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Puppen

Puppen

Titel: Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Niall Wilson
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Richtungen des Tunnels im Auge.
    »Sehen Sie sich das an.« Kim hob den Tricorder, damit
    Janeway einen Blick aufs Display werfen konnte. »Die
    Botschaft dieser Säule unterscheidet sich von der der anderen.
    Sie ist vollständiger. Und dann das Datum. Wenn ich richtig übersetzt habe, wurde diese Säule vor über zehntausend Jahren errichtet.«
    Janeway versuchte, dem jungen Fähnrich aufmerksam
    zuzuhören, aber es fiel ihr schwer, sich auf seine
    Ausführungen zu konzentrieren und wegen der Urrythaner besorgt zu sein, die sie verfolgten.
    Sie sah aufs Display und las: »Hier ruht Lin, Sohn von Les, Bruder von Mat. Mit offenen Armen nähert er sich dem
    Großen Erwachen durch den Tunnel des Langen Schlafs. Er träumt und bereitet sich auf das kommende Wunder des
    Aufsteigens vor. So wie sein Vater vor ihm und in der Hoffnung, daß sein Bruder ihm folgt, wird Lin eins mit dem Boden. In Ruhe strebt er nach den Sternen, so wie er im Großen Erwachen nach ihnen streben wird.«
    Janeway sah auf. »Das klingt so ähnlich wie bei den anderen Inschriften. Warum halten Sie dies für etwas Besonderes?«
    »Lesen Sie weiter, Captain«, sagte Kim aufgeregt. »Was Sie bisher gelesen haben, stammt von der Säule. Aber es gibt noch mehr Text, und er betrifft die Hieroglyphen in dem Stein neben der Säule. Offenbar hat Vok uns nicht die ganze Wahrheit gesagt, oder er wußte es nicht besser. Ich bin ziemlich sicher, daß sich seit vielen Jahren niemand an diesem Ort aufgehalten hat. Vielleicht bekam Vok nie Gelegenheit, sich mit diesen Aufzeichnungen zu befassen. Derartige Botschaften erfreuen sich bei den hiesigen Geschichtenerzählern sicher keiner großen Beliebtheit.«
    Janeway sah erneut aufs Display und ließ die Darstellung scrollen.
    »Hiermit wird Zeugnis gegeben vom Dahinscheiden Mats,
    Sohn von Les, Bruder von Lin. Am heutigen Tag legte man ihn zur letzten Ruhe. Der Lange Schlaf blieb ihm vorenthalten, und ihm wurde der Segen des Ambiana genommen. Er wird nicht aufsteigen und nie in die Fußstapfen von Lin treten. Möge seine Seele in Frieden ruhen.«
    »›Und ihm wurde der Segen des Ambiana genommen‹«, wiederholte Janeway. »Es gibt – oder gab – also eine
    Möglichkeit, die Wirkung umzukehren. Vielleicht ist sie inzwischen in Vergessenheit geraten… Im Kontext der
    urrythanischen Kultur scheint so etwas eine sehr harte Strafe zu sein.«
    »Für eine Kultur, die ans Aufsteigen zu einer höheren
    Existenzebene glaubt, muß der Tod auf dieser Ebene ewige Verdammnis bedeuten«, kommentierte Tuvok.
    Bevor sie ihr Gespräch fortsetzen konnten, hörten sie
    plötzlich leise Stimmen und das Geräusch von Schritten, sowohl vor als auch hinter ihnen. Die Urrythaner eilten durch den Tunnel, jeweils drei nebeneinander. Irgendwie hatten sie es geschafft, nicht nur zu Janeway und ihren beiden Begleitern aufzuschließen, sondern in den vor ihnen liegenden Bereich zu gelangen und den Verfolgten dadurch den Fluchtweg
    abzuschneiden.
    Janeway stand Rücken an Rücken mit Tuvok, und Kim
    preßte sich an die Wand neben ihnen. Sie eröffneten sofort das Feuer und versuchten, möglichst viele Urrythaner außer Gefecht zu setzen. Doch die Kommandantin wußte, daß es auf diese Weise nicht lange weitergehen konnte. Die Ladeanzeige ihres Phasers wies auf ein energetisches Potential von nur noch fünfundzwanzig Prozent hin. Bei den Waffen von Kim und Tuvok sah die Sache bestimmt ähnlich aus.
    Sie hielten sich nicht damit auf, Worte zu verlieren. Die Angreifer näherten sich, nutzten gefallene Kameraden als Deckung, kamen einem endlosen Strom gleich aus der
    Dunkelheit: eine Flut aus schmalen, kummervollen Gesichtern und langen, mehrgelenkigen Gliedern.
    Jene Vibrationen, die Janeway zuvor gespürt hatte, wurden nun stärker. Staub rieselte von der Decke, gefolgt von kleinen Steinen. Janeway, Kim und Tuvok hielten es für besser, ein wenig von der Wand fortzuweichen.
    »Captain!« rief Tuvok. »Mir ergeht es jetzt wie Kes – ich spüre etwas. Die Lebenskraft wird so stark, daß ihre
    Ausstrahlungen bis in mein Bewußtsein reichen.«
    Plötzlich übertönte eine Stimme den Lärm des Kampfes und das Summen, das mit den Vibrationen einherging. Zwar war sie nicht sehr laut, aber Autorität erklang in ihr.
    »Aufhören!« Zuerst schien die Stimme zu leise zu sein, aber irgendwie verschmolz sie mit den Vibrationen und wurde dadurch stark genug, um weit durch den Tunnel zu hallen.
    »Hört sofort auf!«
    Janeway drehte sich um und versuchte,

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