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Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Titel: Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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überlegt, welche Bedeutung das Lied wohl für sie haben mag. Wurde es an dem Tag gespielt, als sie sich kennenlernten? Lief es bei ihrem ersten Kuss? Am Tag, als Dad Charlotte erklärte, er wolle für immer in England bleiben?
    Der ganze Saal ist gebannt vom Anblick des tanzenden Paares – wie sie sich aneinanderlehnen, wie sie jedes Mal lachen, wenn sie sich wieder voneinander lösen – und doch könnten sie ebenso gut in einem leeren Zimmer tanzen. Sie wirken, als würde sie niemand beobachten; sie schauen einander vollkommen unbefangen an. Charlotte lächelt an Dads Schulter, schmiegt ihr Gesicht an ihn, er verschränkt die Finger seiner Linken mit ihren. Alles an ihnen scheint einfach zusammenzupassen, und sie strahlen geradezu im goldenen Licht, während sie unter den Blicken eines ganzen Saals dahingleiten und sich umeinander drehen.
    Als das Lied zu Ende ist, klatschen alle Beifall, und der Bandleader fordert die übrige Hochzeitsgesellschaft auf, sich zum Brautpaar auf die Tanzfläche zu gesellen. Charlottes Eltern stehen auf, Charlottes Tante wird von einem Mann vom Nachbartisch begleitet, und zu Hadleys Überraschung fordert Monty Violet auf, die in ihre Richtung grinst, als die beiden zusammen losziehen.
    Eine Brautjungfer nach der anderen macht sich zur Tanzfläche auf, bis sie violett gesprenkelt und das Brautpaar inmitten der Tänzer nicht mehr auszumachen ist. Hadley bleibt allein am Tisch sitzen, hauptsächlich erleichtert, aber sie kann den kleinen Stich von Einsamkeit nicht leugnen, der sie überkommt. Sie dreht die Serviette in den Händen, als der Kellner ein Brötchen auf ihren Brotteller legt. Als sie wieder aufblickt, steht Dad mit ausgestreckter Hand neben ihr.
    »Wo ist denn deine Frau?«, fragt sie.
    »Bin ich losgeworden.«
    »Jetzt schon?«
    Er grinst und greift nach Hadleys Hand. »Bereit für ein Tänzchen?«
    »Bin ich nicht so sicher«, sagt sie und lässt sich von ihm halb auf die Tanzfläche zerren, wo Charlotte – die inzwischen mit ihrem Vater tanzt – ihnen ein Lächeln zuwirft. Nicht weit entfernt tanzt Monty eine Art Jig mit Violet, die lachend den Kopf zurückwirft.
    »Mein Liebes«, sagt Dad und streckt die Hand aus, die Hadley ergreift.
    Aus Spaß wirbelt er sie ein paar Mal schnell herum, ehe sie in normaler Geschwindigkeit tanzen, in unbeholfenen Kreisen, mit steifen, tastenden Schritten.
    »Entschuldige«, sagt er, als er zum zweiten Mal auf Hadleys Zehen tritt. »Tanzen war noch nie meine Stärke.«
    »Mit Charlotte sah das ziemlich gut aus.«
    »Das liegt nur an ihr«, sagt er lächelnd. »Sie lässt mich besser aussehen, als ich bin.«
    Beide schweigen ein paar Takte, und Hadleys Augen schweifen durch den Raum. »Wirklich nett hier«, sagt sie. »Alles sieht so schön aus.«
    »›Frohsinn und Zufriedenheit sind große Verschönerer.‹«
    »Dickens?«
    Er nickt.
    »Weißt du was, ich habe endlich Unser gemeinsamer Freund angefangen.«
    Seine Miene hellt sich auf. »Und?«
    »Nicht schlecht.«
    »Gut genug, es zu Ende zu lesen?«, fragt er, und Hadley sieht vor sich, wo sie das Buch gelassen hat: auf der Motorhaube eines schwarzen Wagens vor Olivers Kirche.
    »Vielleicht«, antwortet sie.
    »Weißt du, Charlotte war ganz begeistert, als du gesagt hast, du würdest vielleicht zu Besuch kommen«, sagt Dad leise und mit gesenktem Kopf. »Ich hoffe, du überlegst es dir ernsthaft. Ich dachte, womöglich gegen Ende des Sommers, bevor die Schule wieder losgeht. Wir haben ja dieses Gästezimmer, das könnte dein Zimmer werden. Vielleicht könntest du sogar ein paar Sachen mitbringen und dalassen, dann wäre es noch mehr dein richtiges Zimmer, und –«
    »Und was ist mit dem Baby?«
    Dad lässt die Arme sinken und tritt einen Schritt zurück. Er starrt sie so überrascht an, dass Hadley auf einmal gar nicht mehr so sicher ist, was sie da vorhin gehört hat. Das Lied geht zu Ende, aber noch ehe die letzten Töne verklungen sind, stimmt die Kapelle das nächste an, etwas Lautes, Schnelles. Die Tische entvölkern sich, alle stürmen die Tanzfläche, und die Kellner servieren den Salat leeren Stühlen. Um sie herum beginnen die Gäste zu tanzen, sie verrenken sich und lachen und hüpfen ohne viel Rhythmusgefühl herum. Und inmitten dieses Gewühls stehen Hadley und ihr Vater vollkommen still.
    »Welches Baby?« Er spricht sehr langsam und deutlich, wie mit einem kleinen Kind.
    Hadley sieht sich hektisch um. In ein paar Metern Entfernung späht Charlotte um Monty herum

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