsträuße in übergroßen Vasen. Die Stühle tragen Schleifen an den Rückenlehnen, eine vierstöckige Hochzeitstorte mit einem winzigen Brautpaar obendrauf steht bereit. Die Kristalle der Kronleuchter scheinen das Glitzern des Bestecks und das Glänzen der Teller einzufangen, auch die kleinen Kerzenflammen und die funkelnden Blechblasinstrumente der Kapelle, die noch unbenutzt auf Ständern stehen, bis zum Tanz aufgespielt wird. Sogar die Fotografin, die direkt vor Hadley den Raum betreten hat, lässt die Kamera sinken und lässt den Blick anerkennend schweifen.
Auf einer Seite spielt leise ein Streichquartett, und die Kellner in Frack und Fliege scheinen mit ihren Champagnertabletts geradezu durch den Saal zu gleiten. Monty zwinkert Hadley zu, als er sie dabei ertappt, wie sie ein Glas
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