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Puppen

Puppen

Titel: Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Niall Wilson
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Oberfläche zu
    berühren und mit den Fingerspitzen behutsam darüber
    hinwegzustreichen. Ein gedämpfter Schrei entrang sich ihr, als der Funke einer Entladung aus dem Stein sprang und ihre Hand berührte. Etwas vibrierte – der Boden. Energie umgab sie, und ihre Stärke wuchs. Aber sie wirkte nicht etwa bedrohlich, sondern brachte Ruhe und Frieden.
    Die Kommandantin erlebte eine jähe Vision, die ihr bunte Farbenpracht und Freude bescherte. Die Vibration stieg in ihr empor, begleitet von Geräuschen, die ihr ganzes Wesen
    durchdrangen und an Fasern ihres Selbst zupften, von deren Existenz sie bis eben gar nichts gewußt hatte. Veränderungen fanden statt; neue Strukturen bildeten sich, um Einheit mit dem Ganzen zu schaffen. Janeway spürte, wie etwas sie
    aufzunehmen versuchte, und es war ein wundervolles Gefühl.
    »Captain!« rief Tuvok. Als sie nicht antwortete, ergriff er sie an den Schultern und zog sie von der Säule fort. »Captain!«
    »Was? Ich…« Wieder schüttelte sie heftig den Kopf und
    starrte auf den Stein hinab. Für einige wenige Sekunden hatte sie eine Verschmelzung mit jener Energie gefühlt. Plötzlich begriff sie, wie es Kes erging, welche Empfindungen den emotionalen Kosmos der jungen Ocampa füllten. Respekt ging mit dieser Erkenntnis einher. Auf einer unbewußten Ebene hatte Kes so etwas die ganze Zeit über gespürt und es trotzdem geschafft, sich davon zu lösen.
    »Setzen wir den Weg fort«, sagte sie mit ein wenig zittriger Stimme. »Ich vermute, das Alter der Säulen wächst, je mehr wir uns dem Zentrum der Ruinenstadt nähern. Vielleicht finden wir weitere Inschriften, die uns mehr über die Kultur der Erbauer verraten. Ich nehme an, je tiefer die Säulen im Boden stecken, desto älter sind sie.«
    Tuvoks Blick wies darauf hin, daß er weiter im Innern der Ruinenstadt eher damit rechnete, auf Gefahren zu stoßen, doch er schwieg, erhob keine Einwände. Kim schien den
    Wortwechsel überhaupt nicht zu bemerken. Sein Blick klebte am Display des Tricorders fest, während er versuchte, die fremde Schriftsprache zu entschlüsseln. Janeway gab sich einen Ruck und folgte dem Verlauf des alten Weges, der tiefer hineinführte in die vom Dschungel halb überwucherte
    Ruinenstadt.
    6
    »Voyager an Kes. Hören Sie mich?« Kes hatte meditiert und die Gefühle erforscht, die den Kontakt mit der mächtigen und doch so friedlichen Lebenskraft des Planeten begleiteten. Sie blinzelte mehrmals und trachtete danach, die Benommenheit aus sich zu verbannen. In gewisser Weise fühlte sie sich schuldig, so als hätte sie eine Aufgabe vernachlässigt, doch dieses Empfinden ließ schnell nach. Das Bewußtsein wieder der externen Welt zuzuwenden… Die Ocampa verglich den
    Vorgang damit, durch besonders dichtes, warmes Wasser zu schwimmen.
    »Hier ist Kes«, meldete sie sich. »Worum geht es?«
    »Wir haben den Kom-Kontakt zu Captain Janeway, Tuvok
    und Kim verloren«, erwiderte Chakotay, und seine Besorgnis war unüberhörbar. »Außerdem sind sie von den Schirmen
    unserer Scanner und Sensoren verschwunden. Wir konnten beobachten, wie sie das Lager verließen – und dann schienen sie sich plötzlich in Luft aufzulösen. Sie verschmolzen mit den Emanationen der rätselhaften Lebenskraft. Unsere Kom-Signale bleiben unbeantwortet.«
    »Sie wird stärker«, sagte Kes mehr zu sich selbst.
    »Was wird stärker?« fragte Chakotay.
    »Die Harmonie. Das von diesem Ort ausgestrahlte Gefühl.
    Die Einheit. Es handelt sich um eine große Lebenskraft, Commander – deshalb können Sie keine Individuen orten. Fast die ganze Zeit über bilden die Urrythaner eine kollektive Entität. Die Ältesten von ihnen befinden sich auf Dauer in einem solchen Zustand. Der Captain und die anderen nähern sich dem Ursprung des Biosignals, was bedeutet, daß sie vielleicht ebenfalls abgeschirmt sind.«
    »Wollen Sie damit andeuten, daß die Selbstsphären der
    Urrythaner miteinander verbunden sind?«
    »Nicht in dem Sinne«, entgegnete Kes nachdenklich. »Es würde bedeuten, daß einzelne Selbstsphären existieren, obwohl es eigentlich nur ein großes Gemeinschaftsbewußtsein gibt.«
    Chakotays Gedanken rasten. Große Verantwortung lastete auf ihm, und die Bürde hatte sich gerade verdoppelt. Dem Captain drohte Gefahr – soviel stand fest. Wenn es möglich gewesen wäre, den Transferfokus auszurichten, hätte er sie alle an Bord gebeamt und dabei die Einwände des Doktors einfach
    überhört. Aber diese Möglichkeit kam angesichts der

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