Puppen
jener vitalen Energie auf sich hat – sie sorgt dafür, daß unsere Instrumente praktisch nutzlos werden.«
»Wir können also nicht feststellen, ob die Urrythaner
beabsichtigen, uns einen Besuch abzustatten«, erwiderte Janeway.
»Auch vorher stand uns keine zuverlässige Ortungsmethode zur Verfügung«, betonte Tuvok. »Wir müssen uns jetzt in erster Linie auf unsere Sinne verlassen. Es dürfte eine interessante Übung werden.«
Janeway lächelte und war ziemlich sicher, daß sie Tuvok eines Tages zumindest bei einem Schmunzeln ertappen würde.
»Da haben Sie recht.« Sie nickte. »Wir müssen auf die
Bereiche vor und hinter uns achten. Zu beiden Seiten des Weges ist die Vegetation so dicht, daß sich niemand
unbemerkt nähern kann. Wenn jemand die Absicht hat, sich an uns heranzuschleichen, so muß er über den Pfad kommen.
Nun, die Ausbildung hat uns auf solche Situationen
vorbereitet. Allerdings habe ich nie damit gerechnet, daß es einmal ernst werden könnte.«
»Vielleicht haben wir es mit Pilgern oder so zu tun«, warf Kim ein. »Immerhin sind wir gewissermaßen zum Friedhof der urrythanischen Ahnen unterwegs.«
»Da sprechen Sie einen interessanten Punkt an, Mr. Kim.«
Janeway setzte sich wieder in Bewegung und folgte dem
Verlauf des Weges. »Wenn jemand zu den Gräbern Ihrer
Vorfahren unterwegs wäre, noch dazu jemand, der ganz klar dazu neigt, die Prinzipien Ihres Glaubens zu mißachten… Was unternähmen Sie? Außerdem bin ich nur selten bereit, an Zufälle zu glauben, erst recht nicht unter den derzeitigen Umständen.«
Kim schwieg, aber Janeway wußte, daß sie mit ihren
Argumenten ins Schwarze getroffen hatte. Sie wußte nicht, ob Vok ihnen folgte oder einige seiner Gefolgsleute, aber sie zweifelte kaum daran, daß die betreffenden Urrythaner nichts Gutes im Schilde führten. Andernfalls hätten sie sich längst zu erkennen gegeben und Hilfe angeboten. Dieser besondere Aspekt der Situation beunruhigte Janeway sehr. Sie war vollkommen davon überzeugt gewesen, daß Vok sein
ursprüngliches Willkommen ernst gemeint hatte. Jetzt deutete alles darauf hin, daß sie die Lage falsch beurteilt hatte, und dieser Umstand gab ihr sehr zu denken.
Sie brachten eine Kurve hinter sich, und dahinter führte der Pfad auf eine runde Lichtung. Dort sahen sie seit Verlassen des Lagers die ersten Anzeichen von Zivilisation: Gebäude, halb vom Boden verschlungen. Sie zeichneten sich durch die
gleichen strengen, nüchternen Linien aus wie die Ruinen im Außenbereich. An diesem Ort gab es auch mehr Grabsäulen.
Manche von ihnen waren fast ganz im Boden versunken, doch andere ragten noch immer hoch empor.
War die Anzahl der Urrythaner vor Jahrtausenden größer gewesen? Oder hatten sie das Bedürfnis verspürt, sich während des Langen Schlafs physisch näher zu sein? Es gab keine Möglichkeit, Aufschluß zu gewinnen – es sei denn, die Inschriften präsentierten entsprechende Hinweise. Immer mehr gewann Janeway den Eindruck, daß die seltsamen
Hieroglyphen ihre einzige Chance darstellten, Antworten zu bekommen.
»Captain«, sagte Kim plötzlich, »wenn wir die Ruine des Gebäudes dort drüben aufsuchen…« Er deutete zu den Resten eines Bauwerks auf der anderen Seite der Lichtung. »Von dort aus hätten wir Zugang zum unteren Bereich jener beiden Säulen.«
Die oberen Enden von zwei Säulen ragten bei dem Gebäude auf. Sie waren noch mehr verwittert als die anderen, was vermutlich auf ein höheres Alter hindeutete. Um sie herum hatten sich höhere Ablagerungen gebildet als anderenorts, und dadurch steckten sie tiefer im Boden. Das Gebäude schien um sie herum errichtet worden zu sein, mit den beiden Säulen, die den Sternen entgegenzustreben schienen, im Zentrum – eine seltsame Formation inmitten von seltsamen Formationen.
»Wenn sie mit den gleichen Hieroglyphen ausgestattet
wurden wie auch die anderen Säulen, so bekommen wir
vielleicht wichtige Hinweise«, sagte Kim.
»Ich rate davon ab, ein Gebäude zu betreten, das wir nicht sondieren können«, ließ sich Tuvok vernehmen. »Es könnte eine Falle sein. Wir sollten an die Prinzipien der vorhin von Ihnen erwähnten Ausbildung denken, Captain.«
»Vielleicht bleibt uns nichts anderes übrig, als ein Risiko einzugehen, Mr. Tuvok«, erwiderte Janeway ruhig. »Wir sind auch im Nahkampf ausgebildet. Hören wir damit auf, den Ausfall unserer Ortungsinstrumente zu beklagen. Besinnen wir uns statt dessen auf die Möglichkeiten, die uns nach wie
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