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Puppen

Puppen

Titel: Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Niall Wilson
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nie mehr so betrachten wie früher, dachte er.
    Dann gab es keinen Platz mehr für Gedanken, denn er mußte sich ganz aufs Laufen konzentrieren. Immer wieder tauchten Hindernisse in Form von kleineren Büschen oder
    Baumwurzeln auf, denen es auszuweichen galt. Paris verglich seine derzeitigen Erlebnisse mit einem üblen Traum oder einem Holodeck-Programm, in dem es zu Fehlfunktionen kam.
    Kes und er waren vollkommen von ihrer vertrauten Welt
    isoliert. Selbst mit den Insignienkommunikatoren und
    Tricordern konnten sie jetzt nichts mehr anfangen. Sie waren ganz auf ihre eigenen Fähigkeiten angewiesen, auf Ausdauer, Einfallsreichtum und Mut. Vor dem inneren Auge sah Paris, wie sein Vater, der Admiral, das Gesicht verzog, als er hörte, in welcher Situation sich sein Sohn befand und wie er
    zurechtkommen mußte.
    Ein interessantes Vorstellungsbild. Paris hätte seinem Vater gern einige Fragen gestellt. Die Konzepte des Ambiana und des Aufsteigens sorgten dafür, daß er über seine eigenen spirituellen Wurzeln nachdachte. Über solche Dinge hatte er mit seinem Vater nie gesprochen… Nun, eigentlich hatte er ohnehin kaum Gespräche mit seinem Vater geführt.
    Paris verdrängte die Gedanken daran und konzentrierte sich erneut darauf, gleichmäßig zu atmen und noch etwas schneller zu laufen.
    Kes lief leichtfüßig neben ihm, und ihr Blick reichte in die Ferne, galt einer Welt, die nur sie sehen konnte. In ihren Bewegungen kam eine Sicherheit zum Ausdruck, die über das Alter der Ocampa hinwegtäuschte: Sie war noch nicht einmal zwei Jahre alt. Kes stammte aus einem wahrhaft erstaunlichen Volk, und einmal mehr bedauerte er, daß er sie nicht unter anderen Umständen kennengelernt hatte. Sie liebte Neelix, und aus Respekt vor ihm schob Paris seine eigenen tiefen
    Empfindungen für Kes beiseite. Der Talaxianer und die
    Ocampa bildeten sein seltsames Paar, aber ihnen haftete jene Art von Zauber an, die anderen Paaren fehlte.
    »Tom!« entfuhr es Kes.
    Paris blieb kurz stehen, schnaufte und betrachtete die Stelle des Bodens, auf die seine Begleiterin zeigte. Im weichen Untergrund zeichneten sich deutliche Spuren ab, die offenbar von drei Personen stammten: Sie waren hier stehengeblieben, um eine Säule zu betrachten, die in der Nähe aufragte.
    »Sie sind ziemlich frisch«, sagte Paris. »Offenbar sind wir nicht mehr sehr weit hinter Janeway und den anderen. Können Sie das Tempo auch weiterhin halten?«
    Kes sah ihn an und nickte. Für einen Sekundenbruchteil glaubte er, in ihrem Gesicht Überraschung erkannt zu haben, und er beschloß, sich bei nächster Gelegenheit eingehender mit der Ocampa-Physiologie zu befassen. In ihren Augen hatte Paris etwas gesehen, das sich mit folgenden Worten
    beschreiben ließ: Natürlich kann ich das Tempo auch weiterhin halten. Warum sollte ich nicht dazu in der Lage sein? Seine eigenen Lungen protestierten bereits, und er ahnte, daß er am nächsten Morgen mit einem ausgeprägten Muskelkater in den Beinen rechnen mußte. Vorausgesetzt natürlich, daß er den nächsten Morgen überhaupt erlebte.
    Erneut folgten sie dem Verlauf des Weges. Paris blieb
    wachsam, hielt sowohl nach Spuren von Janeway, Kim und Tuvok Ausschau als auch nach Anzeichen der Urrythaner. Er versuchte, die eine Hand in der Nähe des Phasers zu halten, ohne seinen Laufrhythmus zu sehr zu beeinträchtigen. Wenn es ernst wurde… Er hoffte, daß er die Waffe dann schnell genug ziehen konnte.
    Vok erwachte, sah sich um und bemerkte zunächst nichts Ungewöhnliches. Wenn er sich von der Einen Stimme löste, fiel es ihm immer schwer, in die reale Welt zurückzufinden.
    Doch als er widerstrebend den Einfluß der Alten abstreifte, begann er zu ahnen, welche Konsequenzen sich diesmal aus seiner Meditation ergeben mochten.
    Es wurden noch immer Vorbereitungen für das Aufsteigen der fremden Frau getroffen, aber nur drei oder vier seiner Gefolgsleute waren damit beschäftigt – gerade genug, um die Gesänge fortzusetzen. Andere sammelten Blumen, um das
    Ambiana frisch zu halten, aber ihre Anzahl entsprach dem absoluten Minimum. Niemand hatte mit Vok meditiert.
    Niemand kümmerte sich um die Routineangelegenheiten der Siedlung. Von Ban war weit und breit nichts zu sehen.
    Vok stand auf und näherte sich den Personen, die das Ritual durchführten. Eine Zeitlang beobachtete er sie und merkte, daß sie ihm ganz bewußt keine Beachtung schenkten. Sie wußten, was er von ihnen in Erfahrung bringen wollte, aber sie würden ihm die

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