Puppen
ihnen gleichzeitig, möglichst leise zu sein. Sie verfügten nicht über Waffen, die es mit denen der Fremden aufnehmen konnten. Um den Sieg zu erringen, mußte sie auf das Überraschungsmoment und ihre guten Kenntnisse in
Hinsicht auf das Terrain vertrauen. Ban war sicher, daß ihre zahlenmäßige Überlegenheit den Ausschlag gab, wenn es
ihnen gelang, sich in die richtige Angriffsposition zu bringen.
Ban wurde schneller, eilte mit langen, weit ausholenden Schritten durch den Garten. Angesichts der mehrgelenkigen Beine wirkten seine Bewegungen nicht sehr elegant, sogar unbeholfen, aber dieser Eindruck täuschte. Innerhalb kurzer Zeit ließ er Janeways Gruppe ein ganzes Stück hinter sich zurück. Fast lautlos bahnte er sich einen Weg durchs Dickicht, überholte die Fremden und blieb die ganze Zeit über im Schatten.
Er wollte einen ganz bestimmten Ort erreichen. Wind und Zeit hatten weiter vorn einen Hügel gebildet, und dort ragten die Reste eines uralten Tempels aus dem angehäuften Boden.
Die Ruine bot ihnen Gelegenheit, sich zu verstecken und zu warten.
Bans Sinne brannten mit einer besonderen Intensität; irgend etwas in ihm reagierte auf die Aufregung. Es erschien ihm angemessen, die Entweiher in der Nähe von Mauern
anzugreifen, die von den Alten errichtet worden waren – von eben jenen Alten, die es zu schützen galt. Ban zweifelte nicht daran, daß sie Ruhm erringen würden. Wenn sich in Zukunft die Jungen versammelten, um von der Geschichte ihrer Welt zu erfahren, so sollten sie den Namen Ban hören und über seine Heldentat staunen.
Paris lief und stellte erstaunt fest, daß es Kes nicht weiter schwerfiel, sein Tempo zu halten, trotz ihrer kürzeren Beine und des Gewichts der Ausrüstung. Sie folgten den
Emanationen, die sie spürte, drangen immer tiefer in den dschungelartigen Garten vor. Nach einer Weile erreichten sie einen halb überwucherten Weg, aber Kes wies darauf hin, daß die Urrythaner nicht auf diesem Pfad unterwegs gewesen waren.
»Captain Janeway, Kim und Tuvok haben diese Richtung
eingeschlagen«, sagte Kes nachdenklich. »Ich schlage vor, wir folgen dem Verlauf des Pfades. Die Variationen in der
Harmonie kommen mehr von der Seite. Vielleicht haben die Urrythaner versucht, einen sicheren Abstand zu wahren, um nicht gesehen zu werden.«
Nach einigen hundert Metern blieb die Ocampa stehen und nickte ernst. »Die Urrythaner blieben die ganze Zeit über in der Nähe des Pfades.« Sie deutete nach links, ins Dickicht.
»Ganz offensichtlich wollten sie Captain Janeway und ihre beiden Begleiter im Auge behalten – ohne selbst gesehen zu werden.«
»Das ist kein gutes Zeichen«, meinte Paris. »Bei unseren bisherigen Begegnungen mit den Urrythanern erschienen sie zwar wie aus dem Nichts, versuchten jedoch nicht, sich zu verbergen – sie traten uns ganz offen gegenüber. Ihr
derzeitiges Verhalten weist vermutlich darauf hin, daß sich ihre Absichten geändert haben. Und der Umstand, daß sie sich vor Janeway und den anderen verstecken, deutet nicht auf friedliche Intentionen hin.«
»Die Veränderung erfolgte mit Kaylas Entführung«, sagte Kes. »Vorher schienen sie nichts gegen unsere Präsenz auf ihrer Welt zu haben.«
»Wir sollten uns bemühen, zum Captain aufzuschließen.«
Paris konzentrierte sich auf den richtigen Atemrhythmus. Sie wußten nicht, wie lange und weit sie laufen mußten, um die Kommandantin der Voyager zu erreichen. »Vielleicht wissen Janeway, Kim und Tuvok gar nicht, daß man sie verfolgt.
Wenn das der Fall ist, sollten wir sie rechtzeitig warnen –
bevor sich die Urrythaner nicht mehr nur mit der Verfolgung begnügen.«
Sie liefen über den Weg und versuchten dabei, nicht allzu viele Geräusche zu verursachen. Allerdings: Wenn sie leise sein wollten, kamen sie langsamer voran, und unter den gegenwärtigen Umständen schien der Zeitfaktor eine wichtige Rolle zu spielen. Sie mußten sich darauf verlassen, daß die Urrythaner glaubten, sie seien zusammen mit den anderen zum Raumschiff zurückgekehrt. Eigentlich sollte es für die Verfolger keinen Grund geben, ihrerseits nach Verfolgern Ausschau zu halten.
Unterwegs bemerkte Paris immer wieder die großen gelben Blumen. Normalerweise wären sie wunderschön gewesen,
doch jetzt konnte ihre Pracht nicht über die unheilvolle Aura hinwegtäuschen. Zwar hatte Paris eine Dosis des Gegenmittels erhalten, bevor er die Voyager verließ, aber trotzdem fühlte er sich von den Blüten bedroht.
Ich kann Blumen
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