Puppen
der besonderen Situation, die ein nicht unerhebliches Maß an Anspannung brachte. Jedenfalls hatte sie den Eindruck gewonnen, daß sich die Urrythaner nicht mit ihrer Entscheidung in Hinsicht auf Fähnrich Kayla abfinden wollten.
In der Geschichte der Föderation gab es viele Beispiele für Situationen, in denen religiöse Fanatiker außer Kontrolle gerieten. Es war zu Kriegen gekommen, die Millionen das Leben kosteten. Ganze Völker waren aus geringerem Anlaß als hier auf Urrytha ausgelöscht worden, und die ausdruckslosen Mienen von Vok und seinen Begleitern boten kaum einen
Hinweis darauf, wie fanatisch die Bewohner dieser Welt sein konnten.
Janeway schritt durchs Lager und näherte sich Fowler. Er rührte sich nicht von der Stelle, und als die Distanz
schrumpfte, stellte sie fest: Sein Kopf war zur Seite geneigt.
Wenige Sekunden später hörte sie leises Schnarchen – der Mann schlief!
Jäher Zorn quoll in ihr empor, galt sowohl ihr selbst als auch dem Fähnrich. Rasch trat sie auf ihn zu und rüttelte ihn an den Schultern.
»Fähnrich Fowler!« sagte sie scharf. »Fähnrich Fowler, wachen Sie auf!«
Er reagierte nicht, kippte noch etwas weiter zur Seite und sank neben dem Baum, an dem er gelehnt hatte, zu Boden. Mit einem dumpfen Pochen prallte der Kopf auf, doch der Mann stöhnte nicht einmal. Er atmete flach, aber regelmäßig, und die Augen blieben geschlossen.
Plötzlich spürte Janeway eine Präsenz hinter sich. Sie wirbelte um die eigene Achse und sah Tuvok.
»Was ist los, Captain?«
Ȇbernehmen Sie die Wache, Mr. Tuvok. Offenbar ist
Fähnrich Fowler dem gleichen Einfluß erlegen wie Kayla. Ich sehe bei ihr nach dem Rechten.«
Als sie das betreffende Feldbett erreichte, riß Janeway verblüfft die Augen auf. Kayla war fort. Kes lag noch immer in der Nähe auf dem Boden, und niemand hatte die
Versorgungsmaterialien angerührt. Aber von der Bajoranerin fehlte jede Spur.
Es dauerte nur wenige Sekunden, alle Mitglieder der
Landegruppe zu wecken, aber das Gebaren einiger
Besatzungsmitglieder wies darauf hin, daß ihre Probleme erst begannen. Tuvok und Janeway schienen von dem Ambiana weitgehend unbeeinflußt zu sein, und einige Stunden Schlaf hatten die Benommenheit aus der Kommandantin vertrieben.
Doch es ging nicht allen so. Kes schien durchaus sie selbst zu sein, aber ihr Blick reichte immer wieder in die Ferne, und das beunruhigte Janeway. Sie fühlte, wie ihr die Kontrolle über die Situation immer mehr entglitt.
»Janeway an Voyager.«
»Ja, Captain?« erklang Chakotays Stimme aus dem
Insignienkommunikator.
»Wir haben Kayla verloren.« Sie erstattete einen kurzen Bericht, teilte anschließend Tuvok und den anderen mit, was Torres herausgefunden hatte.
»Entschuldigen Sie bitte, Captain«, sagte Kes, als sie die letzten Informationen hörte. »Was die Biosignale und
Fluktuationen betrifft…«
»Ja?« fragte Janeway hoffnungsvoll. »Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir eine Erklärung anbieten könnten.«
»Nun«, fuhr Kes fort, »als ich gestern die Trance erlebte…
Ich hatte dabei ein Gefühl völliger Ruhe und nahm einen fast hypnotischen musikalischen Rhythmus wahr. Ich glaube, ich habe die gleiche Lebenskraft gespürt, die von den Sensoren der Voyager geortet wurde. Und wenn die Urrythaner in ihrer fernen Siedlung für die Scanner sichtbar waren, hier jedoch nicht… Daraus läßt sich der Schluß ziehen, daß die
entsprechenden Biosignale von diesem Ort stammen.«
»Aber wieso können wir die Einheimischen nicht orten, wenn sie direkt vor uns stehen?« fragte Janeway skeptisch.
»Ich vermute folgendes. Wenn der Einfluß der Einen Stimme zunimmt, kommt es bei den Urrythanern zu einer Art mentalen Synchronisation. Je weiter sie sich diesem Ort näher, dem Ursprung des Signals, desto stärker wird die Verbindung – und desto schwieriger wird es für uns, die einzelnen Individuen zu unterscheiden. Die Scanner und Sensoren der Voyager sind sehr wohl imstande, die Fremden zu orten – aber nur alle gleichzeitig.«
»Ein entsprechendes Gruppenbewußtsein wäre sehr
mächtig«, warf Tuvok ein.
»Mächtig schon«, pflichtete Kes dem Vulkanier bei. »Aber nicht unbedingt gefährlich. Was ich spürte, fühlte sich nicht aggressiv oder bösartig an. Es vermittelte vielmehr den Eindruck von Einheit und Harmonie. Danach streben die
Urrythaner – da bin ich ganz sicher. Und sie glauben, daß Kaylas Selbst dabei ist, den gleichen Weg zu beschreiten.
Hinzu kommt: Vok
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